EditorialHüpfen mit 149 Freunden

Editorial / Hüpfen mit 149 Freunden
Zuschauer blieben lange außen vor, obwohl Kinos, Theater und Museen bereits seit Januar wieder Gäste empfangen können Foto: Gerry Schmit

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An dieser Stelle wurde bereits des Öfteren über die Inkohärenz der Regierung bei der Festlegung der Corona-Regeln geschrieben. Ab dem 16. Mai darf sich ein Teil der Einwohner Luxemburgs über neu gewonnene Freiheiten freuen. Der Horeca-Bereich darf seine Türen wieder bis 22.00 Uhr öffnen, im Privatbereich darf man sich wieder mit dem einen oder anderen Freund mehr treffen und am Abend kann man eine Stunde länger das Haus verlassen. So weit, so gut.

Die neuen Regeln, die den Breitensport betreffen, sind aber fast schon in der Kategorie Tragikomödie einzuordnen. Ab kommendem Sonntag dürfen Sportler – die nicht zu der sogenannten Elite-Kategorie gehören – in Vierergruppen trainieren. Wird diese Anzahl an Leibesübenden überschritten, dann muss ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden. Festgeschriebene Quadratmeter-Beschränkungen gibt es nicht mehr.

Ein einfaches – zugegebenermaßen extremes – Beispiel zeigt die Unsinnigkeit dieser Entscheidung in der Praxis. Nehmen wir eine gewöhnliche luxemburgische Sporthalle von rund 1.000 Quadratmetern. In dieser können ab Sonntag theoretisch rund 225 bis 250 Sportler zusammen trainieren. Da sich allerdings nur 150 Menschen an einer Stelle versammeln dürfen, wird es eine Massenansammlung nicht geben.

Aber Sie ahnen: Bei 150 Menschen ist nicht viel Platz für Bewegung. Eigentlich ist bis auf Seilspringen oder Auf-dem-Punkt-Hüpfen keine Sportart möglich. Nicht einmal Yoga – weil bei einer Streckbewegung der Abstand von zwei Metern nicht mehr eingehalten werden kann. 

5 gegen 5 wie im Basketball, 6 gegen 6 wie im Volleyball oder 7 gegen 7 wie im Handball wurde durch die Regierung geschickt durch die Vierer-Regel verhindert. Nun ist die Wahrscheinlichkeit aber sehr klein – und das wurde mehrfach in Studien bewiesen –, sich während einer aktiven Sportart anzustecken. Bei einer Massenansammlung und einer statischen Sportart – die aufgrund des neuen Covid-Gesetzes möglich ist – steigt dieses Risiko jedoch wieder.

Es ist aber nicht das einzige Beispiel, an dem man die teils stiefmütterliche Behandlung des Sports festmachen kann. Seit Ende des vergangenen Jahres dürfen keine Zuschauer mehr auf die Freiplätze oder in die Hallen. Allerdings dürfen die Luxemburger bereits seit vier Monaten Kinos und Theater besuchen. Dabei hätte dieses Problem ganz einfach durch eine allgemeine Maskenpflicht bei Sportveranstaltungen behoben werden können. Sie sehen: Kohärenz sieht anders aus.

Es ist derzeit mit Sicherheit für keine Regierung der Welt einfach, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Etwas Logik bei der Erstellung der Covid-Regeln würde aber mit Sicherheit helfen, die Glaubwürdigkeit einiger Politiker zu stärken.

Bereits am 9. Januar machte Eric Hamus in seinem Editorial darauf aufmerksam, dass die Politiker zwar immer wieder Vernunft von den Bürgern fordern, auf der anderen Seite aber keinen reinen Wein einschenken. Kaum eine Entscheidung der Regierung kann durch handfeste Erkenntnisse, Studien oder Daten belegt werden. Bis heute hat sich daran nichts geändert. 

Peter G.
13. Mai 2021 - 10.22

Sport wurde in Luxemburg noch nie als wichtig empfunden. Das sieht man ja an dem Körpergewicht der Luxemburger. Gott sei Dank folgen viele Klubs diesen teilweise unsinnigen Regeln nicht, und die Kinder und Jugendlichen können mehr oder weniger normal Sport betreiben. Mit ein bisschen Distanz und Vorsicht, aber trotzdem. Um die langwierigen Auswirkungen dieses Virus auf die Kinder kümmern sich die wenigsten. Also Hut ab vor den Trainern und Verantwortlichen, die sich während all den letzten Monaten um unsere Kinder gekümmert haben und mit ihnen trainiert haben. In den Klubs die ich kenne gab es auch praktisch Null Probleme.

Trierweiler
12. Mai 2021 - 17.48

Hüpfen Sie mal rüber in einen anderen Artikel ehe Sie Yoga mit 150 Mann probieren. "Nach dem Herren-Team des T71 Düdelingen hat es nun auch die Damen der Amicale Steinsel erwischt."

Paula
12. Mai 2021 - 17.45

"Nun ist die Wahrscheinlichkeit aber sehr klein – und das wurde mehrfach in Studien bewiesen –, sich während einer aktiven Sportart anzustecken. " Diese Studien waren draußen.

HTK
12. Mai 2021 - 8.44

"Kaum eine Entscheidung der Regierung kann durch handfeste Erkenntnisse, Studien oder Daten belegt werden. Bis heute hat sich daran nichts geändert." Welche Regierung hat das denn bis heute getan? Wenn selbst die "Experten" nicht so recht wissen wie sie mit dem Virus umgehen sollen,wie sollen Regierungen das denn tun,wo sie doch auf den Expertenrat angewiesen sind. Wird ein Wiseler oder eine Le Pen oder ein Scholz das besser machen? Das wage ich zu bezweifeln.Aber wir sind am Impfen und die Amis impfen jetzt auch Kinder ab 12. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.Die Hauptspreader auch impfen,das wäre einmal eine Maßnahme die jeder verstehen kann.