Lust zu lesen„Altlasten“ von Sara Paretsky: Eine Privatdetektivin als Lüftungsventil

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„Chicago liegt auf flachem Land, aber Wolkenkratzer und der Lake Michigan machen uns glauben, wir lebten zwischen Bergen und Ozeanen. Südlich und westlich der Stadt erstrecken sich Prärien. Jede Menge davon.“

Und dorthin, genauer gesagt in die Kleinstadt Lawrence im Bundesstaat Kansas, macht sich Privatdetektivin V. I. Warshawski auf den Weg, weil sie einen Freund von Freunden namens August Veriden finden will, bevor ihn die Polizei erwischt. Denn er steht unter Verdacht, ein Fitness-Studio, in dem er arbeitete, ausgeraubt zu haben. Viel kam bei dem Einbruch nicht abhanden und zur obskuren Grundausrichtung von Warhawskis neuestem Fall passt auch, dass Veriden mit der schwarzamerikanischen Kinolegende Emerald Ferring aus Chicago verschwunden sein soll, um in deren Heimatstadt Lawrence einen Dokumentarfilm über ihre Jugend zu drehen.

In einem kurzen Vorwort zu Sara Paretskys Roman „Altlasten“ bewundert die Herausgeberin Else Laudan die „phänomenale Eleganz“, mit der die Autorin seit Jahrzehnten die „feministische Erschließung“ eines ganzen literarischen Genres betreibt. Hinzuzufügen sei vielleicht, dass Paretsky in ihrem nunmehr 18. Roman mit V.I. Warshawski als Protagonistin zu einer Gelassenheit gefunden hat, die einem beinahe notgedrungen Respekt einflößt. Die Art und Weise, mit der Warshawski so cool wie zielstrebig inmitten mörderischer verwandtschaftlicher Verwicklungen, welche die antike griechische Götterwelt wie eine Musterfamilie aussehen lässt, für Ordnung sorgt, indem sie den rassistischen Kleinstadtmief einer gehörigen Lüftung unterzieht, ist ausgesprochen unterhaltsam. Und wir lernen: auch Engel können schwarz sein, Lou und Ed heißen und seit Ewigkeiten auf einem Schrottplatz im Douglas County zusammenleben. (thk)

Sara Paretsky

„Altlasten“, Argument Verlag mit Ariadne, Hamburg 2020, 544 S., 24,00 €