FR.A.RT (12)Chantal Maquet, 1982, Düdelingen/Hamburg

FR.A.RT (12) / Chantal Maquet, 1982, Düdelingen/Hamburg
 Foto: Anouk Flesch

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Chantal Maquet (www.chantal-maquet.com) fertigt Ölgemälde auf Basis von Fotos und Videos an, in denen sie die verschiedenen Rollen der Objekte farblich voneinander abhebt. Die Werke ihrer Ausstellung „dat huet jo näischt mat mir ze dinn“, die vom 6. März bis zum 11. April in der Galerie „Nei Liicht“ in Düdelingen zu sehen war, setzen sich mit dem Rassismus in der luxemburgischen Gesellschaft in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart auseinander. Ihre Ölgemälde basieren auf Szenen, die ihre Großeltern 1953 in der belgischen Kolonie Kongo mit ihrer Kamera festgehalten haben. Die Farbwahl macht die unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen der weißen und der Schwarzen Personen deutlich. Darüber hinaus ließ sie Luxemburger*innen zu Wort kommen, die alltäglich mit Rassismus konfrontiert sind und recherchierte zu luxemburgischen Firmen, die aus dem Bergbau im Kongo Gewinne schlagen. Sie zeigt damit: Das Kolonialerbe und der Rassismus sind auch in Luxemburg allgegenwärtig und betreffen jede*n. Maquet lebt in Hamburg.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Chantal Maquet: Neugierig, interessiert und (meistens) spontan.

Hat Kunst ein Ziel, und wenn ja, welches?

Die Frage ist, ob Kunst ein Ziel haben darf? Sie hat aber ein enormes Potenzial und es ist schade, dieses nicht zu nutzen, um gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen. Das Ziel der Kunst kann es durchaus sein, gesellschaftlich relevant zu sein.

 Foto: Anouk Flesch

Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?

Das ist sehr unterschiedlich. Meistens erledige ich erst das, was erledigt werden muss – langweiliger Papierkram – und werde erst später kreativ.

Wo, an wem oder was lassen Sie sich am liebsten inspirieren?

An jenen Dingen, die mich auch persönlich interessieren und beschäftigen. Sei es die Rolle der Frau, ein Thema, mit dem ich offensichtlich immer wieder konfrontiert bin, oder, wie in dieser Ausstellung, der Rassismus in unserer Gesellschaft. Je mehr man sich mit dem Thema auseinandersetzt, desto mehr realisiert man, wie omnipräsent es ist.

Welche Rolle hat Kunst für Sie persönlich während der Corona-Pandemie gespielt?

Die gleiche wie sonst – sie ist mein Leben, mein Beruf. Ich habe den Vorteil, in der Pandemie weiterarbeiten zu können. Natürlich haben sich die Umstände verändert, wie ich meine Arbeit präsentieren kann. Ich lebe in Hamburg, wo wir seit November einen Kultur-Lockdown haben und keine Ausstellungen oder Konzerte stattfinden dürfen. Dadurch ist man als Künstler*in total auf sich selbst zurückgeworfen. Zwar braucht und sucht man das im künstlerischen Prozess durchaus oft, aber es ist nicht das Gleiche, als es von außen auferlegt zu bekommen.

Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Leider geht es als Künstlerin nicht nur um Kunstschaffen, sondern auch um die Organisation davon – rechnen, schreiben …

Wie verbringen Sie gerne Ihre Zeit außerhalb des Kunstschaffens?

Es gibt keine Zeit außerhalb der Kunst. Alles, das ich irgendwie anfange, führt immer wieder zu meiner Kunst zurück.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Vielfältig. Vor acht Jahren habe ich eine Ausstellung über genau das Thema gemacht. Was ich mir als Künstlerin zutraue, was andere mir zutrauen, welche Türen man aufbricht und welche offen stehen, hat sich seitdem verändert. Für mich macht es einen Unterschied, ob man als Frau Kunst macht oder als Mann. Natürlich kann ich nur als Frau Kunst machen. Es beeinflusst, wo ich meine Arbeiten präsentiere und präsentieren kann. Es ist schwer zu sagen, welche Vor- oder Nachteile ich dadurch habe, denn was die Ursache ist – mein Geschlecht oder meine Person -, kann ich nicht wissen. Ich kann mich nicht beklagen, was meine Karriere angeht. Welche Möglichkeiten ich als Mann gehabt hätte, weiß ich allerdings nicht.

 Foto: Anouk Flesch

Wie sehen Sie die Zukunft der Kunstszene in Luxemburg?

Positiv. Ich finde, es gibt immer mehr Möglichkeiten. Die Kunstszene wird immer professioneller und das Publikum wächst mit.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Installationskünstlerin Sali Müller.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.