déi gréngFélix Braz klagt gegen erzwungenen Rücktritt von seinen Ämtern – Anwalt spricht von Diskriminierung

déi gréng / Félix Braz klagt gegen erzwungenen Rücktritt von seinen Ämtern – Anwalt spricht von Diskriminierung
Félix Braz Archivbild: Editpress/Hervé Montaigu

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Der ehemalige Grünen-Minister Félix Braz hat Klage gegen seinen erzwungenen Rücktritt im Oktober 2019 eingereicht. Braz erlitt im August 2019 einen Herzinfarkt, die Regierungsgeschäfte übernahmen übergangsweise seine Partei- und Ministerkollegen François Bausch und später Sam Tanson, bis im Oktober eine endgültige Regierungsumbildung stattfand. Die damalige Kultur- und Wohnungsbauministerin Sam Tanson („déi gréng“) übernahm das Ressort von Braz, dem eine „Démission honorable“ zuteilwurde.

Félix Braz („déi gréng“) hat Klage gegen seinen eigenen Rücktritt im Oktober 2019 eingereicht. Das hat Me Jean-Marie Bauler, der Anwalt des ehemaligen Grünen-Ministers, dem Tageblatt gegenüber bestätigt. Er sehe keine rechtliche Basis für die Demission von Félix Braz, da dieser kein eigenes Rücktrittsgesuch eingereicht oder unterschrieben habe, sagt Bauler. „Die Demission ist deshalb meines Erachtens illegal.“

Zuspruch der LSAP

Die zweite Klage betreffe die finanzielle Entschädigung, die dem ehemaligen Minister zugestanden wurde, sagt Bauler. „Ein Ministerposten ist nicht nur ein politisches Mandat. Als Minister ist man ebenfalls Leiter einer Verwaltung“, sagt Bauler. Aufgrund dessen würde sein Mandat im Vergleich zu anderen höheren Posten im Staatsdienst diskriminiert werden, argumentiert der Jurist. „Die Nominierung auf einen höheren Posten ist ja mittlerweile auch eher eine politische Entscheidung“, sagt Bauler im Gespräch mit dem Tageblatt.

Zuspruch erfährt der ehemalige Minister Félix Braz vonseiten des LSAP-Parteipräsidenten Yves Cruchten. Cruchten sagt auf Twitter, die Gesetze seien nicht mehr „angepasst“. Diese Frage habe sich früher nicht gestellt, da fast jeder Politiker Anspruch auf eine Rente habe stellen können.

Der Anwalt von Félix Braz kritisiert ebenfalls die geringe Zeitspanne zwischen dem Herzinfarkt und der Amtsenthebung. „In fünf Wochen ging alles über die Bühne. Dabei haben die Ärzte darauf hingewiesen, dass die Genesung Zeit braucht“, sagt Bauler. Auch Premierminister Xavier Bettel (DP) habe darauf aufmerksam gemacht, dass Braz’ Genesung Zeit in Anspruch nehmen werde, so Bauler. Zudem seien schon früher Minister längere Zeit ausgefallen, ohne dass eine Demission erforderlich gewesen sei, sagt Bauler mit Verweis auf den Autounfall des damaligen Finanzministers Jean-Claude Juncker im Jahr 1989 und die Operation von Justizminister François Biltgen im Jahr 2010.

Tatsächlich sagte Bettel auf der Pressekonferenz am 6. September, auf der angekündigt wurde, dass Sam Tanson einstweilig den Posten des Justizministers ausführen werde, dass Félix Braz ein Mitglied der Regierung bleiben werde. „Herr Braz war, ist und bleibt Mitglied dieser Regierung. Wir wünschen Félix Braz aber eine gute Besserung, die aber ihre Zeit in Anspruch nehmen wird“, erklärte Bettel der Presse.

Parteipolitische Entscheidung

Die Besetzung der Ministerposten ist jedoch keine Entscheidung der Regierung, sondern obliegt den Parteien.  „Wir haben als Partei Ende September 2019 beschlossen, Félix Braz als Minister in der Regierung zu ersetzen“, sagt Meris Sehovic, Präsident von „déi gréng“, im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Entscheidung sei nicht leicht gewesen, man habe den Gesundheitszustand eines Parteifreundes gegen das Gemeinwohl des Landes abwägen müssen. Zum damaligen Zeitpunkt sei aber nicht absehbar gewesen, ob und inwiefern sich der Gesundheitszustand von Braz überhaupt noch verbessern werde, sagt Sehovic.

„Partei- und Regierungsmitglieder von ,déi gréng‘ haben zu dem Zeitpunkt im Austausch mit der Familie von Félix Braz gestanden“, sagt Sehovic, der jedoch auch sein Verständnis für die „schwierige Situation der Familie“ bekundet. „Klage gegen die damaligen Entscheidungen einzureichen, ist natürlich sein gutes Recht. Das respektiere ich“, sagt Sehovic. Der Partei unsolidarisches Verhalten vorzuwerfen, sei aber nicht gerechtfertigt.

Den zweiten Klagepunkt von Félix Braz wollte Sehovic nicht weiter kommentieren. „Nach dem Ausscheiden aus der Regierung hat Braz ein Anrecht auf einen Posten im Staatsdienst“, sagt Sehovic. Seines Erachtens seien die gesetzlichen Bestimmungen diesbezüglich sehr klar. 

Inwiefern bei der vorliegenden Gesetzesgrundlage Unklarheiten vorliegen, wollte auch ein Sprecher der „Confédération générale de la fonction publique“ (CGFP) nicht beurteilen. „Die Interpretation des Textes obliegt der Gerichtsbarkeit. Wir kennen den Fall nur aus der Presse und können uns nicht dazu äußern, wenn wir die Details nicht kennen“, heißt es vonseiten der Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst.

Wenige Präzedenzfälle

Die Tageblatt-Berichterstattung zum Unfall von Jean-Claude Juncker
Die Tageblatt-Berichterstattung zum Unfall von Jean-Claude Juncker Foto: Editpress-Archiv

Die Causa Félix Braz ist in Luxemburg fast präzedenzlos, ein vergleichbarer Vorfall ereignete sich jedoch im Jahr 1989. Jean-Claude Juncker lag nach einem Autounfall 1989 mehrere Wochen im Koma. Juncker wurde daraufhin ebenfalls sein Amt als damaliger Finanzminister kurzzeitig entzogen. Der großherzogliche Beschluss wurde schon zwei Tage nach seinem Unfall, am 30. Oktober 1989, gefasst. Seine Ämter erhielt Juncker am 23. November 1989, knapp einen Monat nach seinem Unfall, wieder zurück. 

Jean-Claude Juncker sagte als Kommissionspräsident in seiner Erklärung zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls 2019: „Ich persönlich werde ebenfalls den 9. November für immer in Erinnerung behalten. Nach einem schweren Autounfall und drei Wochen im Koma erwachte ich am 9. November 1989 und sah die Bilder vom Mauerfall im Fernsehen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, ein Meilenstein der Weltpolitik und der Anfang eines neuen Lebensabschnittes – für unseren europäischen Kontinent und für mich persönlich.“

Der CSV-Justizminister François Biltgen wurde wiederum am 9. August 2010 an der Schilddrüse operiert. Biltgen weilte bis zum 6. September im Genesungsurlaub, nahm seine Pflichten jedoch nicht sofort im vollen Umfang wieder auf. Eine offizielle Kompetenzübertragung durch einen großherzoglichen Beschluss hat damals jedoch nicht stattgefunden.

Félix Braz erlitt einen Herzinfarkt am 22. August 2019 und wurde anschließend wochenlang auf der Intensivstation behandelt. Er konnte das Krankenhaus erst nach mehreren Monaten verlassen. Kommissarisch übernahm vorerst François Bausch das Justizministerium unter Braz, bis die damalige Kultur- und Wohnungsbauministerin Sam Tanson am 6. September den Posten übernahm.

Die jetzt umstrittene „Démission honoraire“ von Félix Braz und die Regierungsumbildung erfolgten schlussendlich am 11. Oktober 2019. Das Justizministerium fiel endgültig unter die Ägide der Grünen-Politikerin Sam Tanson, die das Wohnungsbauministerium in der Folge an Parteikollege Henri Kox abtrat.

bernard
14. Mai 2021 - 15.51

@ Emile "Ech sinn schockéiert iwert den NIveau vun den Kommentaren…" Dir sidd bestëmmt nei hei, Wëllkomm!

Och Invalid, no 26 Wochen, sans chichi
14. Mai 2021 - 11.48

De braz hätt jo vun alleng missen dropkommen, datt en no méintelaang koma an jorelaang reha dono, iwer 52 wochen, net méi kéint schaffen. Hien hätt vu sech aus kennen dat soen, et gett schlisslech procédüren fir all invalid, egal op minister, fonctionnaire, arbechter... dat huet hien net gemat. Weltfremd, machtbesessen a geldgiereg ass sein richteg gesicht. Minabel!

Nomi
14. Mai 2021 - 11.16

Et s schengt jo keen Staatsproblem ze sinn mee een reng Grenge Problem. Di Greng Partei huet den FB senges Amtes enthoben, an mat engem aaneren Grengen ersaat, an daat konnt net schnell genuch go'en ! Wann dem Hr Braz eng Indemnitei't zo'u steht, dann net vum Stei'erzuehler mee vun der grenger Partei !

StaatsDIENER
14. Mai 2021 - 10.12

De braz huet en eed geschwuer: je jure fidélitė... au grand-duc... de respecter la constitution.... et bien qu´il s´exécute comme ex ministre!

Kee Versteesdemech
14. Mai 2021 - 9.50

Dat ganzt land kann do jo nemmen de kapp reselen, bei souvill geldgier vun engem ex minister mat saudecker pei an saudeck invalidepensioun. Di aner invaliden kréien vleit 1/10 tel dovun... pro mount

Goerges U
14. Mai 2021 - 9.39

Minister as keen Beruf. Das wär nach scheng. Net schaffen an awer Suen kreien.

Paul
14. Mai 2021 - 7.37

Dem Här Braz seng Partei muss elo mol mat der "Demissiouns-Decisioun" liewen an sëch ob hierer Ethik hannerfroen, mais do geet ët just ëm kaalbliddegen Muechterhalt. All déi aner déi ouni mat der Wimper ze zucken hieren Kroop ob déi Pabeieren gesat hun sollen och mol en puer Iwerleeungen ustellen, wéi schnell een an engem administrativen Prozess vun juristeschen Vakuum dran ass. Am Fong geet et elo nach just ëm Geld, wéi ëmmer!

Taxpayer
13. Mai 2021 - 22.56

Ein Minister ist mehr als ein Beamter. Ein Ministeramt ist in gewisser Weise auch ein Ehrenamt, das auf dem Willen und der Bereitschaft beruht, dem Land zu dienen. Ist der Minister durch erwiesene Unfähigkeit oder einen Skandal untragbar, bzw. wegen Krankheit nicht mehr dienstfähig, muss er zurücktreten. Ist er wegen Krankheit unfähig, selbst seinen Rücktritt einzureichen, muss er damit rechnen, dass dies automatisch geschieht, sofern sein Gesundheitszustand eine zeitnahe Genesung zweifelhaft erscheinen lässt. Das Land braucht nun mal Regierungsmitglieder, die ihr Amt ausüben können und eigene Interessen müssen daher für einen Minister immer hintan stehen, wenn es um nationale Interessen geht. Dass Herr Braz dies nicht einsehen will wirft ein bezeichnendes Licht auf seine Amtsauffassung. Als Minister hat man viele Privilegien und ein tolles Gehalt - aber eben auch Pflichten, die über die eines "einfachen" Beamten hinausgehen.

Emile
13. Mai 2021 - 22.37

Ech sinn schockéiert iwert den NIveau vun den Kommentaren...

HTK
13. Mai 2021 - 19.50

@Frank Bertemes und Patron, zu Frank Bertemes absolut einverstanden,zu Patron " tiefste Gosse* Hirn wird nicht eingeschaltet.Hirn hat man.

de Prolet
13. Mai 2021 - 18.45

Null Empathie. Zum Teil niveaulose , erbärmliche , beschämende Kommentare die tief blicken lassen. Ein Hohn!

entrepreneur
13. Mai 2021 - 18.39

wat heescht hei "erzwungener rücktritt" en louch am koma, wochen-méintelaang, vleit jorelaang? hätt land selle stellstoen winst senger, à l'infini? all betrieb muss weiderlafen, all mensch ass ze ersetzen. dat war eng logesch konsequenz, an néideg

Frank Bertemes
13. Mai 2021 - 17.19

Félix Braz hat das Recht, seinen nicht freiwilligen Rücktritt aufgrund einer schweren Erkrankung juristisch anzufechten. Er selbst hat seinen Rücktritt ob seines Gesundheitszustandes zu keinem Moment eingereicht. Es scheint in der Tat zumindest "unelegant" , gar menschlich unfair , ihn per Parteibeschluss schon nach zwei Monaten zu "demissionieren" ohne ihn zuvor vorübergehend ersetzt zu haben , ja ohne ihm eine "Chance" auf etwaige Besserung zu geben. Die an dieser Stelle abgegebenen bösartigen Kommentare an die Adresse eines schwer kranken Menschen verurteile ich schärfstens- das geht gar nicht! Weiterhin alles Gute Félix Braz!

PATRON
13. Mai 2021 - 16.49

@HTK . Der Uebergang ist nicht unendlich. Cf. GESETZE! 52 WO. Viele Kranke werden nicht gesund u. Können nicht mehr arbeiten. Soll der Steuerzahler u. Arbeitgeber zb. 8 Jahre auf Komaschluss oder Tod warten...? Und Gehalt weiterzahlen, hier 24.000E / Monat ??? Bitte Hirn einschalten

sepp
13. Mai 2021 - 16.47

Wat stinn hei Commentairen... bei enger Gesondheet nach iwwert de Fric ze diskutéieren an dass de Braz soll frou sinn dass en nach lieft an dass d'Land aner Suergen huet an dass en hätt besser sollen op seng Gesondheet oppassen. An dat bei engem Herzinfarkt. Dir sidd einsam Toperten an wärt och einsam a frustréiert stiewen.

HTK
13. Mai 2021 - 14.20

" ...die Geschäfte übergangsweise übernahmen." Wo ist das Problem? Der Übergang dauert solange bis der Kranke wieder gesund ist und sein Amt wieder übernehmen kann. Das Wohl des Patienten und das Wohl des Volkes sind somit gewahrt.Oder? Alles andere ist Mobbing.

Saugoût
13. Mai 2021 - 13.58

Do ass et jo nees, op der archivfoto vum ex-büro vum ex-minister: dat abartegt bild mat den handschellen..., dat seet schon alles!

wiirklech aarmen Invalid, mat 43 Joer
13. Mai 2021 - 13.32

Dé sellt frou sinn datt en nach liewt, grâce aux DRS... t'Land huet aner Problémer wi seng finanziell Capricen! honnerte Leit sinn schwéierst krank an kämpfen em hir Existenz, awer mat wiirklech Suergen winst mickreg Invaliderent, mol net 1/10 vun senger Ministerpei 24.000E plus Spesen...

Invalid no 6 Méint Chimiothrapie
13. Mai 2021 - 13.27

all fonctionnaire gouf souguer no 6 méint incapacité de travail an t'invalidepensioun geschéckt bei maladie grave... nach virun puer joer. lo sinn et 52 wochen, do ass de braz längst driwwer. En huet guer neischt kapéiert, méintelaang op intensivstatioun, soss géif en op seng gesondheet oppassen, amplaz op héchsten niveau em fric ze blären, bei 24.000E Pei, an dementeprichent mega invaliderent ! dégoutant.