Abrechnung mit dem PatriarchatMuslima klagt mit Buch Frauenfeindlichkeit der Glaubensgemeinschaft an

Abrechnung mit dem Patriarchat / Muslima klagt mit Buch Frauenfeindlichkeit der Glaubensgemeinschaft an
Fatma Akay-Türker will dem Islam vom Platz am Rand zu einem in der Mitte der Gesellschaft verhelfen Foto: Lukas Beck

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Das Buch einer Muslima sorgt derzeit in Österreich für Aufsehen. Es ist eine Abrechnung mit Männern, die noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind.

Fatma Akay-Türker war die einzige Frau im 15-köpfigen Obersten Rat der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Weil aber in Sachen Geschlechtergerechtigkeit nichts weiterging und sie nicht als Feigenblatt dienen wollte, erklärte sie vor knapp einem Jahr den Rücktritt und nahm damit auch den Verlust ihres Brotberufes als Religionslehrerin in Kauf.

Jetzt reicht die Historikerin und Theologin eine schonungslose Kritik an islamischen Fehlentwicklungen im Allgemeinen und der IGGÖ im Besonderen nach: Ihr Buch „Nur vor Allah werfe ich mich nieder — Eine Muslimin kämpft gegen das Patriarchat“ ist eine Abrechnung mit der islamischen Männergesellschaft.

Frei fürs Kopftuch?

Ihre feministische Ader entdeckte die 1989 als 13-Jährige aus Anatolien nach Wien gekommene Fatma schon früh, wenngleich die Kraft noch nicht reichte, um als 17-Jährige im Heimaturlaub die Zwangsverheiratung zu verweigern. Mütterlichen Druck zum Kopftuchtragen ignoriert sie aber, bis sie sich mit 18 frei dafür entscheidet — nicht ohne aber heute zu fragen: „Wie frei war diese Entscheidung wirklich?“

Allen Integrationswidernissen zum Trotz schafft das Gastarbeiterkind eine akademische Karriere und möchte das theologische Wissen nützen, um, wie sie schreibt, „in religiöser und gesellschaftlicher Hinsicht stecken gebliebenen“ Austro-Türken eine moderne Glaubensbotschaft zu vermitteln. Denn: „Der Koran sieht Demokratie, Menschenrechte und Gleichberechtigung vor.“

Nicht einmal am Frauentag durfte ich mich zu Wort melden

Fatma Akay-Türker

Wie sehr der Kampf für Frauenrechte eine Sisyphusarbeit ist, erlebt Akay-Türker vor zweieinhalb Jahren nach ihrem Sprung in die Spitze der IGGÖ. Deren neuer Präsident Ümit Vural gibt sich öffentlich reformfreudig und weltoffen. Dem ersten weiblichen Mitglied des Führungsgremiums hatte er versprochen, sie werde nicht bloß „Quotenfrau“ sein. Es kam anders, wie Akay-Türker in zahlreichen Anekdoten beschreibt. Die Männer, auch Vural, hätten ihr bei Sitzungen den Handschlag zur Begrüßung verweigert. Im Obersten Rat erklärt ihr ein Kollege, warum die Frau dem Mann zu gehorchen hätte: „Sie ist sowieso aus der Schulter des Mannes erschaffen worden.“

Polygamie eine Option

Auch über Polygamie wird gesprochen und die Frauenvertreterin auf Koran-Vers 4:3 hingewiesen, der Männern bis zu vier Ehefrauen zugesteht. Akay-Türker fragt sich, was ihre Schülerinnen denken würden, „wenn sie draufkämen, dass hochrangige Funktionäre der IGGÖ die Polygamie als gerechtfertigte Option ansahen“.
Nachdem sie in ihrer ersten Rede als Frauenbeauftragte der IGGÖ für die Gleichberechtigung eingetreten war, wurde sie kein einziges Mal mehr zu einem offiziellen Auftritt eingeladen.

Akay-Türker: „Nicht einmal am Frauentag durfte ich mich zu Wort melden.“ Sie habe feststellen müssen, „dass die Abwertung der Frau in der IGGÖ institutionalisiert war“. Rücktritt ist die logische Konsequenz. Der Bruch mit der IGGÖ ist aber keiner mit dem Islam. Sie erklärt alle Probleme mit der Tradition und exkulpiert so die Religion. Ihr Buch basiert auf einer idealisierten Koran-Exegese, die ein Wunschbild zeichnet, das jedoch – wie sie selbst erfahren musste – von der Realität oft konterkariert wird.

„Der Islam, wie der Koran ihn vorschreibt, ist eine Religion der Mitte“, glaubt Akay-Türker weiter fest und erklärt Suren, die Kriegerisches oder Frauenfeindliches enthalten, für falsch übersetzt oder aus dem Kontext gerissen. Mit ihrem Buch will sie bewirken, „dass der Islam in Europa in der Mitte der Gesellschaft ankommen kann, statt ein Dasein am Rande zu fristen“. 

Als Frauenbeauftragte der IGGÖ musste ich jedoch feststellen, dass die Abwertung der Frauen in der IGGÖ institutionalisiert war

Fatma Akay-Türker

Fatma Akay-Türker

„Nur vor Allah werfe ich mich nieder — Eine Muslimin kämpft gegen das Patriarchat“, erschienen bei Edition a, 224 Seiten, 22 Euro.

HTK
16. Mai 2021 - 9.43

Die heiligen drei Bücher,von denen jedes einzelne für sich beansprucht DAS Buch Gottes zu sein,sollten alle drei die eigenen vier Wände nicht verlassen. Genau so wie deren Inhalt. Dass die Frau von allen Religionen als gleichberechtigt gilt ist bekannt,und zwar mit Kamelen und Ziegen. Wenn ein Gott "verfügt",dass Frauen mit Kopftuch oder total vermummt herumlaufen müssen und nur in Begleitung eines Mannes,dann lässt das doch zumindest erahnen von welchem geistigen Schrot dieser Gott ist. Dabei reden wir noch nicht einmal von den genitalen Verstümmelungen in vielen Glaubensvereinen. Auch der Gründer der Christensekte,jener neurotische Epileptiker Saulus von Tarsus,eher unter dem Künstlernamen Paulus bekannt,war nicht gerade zimperlich was Frauenrechte angeht. Also,der Dame ad hoc würde ich empfehlen das Buch und das Kopftuch beiseite zu legen und sich ihrem einmaligen Leben zu widmen.