EnergieversorgerCorona hat das Geschäft von Enovos gebremst

Energieversorger / Corona hat das Geschäft von Enovos gebremst
Der Sitz der Encevo-Gruppe in Esch/Alzette Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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In einem Jahr, das weitgehend von der Covid-19-Pandemie geprägt war, hat die Encevo-Gruppe weniger Verkäufe getätigt als im Vorjahr. Auch der Gewinn war rückläufig. Die Investitionen, vor allem in die Modernisierung der Energienetze, erreichten derweil jedoch ein neues Rekordhoch. Auch die Zahl der Mitarbeiter hat spürbar zugelegt.

„Die Gruppe hat die Covid-Krise richtig gespürt“, so Encevo-Verwaltungsratspräsident Marco Hoffmann am Mittwoch per Videokonferenz im Rahmen der Vorstellung des Jahresergebnisses 2020. Insgesamt hat die Gruppe letztes Jahr 6,3 Prozent weniger Gas (vor allem bedingt durch das wärmere Wetter) und satte 17 Prozent weniger Strom (krisenbedingt) verkauft als noch im Jahr zuvor. In Luxemburg ist die Gruppe eher unter dem Namen Enovos bekannt. Die beiden wichtigsten Märkte für die Unternehmensgruppe sind Luxemburg und Deutschland. Auch aktiv ist sie in Belgien, Frankreich und den Niederlanden.

Vor allem deutsche Industriekonzerne, die zu den Kunden des Luxemburger Konzerns zählen, haben weniger Strom benötigt, erläuterte Geschäftsführer Claude Seywert am Mittwoch. Doch auch innerhalb Luxemburgs war das Strom-Volumen, das durch das Netz von Creos floss, 2020 um 3,9 Prozent rückläufig. Vor allem in den Monaten März und April waren starke Einbrüche beim Volumen gemessen worden, so Seywert. Nur bei den Haushalten sei die Nachfrage stabil geblieben. Ab Juni habe sich die Lage dann insgesamt wieder normalisiert.

Bereits im Mai letzten Jahres hatte die Luxemburger Regierung in einer Pressemeldung berichtet, dass die Nachfrage nach Strom im Zeitraum des „Confinement“ wegen mehr Home-Office um fast ein Drittel eingebrochen war. Hintergrund sei der Einbruch des Energieverbrauchs im Dienstleistungssektor, so das Ministerium damals. Insbesondere bei den Banken sei die Stromnachfrage deutlich gesunken. Im Gegenzug hatte die Telearbeit, auf die viele Dienstleister während des Stillstands zurückgegriffen haben, „fast keine Auswirkungen auf die Stromnachfrage der Haushalte“, so das Ministerium.

Obwohl der Umsatz 2020 um 5,12 Prozent auf knapp unter zwei Milliarden und der Gewinn um fast die Hälfte auf 38,2 Millionen Euro eingebrochen ist, konnte der Energiekonzern sein operatives Ergebnis leicht steigern. Vor allem dank des Geschäftes mit den Energienetzen (Gas und Strom) sei man gut durch die Krise gekommen, so Claude Seywert. Dieser Geschäftsbereich steht für etwa die Hälfte des operativen Gewinnes; der Verkauf von Energie für rund 30 Prozent; die Produktion von erneuerbarem Strom für 23 Prozent.

Encevo will mehr erneuerbare Energie produzieren

Derweil habe man im Laufe des Jahres erneut viel (insgesamt 252,1 Millionen Euro) investiert, so der Geschäftsführer weiter. 180 Millionen Euro seien in die Netze geflossen – davon 167 Millionen in Luxemburg. „100 Kilometer sind neu hinzugekommen.“ Bei den „Smart-Metern“ zur digitalen Messung des Stromverbrauchs sei man ebenfalls gut vorangekommen. 95 Prozent seien mittlerweile installiert.

Auch die Zahl der öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge wurde auf 400 erhöht, darunter die ersten „SuperChargy“-Schnellladestationen. Das Wachstum bei der Nachfrage nach Ladestationen sei enorm, so Claude Seywert: „Wurden zu Beginn des Jahres 2019 noch fünf bis sechs private Anträge pro Monat gezählt, Ende 2020 waren es bereits rund 130 im Monat.“ Den Trend erklärt er mit der wachsenden Zahl von Elektroautos. Im Jahr 2020 lag ihr Anteil an den Neuzulassungen bei 5,5 Prozent – nach 1,8 Prozent im Vorjahr. Ihr Anteil am gesamten Fuhrpark ist leicht gestiegen, von 0,5 Prozent auf noch immer bescheidene 1,03 Prozent aller Autos.

Investiert wurde jedoch nicht nur in Netze, sondern auch in die Produktion von erneuerbarer Energie. Die installierte Kapazität der erneuerbaren Energien sei auf 358 MW (2019: 333 MW) gestiegen, davon 184 MW in Luxemburg, so die Gruppe. Bei Garnich sind zwei neue Windkraftanlagen ans Netz gegangen. In Luxemburg, aber auch in den Niederlanden, wurden mehrere neue Fotovoltaik-Anlagen in Betrieb genommen.

Geschäftsführer Claude Seywert
Geschäftsführer Claude Seywert Foto: Editpress/Julien Garroy

Aufgrund des gefallenen Verbrauchs und der gestiegenen Produktionsmöglichkeiten konnte der Anteil der Strom-Importe 2020 in Luxemburg leicht verringert werden. Der Anteil von importiertem Strom betrug 2020 im Netz der Creos insgesamt 76,6 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 80 Prozent, so Seywert.

Luxemburg ist, was die Stromversorgung anbelangt, überaus stark abhängig von Importen. Satte 84,1 Prozent der hierzulande verbrauchten Elektrizität musste das Land 2019 importieren. Nur 15,9 Prozent des nationalen Verbrauchs konnten durch die nationale Produktion abgedeckt werden.

Im jüngsten Standbein der Unternehmensgruppe, den Dienstleistungen, hat Enovos 2020 weiter zugekauft. „Wir wollen den Kunden alle Dienstleistungen anbieten können“, so Seywert. Dazu zählt auch der Bau von Solaranlagen. Diese Kenntnisse habe man zukaufen müssen. Die Encevo-Gruppe erwarb somit alle Anteile von Global Facilities, einer Tochtergesellschaft, an der sie zuvor mit 50 Prozent beteiligt war, sowie eine Mehrheitsbeteiligung an Minusines. Dass die Zahl der Mitarbeiter der Gruppe letztes Jahr weiter gewachsen ist (um fast 200 Personen auf 2.164), ist dann auch vornehmlich auf diesen Bereich zurückzuführen. Sein Anteil am  operativen Gewinn betrug letztes Jahr 3,1 Prozent.

Eine Klage von Vertretern des Mittelstands, die befürchten, dass der Wettbewerb in der Branche nicht mehr gewahrt bleibe, hat das Verwaltungsgericht im Laufe des Jahres abgewiesen. Traditionell hatte sich der Luxemburger Energiekonzern auf zwei große Geschäftsfelder konzentriert: den Betrieb von Strom- und Gasnetzen sowie die Produktion und den Verkauf von Strom und Gas. 2018 gab sich Enovos eine neue Strategie und ein drittes Standbein („Enovos Services“). Viele neue Zukäufe seien derzeit jedoch nicht geplant, so Seywert.

Eine Dividende von 10 Millionen Euro

Geplant hingegen ist, auch in Zukunft die Investitionen auf einem hohen Niveau zu halten. Es gelte, die Energiewende vorzubereiten, so die Gruppe. Bis 2025 sollen weitere 820 Millionen Euro in die Netze von Creos in Luxemburg fließen, 150 Millionen in die Netze in Deutschland und 200 Millionen in die Produktion von erneuerbarer Energie. Bereits nächstes Jahr sollen etwa 75 MW (Wind und Sonne) in Luxemburg und 2.020 MW in Deutschland hinzukommen.

Was die künftige Entwicklung des Strompreises für Luxemburger Haushalte anbelangt, so seien die Preise an den Börsen „derzeit relativ hoch“, sagt Seywert. Dennoch rechne man nicht damit, dass es viel Bewegung geben werde, höchstens eine leichte Tendenz nach oben.

Vom erwirtschafteten Gewinn werden zehn Millionen Euro als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Wichtigster Anteilseigner des Unternehmens ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert der Staat fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.

Kernzahlen des Ergebnisses der Encevo-Gruppe
Kernzahlen des Ergebnisses der Encevo-Gruppe Quelle: Encevo (Screenshot)
Grober J-P.
13. Mai 2021 - 9.08

Schon wieder die Chinesen. Fragen Sie mal wieso man heute so wenig für den selbstproduzierten Solarstrom bekommt?