Freizeitschiffer Schwebsingen: Urlaubsflair an der Mosel 

Freizeitschiffer  / Schwebsingen: Urlaubsflair an der Mosel 
Hier kann man bei schönem Wetter getrost die Seele baumeln lassen. Schiffer wie Besucher finden alles, was dazu nötig ist.  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Ein wenig trostlos und verlassen wirkt das weitläufige Gelände an diesem Tag. Es regnet in Strömen in Schwebsingen, der Campingplatz ist nach wie vor geschlossen und nur wenige Boote liegen im Hafen. Auf dem Camping wird das so bleiben. Mit dem Hafen hingegen hat die Gemeinde Schengen viel vor. Das Urlaubsflair, das sich dort bei schönem Wetter einstellt, ist beliebt.

Die dauerhafte Schließung ist eine schlechte Nachricht für alle Camper, die sonst in Schwebsingen ihr Zelt aufgeschlagen haben. Schengens Bürgermeister Michel Gloden aber lässt keinen Zweifel aufkommen, dass es dabei bleibt. „Wir hätten viel zu viel investieren müssen, um den Camping wenigstens den Normen von 2021 anzupassen“, sagt er.

Mit zwei Millionen Euro beziffert er die Kosten allein für die Erneuerung der Versorgungsleitungen, Klärung des Abwassers und die anderen unterirdischen Arbeiten, die notwendig sind. Momentan werden Ideen gesammelt, wie das Gelände, das vor Jahren einen neuen Sanitärblock samt Capitainerie erhalten hat, anders genutzt werden kann.

Gloden spricht von „Mehrwert“ für Anwohner und Touristen aus der Region. „Wir denken in alle Himmelsrichtungen, was mit dem Gelände passieren könnte“, sagt er. „Übers Knie brechen werden wir nichts.“ Im Hafen dagegen wird kräftig investiert.

Hafen bietet 220 Liegeplätze

Mit 220 Liegeplätzen ist er der größte Freizeithafen an der Mosel zwischen Basse-Ham (F) und Schweich (D). 20-25 Plätze davon sind für die Laufkundschaft reserviert, der Rest sind Daueranleger. Zwischen 770 und 900 Euro kostet ein Liegeplatz – je nach Bootslänge – von April bis Oktober.

Außerdem hat er eine Besonderheit, nämlich eine Tankstelle. Sie wird komplett erneuert und schlägt mit 680.000 Euro zu Buche. „Wir werden damit dieses Jahr allerdings nicht fertig“, sagt Pascal Wintersdorff (57). Der Gemeindemitarbeiter im „Service Technique“, selbst Besitzer eines Kahns und begeisterter Freizeitschiffer seit 15 Jahren, wird den Hafen ab diesem Jahr managen.

Die neue Tankstelle steht am Ende einer Reihe von Investitionen, die die Gemeinde in der Vergangenheit schon gemacht hat. Fünf Pontons wurden saniert und das Hafenbecken wurde entschlackt, was lange überfällig war. Kostenpunkt: rund 750.000 Euro.

Neue Tankstelle, Epicerie und Snack 

Dabei soll es nicht bleiben. Die Capitainerie, die seit kurzem mit einem Lift barrierefrei ausgerüstet ist, bekommt eine kleine „Epicerie“ für den täglichen Bedarf – sowohl was die Schiffe angeht als auch ihre Eigentümer. „Wir werden dort zusätzlich einen Snack einrichten“, sagt Wintersdorf. „Bei Sonnenschein ist die Terrasse des Restaurants bis auf den letzten Stuhl besetzt.“

So gibt es zukünftig eine Ausweichmöglichkeit, die dem Restaurant jedoch im Angebot keine Konkurrenz machen soll, sondern es ergänzt. Mit dem Betrieb des Hafens in Eigenregie knüpft die Gemeinde an die ersten Tage des Hafens an.

Jahrzehntelang wird die Anlage nach ihrer Fertigstellung Mitte der achtziger Jahre von Mitarbeitern der Gemeinde Wellenstein betrieben. Nach der Fusion 2011 entscheidet sich die Gemeinde Schengen, die Anlage in professionelle Hände zu legen.

Betrieb in Eigenregie ist „Glücksfall“ 

Betreiber Camport, der darüber hinaus Ausflugsschiffe auf der Mosel betreibt, gibt jedoch 2015 früher als gedacht auf. Der Nachfolger scheitert letztendlich an Corona und löst letztes Jahr im Oktober den Mietvertrag vorzeitig auf.

Er wäre dieses Jahr zwar sowieso ausgelaufen, so aber musste die Gemeinde schnell eine Lösung finden. „Es war ein Glücksfall, dass wir im Rathaus jemanden hatten, der sich mit der Materie auskennt“, sagt Gemeindeoberhaupt Gloden. „Wir schreiben inzwischen schwarze Zahlen“, sagt Wintersdorff.

Unter diesen Umständen wird sich zeigen, ob das von vielen geliebte Urlaubsflair beim Anblick der vor sich hin dümpelnden Boote des Bistros endlich wieder auflebt. „Das ist ja wie im Urlaub, wenn die Sonne scheint“, sagt Gloden. „Da kann man für ein paar Stunden die Seele baumeln lassen.“

Weiter auf Tourismus zu setzen, ist in diesen Zeiten keine Frage für Schengens Bürgermeister. „Wir sind eine Ferienregion, die nicht auf Massen setzt, weil wir sehr viele Naturschutzgebiete haben“, sagt er. „Das, was wir vorhaben, passt in das Konzept eines nachhaltigen Tourismus.“ Die gute Nachricht: 170 Buchungen von Bootsanlegern gibt es schon für die Saison 2021.