EditorialWer Geld hat, darf … fast alles 

Editorial / Wer Geld hat, darf … fast alles 
Corona ist unsozial und ungerecht; wer kein Geld hat, darf von solchen Eskapaden nur träumen Foto: dpa/Clara Margais

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Karl Marx war nicht gegen Reichtum. Er war nur gegen Ungleichheit. Gegen unendlichen Reichtum einerseits und viel Elend andererseits. Darüber sollte auch in Corona-Zeiten nachgedacht werden. Denn besonders jetzt, während der Pandemie, wird mehr denn je deutlich, dass es ein ziemlich ungerechtes Ungleichgewicht gibt.

Es gibt jene, die, weil sie die Mittel haben, sich viel erlauben können, während andere, mit dem Finger im Munde, dem Lauf der Dinge harren – müssen. Das ist nicht gut. Oder wie zu Empathie fähige Führungskräfte sagen würden: suboptimal.

Das Problem zeigte sich gleich zu Beginn der Pandemie. Während die einen sich im weitläufigen Garten bräunten, saßen andere auf wenigen Quadratmetern ohne Garten, ohne Terrasse. Kein Wunder, dass Corona sich gerade in solchen Gefilden breitmachte und macht. Interessieren tut das kaum jemanden. Fast genauso wenig wie die für adäquates Arbeiten oder Lernen von zu Hause nötigen Mittel. Wer Geld hat, ist online, die anderen hängen im Netz.

Allgemein gilt: Wer über die nötigen Mittel verfügt, kann es sich in der Pandemie gemütlicher einrichten. Abgesehen davon, dass er immer noch den größeren Garten hat, darf er zum Beispiel auch mal verreisen.

Ja, er muss sich dafür einem Test unterziehen. Außerhalb der Large-Scale-Prozedur kostet der um die 60 Euro. Schneller geht’s am Flughafen. Da kostet der Test unter Umständen allerdings mehr als 100 Euro. Nicht zu unterschätzen sind auch die Kosten für den Test bei der Rückreise mit dem Flieger. 70 Euro haben Reisende aus Spanien kommend bezahlt, in Italien waren es gar 140. Pro Kopf!

Bei einer vierköpfigen Familie sind das 240 oder gar 560 Euro. Doch was soll der Geiz? Dann sollen sie halt Kuchen essen, also nicht verreisen. Ungerecht. Total. Solche einkommensschwachen Familien brauchen ja auch nicht ins Restaurant zu gehen, wenn sie sich den obligatorischen Test nicht leisten können. Unfair. Total.

Dass sich einige, trotz großer Bedenken, nun impfen ließen, hat auch mit ihrer finanziellen Situation zu tun. Sie haben einfach keine Lust, je nach Stand der Dinge immer weiter für jenes und dieses zu zahlen. Blöde nur, dass die Impfung bisher nicht als Freifahrtschein gilt und man immer noch zahlen muss. Unsozial. Total.

Aber was sind denn 20 Euro für den Test, wenn man zu viert ins Restaurant geht, sagte jüngst eine Gelegenheitsbekanntschaft. Eine solche Aussage ist symptomatisch für die Arroganz der Satten gegenüber den Erwartungen der Hungernden.

Besonders bedenklich waren und sind Kundgebungen jener, die in den sozialen Netzwerken Wasser predigten und Wein tranken. Jene nämlich, die sich darüber aufregten, dass einige vielleicht etwas über die Stränge schlugen und damit Volkes Gesundheit in Gefahr brachten. Jene aber, die sich so aufregten, sind, sobald es ging, in den Urlaub ins Ausland gefahren. „Ich hab’s mit den Kindern hier nicht mehr ausgehalten“, schrieb eine Frau mittleren Alters auf Facebook. Sie hat Urlaub in der Schweiz gemacht. Das hätten viele andere wohl auch gerne. Und gutgetan hätte es ihnen und ihren Kindern bestimmt auch. Nur leisten konnten sie es sich nicht.

d'Boufermamm
24. Mai 2021 - 10.16

Ja, so ist es. Wer Geld hat darf ....fast alles. Geld ist im Grunde genommen eine Illusion und macht bewiesenermassen nicht glücklich. Nur, wer reich ist, kann sich mehr Luxus leisten und im Krankheitsfall eine bessere Behandlung, Versrgung und Pflege. Und die Reichen haben das viele Geld nicht vom Teilen und Geben. So gesehen sind sie menschlich arm. Nicht wir haben uns für den Kapitalismus entschieden, wir sind hineingeboren worden und haben weder Verdienste noch Schuld an diesem Umstand . Die Geburt ist keine Entscheidung, sie ist ein Schicksal.

Claudette
20. Mai 2021 - 18.34

Natierlech hu Leit, déi nom Iessen e puer Calvados vun 1942 mat enger 100€ Zigar fëmmen, kee Problem mat engem test.

Therese
19. Mai 2021 - 9.46

@dne jangeli ech hun irgendwéi d'Impressioun dass Dir neischt verstanen hut. Fehlt just nach den idioteschen Sproch:"nach geht et eis jo gutt". Den Marco Goetz huet den Nol op den Kapp getraff. Mir hai am Eisleck mat eiser Wiss an Terrass wou mir eis et an der Natur gemittlech gemat hun,wàhrend aner Familjen zesummengepfercht ob engem Appartement soutzen an sech geigenseiteg mat akrybescher Klengaarbecht an den Wahnsinn gedriwen hun,get engem esou richteg elo bewosst.An donieft sin dei Appartementer nach astronomesch daier.

MelC
18. Mai 2021 - 16.49

Villmols merci fir den eierlechen Artikel! et deet esou gudd emol en Artikel ze liesen wou d'Problematiken fun der normaler Bevölkerung fum Land as. Ech hun mech seit laangem gefrot weini ass endlech een Journalist deen des Seit mol bericht. nach eng keier merci!!!

zyniker
18. Mai 2021 - 16.48

Neid ist überall, vor ein paar Tagen war es der Neid der Privilegien der Nichtgeimpten gegenüber den Geimpften jetzt der Neid der Wohlhabenden gegenüber den Nichtwohlhabenden. Neid überall.

Jean Godart
18. Mai 2021 - 14.40

Super Artikel Mä eise Politiker ass daat sch...... Egal.

Observer
18. Mai 2021 - 14.22

Wer hat der hat! Nicht jeder kann einen Weltraumflug machen! Sélection naturelle mit künstlichenm Geld!

HTK
18. Mai 2021 - 12.39

Wir haben uns für den Kapitalismus und die freie Marktwirtschaft entschieden. SO sieht die aus. Geld ist Macht.Das ist doch kein Satz von gestern. Vor dem Geld war es die dickste Keule und der stärkste Arm. Homo rapiens-der gierige Mensch. Wenn ein Mensch sich durch Fleiß und Arbeit einen gewissen Standard leisten kann sollte man dem ein schlechtes Gewissen machen? Ist es gerecht wenn Eltern und Großeltern sich krepiert haben um ihren Kindern ein gutes Leben zu sichern,der Staat kommt und seinen Teil fordert um die weniger Fleißigen durchzufüttern? Warum allerdings ein Manager eine Million Euro im Jahr verdienen kann nur weil er ein geschickter Zocker und rücksichtsloser Sanierer ist (Wiedeking/Porsche) müsste hinterfragt werden.Aber eine Antwort wird es von keinem geben,schon gar nicht von Politikern. Wie sagte einst J.Pispers(Kabarettist) " Jeder kann reich werden,aber nicht alle.Dazu reichen die Ressourcen nicht." Wenn wir für 60Euro nach Malle fliegen können,dann müssen dafür irgendwo Menschen unterbezahlt arbeiten. Wenn ein Schweinefilet 5 Euro kostet,dann müssen irgendwo Tiere leiden. Billig ist geil.Dass davon einige steinreich werden ist uns egal.

Ebimohs
18. Mai 2021 - 12.38

Die Unsolidarität der sogenannten Reichen, aber in Wirklichkeit der Egoisten und Rücksichtslosen, ist allenthalben doch mit Händen zu greifen. Sicher könnten wir uns Tests etc. leisten, doch wir halten es für unverantwortlich ins Restaurant zu gehen oder zu verreisen!! Selbst die Fahrten zu den Baustellen, die wir in Deutschland eigentlich betreuen müssten, also Arbeit und berufliche Reisen, haben wir seit September vollständig eingestellt und beschränken uns darauf, diese via Internet und per Telephon zu organisieren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Natürlich würden wir unsere Lieben auch gerne, nach nun mehr als 1 Jahr, mal physisch wiedersehen; aber trotz vollständiger Impfung unterlassen wir das aus Solidarität und auch aus Verantwortungsbewusstsein. All die, die glauben auf den Restaurant- oder Kulturbesuch nicht verzichten zu können. können ja auch über eine Spende an ihr Lieblingsrestaurant oder den Kultursektor nachdenken!!

Frank Bertemes
18. Mai 2021 - 12.26

Ein wie immer bestens gelungener Beitrag von Herrn Goetz! Interessant auch, dass Karl Marx wieder einmal nach seinem Festjahr 2018 anlässlich seines 200ten Geburtstag bemüht wird. Leider wird der große Denker (um seine Person ganz einfach mal allgemeingültig so zu resümieren) jedoch kaum von den heutigen "Sozialisten" erwähnt und schon gar nicht zitiert. Auch wenn der Spruch "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" nicht von ihm selbst, sondern von seinem Anhänger Bert Brecht stammt, so kann man das Verhalten gewisser Kreise im Rahmen dieser Pandemie ebenso zusammenfassen - gemütlich und Cocktail-schlürfend im Park-Garten ihrer riesigen Anwesen sitzend und auf dem Laptop die Entwicklung ihrer Profite verfolgend , während andere nicht einmal über einen minimalen Balkon verfügen und zu fünft (oder mehr) auf dem sechsten Stock ihrer kleinen Mietwohnung im psychischen herumsitzen und um ihre Existenz fürchten müssen. Und die (sehr berechtigte) Corona-Steuer des Ministers Dan Kersch von den modernen Kapitalisten und ihrer Lakaien höchstens müde belächelt wird , nicht wahr Herr Finanzminister? Richtig, Herr Gramegna, Steuern sollen nicht da sein, um zu bestrafen, jedoch durchaus um so etwas wie Solidarität (inexistenter Terminus im neoliberalen Vokabular) in bitteren Zeiten zu manifestieren, oder?

dne jangeli
18. Mai 2021 - 11.37

sidd mol frou dass et nach leit gin die geld ausgin fir sou sachen well soss sin all die betrieber/airlines etc geschwenn faillite an dann geht keen mei neierens!

Blücher
18. Mai 2021 - 9.20

Wie schön Marx zitiert wird .Was sind die Gehälter, die Renten der Klein-,Mittelschicht Arbeitnehmer im Gegensatz zu den Gehälter der Politiker, Wirtschaftsbossen und Verwaltungsmitglieder wert. Die Politik misst deren Wert die Lebenshaltungskosten durch Umweltsteuern ,-Taxen zu belasten, die Wirtschaft ihren Wert durch Preiserhöhung auf Waren aller Art, die Verwaltungsmitglieder den Wert auf deren Kosten sie sich eines ihrer seligen Zubrote verdienen.Solange diese realitätsfremde, den vom Boden abgehobenen „Macher“ das Sagen haben, wird die Welt im selben Trott von den Armen , den Reichen ,den Profitören ,deren Günstlingen und Lakaien weiterdrehen.

max
18. Mai 2021 - 8.16

a wéi recht hot Dir mat dêsem Artikel just êt ass nêt nêmmen een Artikel êt ass déi batter Wouerecht êt gouf an êt gêt êmmer Klassen-Ênnerscheeder awer esou krass, wéi well, war êt scho laang nêt méi jo de Karl Marx hat sêch schon viirun 150 Joer mat dem selweschtenThema befaasst, an d'Resultat war eng länger Zäit positiv awer elo, scho laang viirun der Pandemie, esou êm ons 'Euro-Zäit', do koum déi grouss Wend, schléichend, awer êmmer méi, a méi, an elo mam Corona, gêt êt méi sichtbar, oder besser, méi spiirbar, an all Dag faalen dêr duerch den Triichter an nêt nêmmen hei an Europa, dat gelt weltwäit, êt ass dach een Hoon, dat déi arem Länner mol kee Vaccin kréien fiir duerch d'Pandemie ze kommen well sê sêch kee leeschte können, an hei, gin deier Schnelltester ouni mat der Wimper ze sêcken ausgin, fiir an d'Vakanz ze fléien oder an de Restaurant ze goên, klor mussen Bedräiwer och Eppes verdingen, wou sê esou laang hu missten zou maachen.. awer êt geet jo och op der Terrasse zu Berlin ass êt méi klor, do hun déi Geimpft méi Fräiheete krit, déi brauche kee Schnelltest an hun een 'Impfpass' hei hu mer jo och ee Certificat krit dat ee geimpft ass, awer dee zielt nêt, also wou ass dann do Europa!?