Lokal einkaufenFritten und Chips aus 100 Prozent luxemburgischen Kartoffeln

Lokal einkaufen / Fritten und Chips aus 100 Prozent luxemburgischen Kartoffeln
Marc Nicolay und sein Produkt Foto: Editpress/Tania Feller

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Legt man beim Lebensmittelkauf Wert auf ressourcensparende Transportwege, sind lokale Produkte die erste Wahl. Zu den beliebtesten Nahrungsmitteln zählen Kartoffeln und insbesondere Fritten. Und die gibt es auch in einer lokalen Variante. Durch die Corona-Pandemie ist allerdings der Verzehr von Pommes stark zurückgegangen. Ortsbesuch beim Produzenten der „Lët’z Frites“.

Seit Jahren fordern Umweltschutzverbände bei der Wahl unserer Lebensmittel, lokale Produkte zu bevorzugen, da wegen der kürzeren Transportwege die negativen Auswirkungen auf das Klima geringer sind. „Lokal“ bedeutet in unserem Fall Fingig in der Gemeinde Käerjeng. Dort widmet ein luxemburgischer Landwirt einen Großteil seiner Arbeit der Kartoffel, eines der wenigen Produkte, bei denen sowohl eingefleischte Vegetarier als auch überzeugte Fleischesser zugreifen.

„Nach dem Abschluss der Ackerbauschule hatte ich keine Lust, in Milchwirtschaft zu machen und Quoten aufzukaufen“, sagt Marc Nicolay. Für ihn sei es klar gewesen, dass die Quotenregelung in absehbarer Zeit abgeschafft werde. Was dann auch am 1. April 2015 eintrat.

Kartoffeln pflanzte die Familie Nicolay schon immer an, aber stets nur für den Eigenbedarf. 1998 blieben einige Zentner übrig, die man den Nachbarn gab. Das äußerst positive Echo darauf veranlasste die Familie, im darauffolgenden Jahr einen halben Hektar mit Kartoffeln anzupflanzen. Die erste Ernte wurde ausschließlich im Haustürverkauf angeboten; die persönliche Lieferung nach Hause wurde auch bis heute beibehalten. 2011 lernte Marc Nicolay Michel Eischen von der „Provençale“ kennen. Der zeigte sich interessiert an seinen Kartoffeln. Bis heute bleibt der Lebensmittelgroßhändler aus Leudelingen Nicolays größter Abnehmer.

Die Kartoffeln werden auf dem Hof gewaschen, sortiert und verpackt. Der größte Teil der Arbeit wird zwar von Maschinen gemacht, manchmal werden aber auch noch heute die nicht für den Verkauf geeigneten Kartoffeln per Hand aussortiert. „Die ersten zwei Stunden sind okay, die zwei nächsten sind schwierig, nach sechs Stunden denkt man nur ans Aufhören, nach acht Stunden denkt man gar nichts mehr“, lacht Nicolay. Die aussortierten Kartoffeln werden übrigens an Kühe verfüttert, sie sind die einzigen Haustiere, die rohe Kartoffeln essen können. Und noch etwas erklärt der Kartoffelexperte: Anders als bei vielen Obstsorten steckt bei der Kartoffel das Gute nicht in der Schale, die ist sogar leicht toxisch. „Um davon zu sterben, müsste man aber schon sehr viele Schalen essen.“ Was übrigens die optimale Lagerung von Kartoffeln betrifft, so rät der Fachmann Weinkellerbedingungen: dunkel, kühl und feucht.

Der Vertrieb erfolgt durch die „Provençale“ oder wie bereits erwähnt durch den Direktverkauf beim Kunden. Damit Nicolay das ganze Jahr über Kartoffeln liefern kann, pflanzt er für jedes Segment im Angebot drei verschiedene Sorten, jede wird zu einem anderen Zeitpunkt geerntet.

Von der Kartoffel zu „Lët’z Frites“

2014, anlässlich der Expogast, kam Marc Nicolay die Idee, die ihn zu einem Original in Luxemburg werden ließ: Fritten aus einheimischen Kartoffeln, die „Lët’z Frites“. Die ursprüngliche Idee einer eigenen Verarbeitungsanlage wurde allerdings schnell verworfen, da sie für seine kleine Produktion nicht rentabel gewesen wäre: zu klein, zu kostenintensiv. Er hätte die Fritten zum doppelten Preis verkaufen müssen, von dem, was die Konkurrenzprodukte im Supermarkt kosten. „Ich kann nicht am Markt vorbei produzieren. Der Kunde ist bereit, 20, vielleicht auch 30 Prozent mehr auszugeben für ein lokales Produkt, aber nicht mehr“, sagt der Kartoffelproduzent.

Nicolay machte sich also auf die Suche nach einem Partner im Ausland, der das Zurechtschneiden der Kartoffeln und das Verpacken übernehmen und gleichzeitig garantieren konnte, dass in den Tüten am Ende zu hundert Prozent Kartoffeln vom Hof Nicolay sind. Fündig wurde er – wen wundert’s? – im Frittenland Belgien, bei „Farm Frites“, einem „Global Player“ in Sachen Pommes. Die Bedingung des Herstellers war, dass Nicolay mindestens die Menge einer Tagesproduktion liefert, d.h. die Maschinen müssen einen Tag lang ausgelastet sein. Konkret bedeutet dies, dass 500 Tonnen Kartoffeln nach Belgien gehen. Dort werden diese geschält, geschnitten und tiefgekühlt. Im Herbst 2015 konnte die erste spezielle „Fritten-Kartoffelernte“ eingefahren werden. Seit den ersten Tagen des Kartoffelanbaus waren die bestellten Felder inzwischen auf zwölf Hektar angewachsen, was am Ende 382 Tonnen und 650 Kilogramm Fritten ergab.

Für den Anbau wählte Nicolay die Sorte „Fontane“. Nicht nur der Geschmack gab den Ausschlag, es musste auch eine Kartoffel sein, mit der die Maschine bei der Verarbeitung keine Probleme hat. Geerntet werden die Frittenkartoffeln im Oktober; nach einer kurzen Zwischenlagerung in Fingig werden sie Anfang November zu „Farm Frites“ transportiert, 25 Tonnen pro Lkw. „Am Tag der Auslieferung nach Belgien verlassen die Lkws im Stundentakt den Hof“, erzählt Marc Nicolay stolz.

Lokale Fritten in den Schulkantinen

Die ersten Fritten im Angebot waren „normale“, mit 10 Millimetern Durchmesser. Bereits ein Jahr später wurde die Produktpalette um die „Allumettes“ (7 mm) erweitert, 2017 kamen die 4 bis 5 Zentimeter dicken „Wedges“ hinzu. Diese werden übrigens aus Resten gefertigt, d.h. Kartoffeln, die für die anderen Frittenarten unpassend sind. Die ganz kleinen Kartoffeln werden seit 2018 zu Kartoffelpüree verarbeitet.

Restopolis, der Betreiber von Schulkantinen, hat die „Lët’z Frites“ mittlerweile in sein Nahrungsangebot aufgenommen, nicht zuletzt auch deswegen, weil es ein lokales Produkt ist. „Denk global, wähl lokal“, hieß eine Kampagne von Restopolis im Jahre 2017. Anfang Mai dieses Jahr wurde noch einmal nachgelegt mit der Kampagne „Bio & lokal ass ideal“. Momentan liegt der Anteil an lokalen Produkten in den Schulkantinen bei 35 Prozent. Bis 2025 soll dieser bis auf 50 Prozent gesteigert werden.

Trotz der Milch- und Fleischproduktion, die Marc Nicolay und seine Familie auch weiterhin betrieben, macht die Kartoffel doch mittlerweile den größten Teil des Umsatzes aus. „D’Gromperen dominéieren hei um Haff.“

Weniger Fritten wegen Corona

So komisch es klingen mag, Corona hat auch der Kartoffelproduktion zugesetzt. 2019 habe seine Pommesproduktion bei 900 Tonnen gelegen, in der Pandemie sei der Absatz um rund die Hälfte eingebrochen; mittlerweile betrage der Einbruch „nur“ rund ein Drittel im Vergleich zu 2019. Die Gesamtmenge an Kartoffeln, die Nicolay erntet, liegt bei 4.000 Tonnen. Ein Teil der Einbußen bei den Pommes konnte durch den Verkauf von Rohkartoffeln kompensiert werden. Die meisten Fritten wurden vor der Pandemie in Restaurants verzehrt, zu Hause würden viele Leute es vermeiden, Fritten zuzubereiten, wegen des Geruchs, sagt Nicolay. 

Und wem das Selberkochen auch noch zu viel ist, für den gibt es seit einem Jahr ein weiteres Angebot: die „Lët’z Chips“, ebenfalls aus 100 Prozent Fingiger Kartoffeln.

Caroline
15. Mai 2021 - 10.29

Hunn selwer schon ganz oft d'Fritten an d'Chipsen kaaf. Super Qualiteit. Einfach top, eng lokal Produktion kennen ze ennerstetzen

Arm
14. Mai 2021 - 16.42

Ech hun 2X där Chips kaaf. Déi 1ten an déi lëschte Kéier.

Fernand
12. Mai 2021 - 17.43

"Durch die Corona-Pandemie ist allerdings der Verzehr von Pommes stark zurückgegangen." Natierlech, déi Wiert déi näischt kënnen, geheien e Grapp gefruere Fritten an d'Frittefett an déi wäerten elo bal all faillite sinn.

Paul Werer
12. Mai 2021 - 15.21

Einfach immens ! Ech kafen nemmen lëtzebuerger Produktioun well ech doran eng grouss Confiance hun an am goût net ze iwertreffen sin ! Eppes wat och wichteg ass d'Hygiène déi hei am Land och garantéiert ass ! Merci fiir déi Initiatif !

jean-pierre goelff
12. Mai 2021 - 13.18

Et voilà quelqu'un qui a la frite;chose rare en ces temps!