LandesverbandGreen Deal bedeutet nicht nur E-Autos

Landesverband / Green Deal bedeutet nicht nur E-Autos
Der Landesverband fordert einen Ausbau des Bahnangebots Foto: Editpress/Tania Feller

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Bestehende Gleisanlagen sollen nicht abgebaut, weitere Haltestellen etwa an der Nordstrecke hinzugefügt werden. So lauten einige Forderungen des Landesverbandes an die Regierung.

Der Green Deal der EU dürfe nicht allein darin bestehen, auf E-Autos umzusteigen. Damit hatte Landesverbandpräsident Georges Merenz bereits zusammengefasst, um was es seiner Organisation geht: mehr Fracht von der Straße auf die Schiene und insbesondere Ausbau des Bahnangebots für die Passagiere. Dazu arbeitete der in der Zwischenzeit dem OGBL angegliederte Verband einen Katalog konkreter Vorschläge aus, deren Umsetzung verglichen mit den üblichen schweren Infrastruktur- und Investitionsplänen bei der Bahn zügig umgesetzt werden könnte.

Der Regierung warf die Verbandsleitung am Montag keineswegs Tatenlosigkeit vor. Da sei viel Positives dabei. Leider habe man jedoch auch negative Entwicklungen festgestellt, sagte Merenz. Dabei nannte er die Schließung der Strecke Rümelingen-Ottange 1996, weil die Bahnschranke in Rümelingen den Straßenverkehr behinderte, und die Beseitigung der Haltestellen von Bellain und Maulusmühle. Der Streckenabschnitt Kleinbettingen-Steinfort wurde in einen Radweg umgewandelt. Bedroht seien die Nebenstrecken Ettelbrück-Diekirch und Nörtzingen-Rümelingen-Zentrum.

No-Go

Es sei wichtig, dass bestehende Strecken nicht abgebaut bzw. verbaut würden. Als No-Go bezeichnete Merenz das Ersetzen des Zugverkehrs Esch/Alzette-Audun-le-Tiche durch ein Schnell-Bus-System nach Fertigstellung der neuen Strecke zwischen Luxemburg und Bettemburg. Überhaupt sieht der Verband große Möglichkeiten nach Inbetriebnahme dieser neuen Linie. So könnten Direktverbindungen aus Luxemburg-Stadt nach Volmerange-les-Mines und Rümelingen geschaffen werden.

An der Nordstrecke (Luxemburg-Ulflingen) sollte auf den geplanten Fahrradweg auf dem ehemaligen Gleisbett zwischen Ulflingen und Clerf verzichtet werden. Nichts gegen Radler, aber ein Radweg durch den Wald wäre weit angenehmer, so Merenz. Stattdessen sollte die Doppelspur wiederhergestellt werden, um die Streckenkapazität zu erhöhen. Damit belgische Pendler rechtzeitig zur Arbeit können, sollten Züge aus der Gegend Vielsalm und Trois-Ponts noch vor 8.00 Uhr in Luxemburg-Stadt einfahren. Die Strecke Ettelbrück-Diekirch sollte nicht nur erhalten, sondern durch zusätzliche Haltestellen etwa beim Supermarkt in Ingeldorf ergänzt werden. Die Nebenstrecke Kautenbach-Wiltz sollte in Richtung Industriebrachen, wo ein großes Immobilienprojekt entsteht, weitergeführt werden. Mit den belgischen Netzbetreibern sollte neu verhandelt werden, damit man die Passagiere gleich in Vielsalm abholen könne, so René Birgen vom Landesverband. Man müsse die Fahrgäste dort abholen, wo sie sind.

Vorschläge legt die Eisenbahnergewerkschaft auch für die Linien 20 (Attertstrecke) und 30/40 (Luxemburg-Wasserbillig) vor. Im Zusammenhang mit der Entstehung der „Nordstad“ sollte der Streckenabschnitt Bissen-Ettelbrück erneut für den Personentransport genutzt werden. Das würde die Zahl der Busse ins Zentrum von Ettelbrück reduzieren. An der Linie 30/40 sollte bei Moutfort eine Haltestelle gebaut werden. Die geplante Bahnlinie zwischen dem Hauptbahnhof Luxemburg und dem Flughafen, wo bereits ein Bahnhof gebaut worden war, sollte endlich realisiert werden.

Arbeitsplätze in Gefahr

Mit der Einführung des Gratistransports entfiel die übliche Fahrkartenkontrolle in den Zügen. Das Begleitpersonal sollte andere Aufgaben übernehmen. Dieses neue Berufsbild liege noch nicht vor, so Merenz. Insbesondere in Doppelstockwagen sollten zwei Begleitpersonen mitfahren, was das Sicherheitsgefühl bei den Passagieren erhöhen würde.

Apropos Mitarbeiter: Sorgen bereiten der Gewerkschaft die Arbeitsbedingungen der Angestellten, die im Rahmen der neuen öffentlichen Dienstaufträge für die RGTR arbeiten werden. Die aktuellen Verträge laufen Anfang 2022 aus. Die Auftragsvergabe für die RGTR-Linien wurde EU-weit ausgeschrieben. Die oftmals kleinen Luxemburger Transportfirmen könnten etliche Aufträge an größere Konkurrenten aus dem nahen Ausland verlieren, so die Befürchtungen. Arbeitsplätze wären gefährdet. Das Lastenheft sollte die in Luxemburg geltenden Sozial- und Umweltstandards vorschreiben, so die Gewerkschaft. Die neuen Verträge sollten die kollektivvertraglich vereinbarten Bestimmungen übernehmen. Einen Einblick in das Lastenheft bekamen die Gewerkschaft und die Berufskammer der Beschäftigten (CSL) bisher nicht. Ein entsprechendes Schreiben der CSL von Januar 2020 an Mobilitätsminister François Bausch sei unbeantwortet geblieben, so Nico Wennmacher von der Landesverbandsleitung. In einem Erinnerungsschreiben vom 10. Mai dieses Jahres besteht die CSL darauf, dass die Fahrer, die unter dem aktuellen RGTR-Vertrag angestellt wurden, von der Firma übernommen werden, der die RGTR-Linie zugeschlagen wird.