Corona-PandemieLocker-lustig in Luxemburg: Bettel und Lenert lassen die Bürger an der Freiheit schnuppern

Corona-Pandemie / Locker-lustig in Luxemburg: Bettel und Lenert lassen die Bürger an der Freiheit schnuppern
Spickzettel – anders lassen sich die Zahlen, mit denen Xavier Bettel (r.) jongliert, kaum merken  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Xavier Bettel und Paulette Lenert haben bei einer Pressekonferenz am Mittwoch Lockerungen der geltenden Corona-Maßnahmen angekündigt. Die Gastronomie darf wieder Besucher in Innenräumen empfangen, die Ausgangssperre rückt nach hinten und auch im Privaten werden wieder größere Treffen möglich. Zentraler Baustein bei der Umsetzung der neuen Maßnahmen ist die breite Verfügbarkeit von Schnelltests.

Und täglich grüßt der Premierminister: Bei der inzwischen geradezu institutionalisierten Pressekonferenz nach dem Regierungsrat, in eingeweihten Kreisen auch „Congo“ (für „Conseil de gouvernement“) genannt, hat Xavier Bettel (DP) die bereits vergangene Woche angedeuteten Lockerungen verkündet. So soll ab dem 16. Mai die Ausgangssperre erst ab Mitternacht greifen. Im Privaten wurde die maximal zulässige Anzahl an Besuchern erhöht – „Vier ist das neue Zwei“, lautete der leicht missglückte Versuch des Premiers, eine frühere Äußerung der Gesundheitsministerin als griffige Eselsbrücke zu recyclen. Übersetzt heißt das: Man darf zu Hause wieder vier Gäste empfangen, die überdies nicht aus einem einzigen Haushalt stammen müssen. Oder aber man darf einen einzigen Haushalt empfangen, wenn dieser mehr als vier Personen umfasst – also beispielsweise Eltern und ihre drei Kinder.

Aber auch in der Gastronomie dürfte hinter eng anliegenden Masken ein Aufatmen zu vernehmen sein. Cafés und Restaurants sollen wieder Kunden im Außen- und Innenbereich empfangen dürfen – und zwar bis 22 Uhr abends. Der Innenbereich soll indes ausschließlich mit einem negativen Corona-Schnelltest betretbar sein. Dazu reicht es allerdings nicht, morgens nach dem Aufstehen vor dem Badezimmerspiegel mit einem Stäbchen in der Nase zu rühren und das Resultat stolz jedem vorzuzeigen, der es denn sehen möchte. Paulette Lenert (LSAP) führt aus: „Entweder das Resultat eines PCR-Tests – dieses ist 72 Stunden gültig. Oder einen zertifizierten Schnelltest – der ist 24 Stunden gültig.“ Zertifizierte Schnelltests soll man bald in Apotheken vornehmen lassen können und erhält dann ein entsprechendes „Zertifikat“, das einem den Restaurantbesuch erlaubt. Alternativ bestehe eventuell die Möglichkeit, Selbsttests direkt am Tisch im Lokal vorzunehmen. „Dann muss man mit Maske auf sein Resultat warten“, erklärt Bettel. „Davor wird man nicht bedient.“ Über die genaue Umsetzung müsse man sich noch mit den Vertretern des Sektors beraten. 500.000 Tests sollen in den kommenden Tagen an Restaurants, Bars und Kneipen verteilt werden. Ach ja: Für die Tischbelegung gelten die gleichen Regeln wie bei privaten Treffen, vier Personen oder ein Haushalt dürfen gemeinsam speisen und trinken.

Auch die Kultur und der Sport profitieren vom neuen Lockerungspaket: Die Einschränkungen für Sportler unter 19 Jahren werden demnach wegfallen. Im Schwimmbad müssen jedem Schwimmer 10 Quadratmeter zur Verfügung stehen – bislang gab es für jeden Schwimmer einen Korridor, eine „komplizierte Regelung“ laut Bettel. Ab vier Sportler gebe es nun eine Distanzregel von zwei Metern – vorher galt dies ab zwei Sportler. Im Bereich der Kultur dürfen bis zu 40 Musiker draußen zusammen musizieren. Der Mindestabstand von zwei Metern muss aber weiter eingehalten werden. Versammlungen sollen überdies wieder mit 150 Personen möglich sein – in Ausnahmefällen mit Testkonzept, das von der „Santé“ genehmigt werden muss, sollen sich sogar wieder tausend Personen treffen dürfen. Dies soll vor allem für Konzerte, aber auch für Sportveranstaltungen Möglichkeiten eröffnen, um die Wirksamkeit zu testen und so zukünftige Lockerungen vorzubereiten. Als Randnotiz wurde überdies angekündigt, dass es ab dem 31. Mai keine A/B-Gruppen in den oberen Schulklassen mehr geben soll – die Schüler sollen zum regulären Unterricht zurück in die Schulen.

Die Test-Offensive

Möglich machen soll diese Öffnungen – neben der sich langsam abzeichnenden Auswirkung der Impfungen, dazu später mehr – die erweiterte Test-Strategie, die nun vermehrt auf Schnelltests als Ergänzung zu den bisher dominanten PCR-Tests setzt. Paulette Lenert zeigt sich geradezu optimistisch und bezeichnet die Schnelltests als „Game Changer“. Diese böten „zwar keine hundertprozentige Sicherheit, aber eine Zusatz-Sicherheit“. Neben den 500.000 Tests, die an die Gastronomie geliefert werden, sollen auch alle anderen Bürger mit Schnelltests versorgt werden: Die Angestellten des öffentlichen Dienstes erhalten ihre Fuhre ab dem 10. Mai, Gemeindemitarbeiter sollen ab dem 12. Mai versorgt werden und Betriebe sowie Freiberufler stehen ab dem 17. Mai auf der Lieferliste. Auch Rentner und Arbeitssuchende wurden nicht vergessen: Ab dem 12. Mai sollen bei ihnen postalisch Gutscheine eintrudeln, um sich die Schnelltests in der Apotheke abholen zu können.

„Schnelltests sollen neu in unsere Gewohnheiten mit aufgenommen werden“, sagt die Gesundheitsministerin und räumt ein, dass die Durchführung nicht unbedingt angenehm ist. Neben ihrem obligatorischen Einsatz in der Gastronomie und beim Sport soll es aber darauf hinauslaufen, dass jeder Bürger des Landes sich zweimal pro Woche selbst testet. „Auch bei Risikokontakten hilft es, sich mit einem Schnelltest abzusichern“, so Lenert – sie meint damit Kontakte im Privaten, bei denen die „Gestes barrières“ nicht respektiert werden. Wer sich selbst positiv testet, soll sein Resultat über die Website der „Santé“ melden und sich umgehend isolieren. Bei einem negativen Selbsttest „solle man sich aber nicht zu sehr freuen“, sagt die LSAP-Politikerin. „Bei Symptomen, die auf Covid-19 hindeuten, soll man trotzdem zum Arzt gehen und sich einen PCR-Test verschreiben lassen.“ Der Weg zum „Centre de consultation“ wird bald nicht mehr möglich sein: Diese schließen am 17. Mai – wegen mangelnden Andrangs.

Die Impfung wirkt

Die Luxemburger Impfkampagne soll ihrerseits noch mal einen Zahn zulegen, wie Premierminister Bettel ankündigte – und die Zahlen runterratterte: Bis Ende Juni werden in Luxemburg 243.360 Impfdosen des Pfizer-Biontech-Vakzins und 40.800 von Moderna erwartet. Johnson&Johnson soll bis Ende Mai 9.400 Dosen liefern. AstraZeneca hat für die zweite Maiwoche 8.600 weitere Dosen angekündigt. „Wenn die versprochenen Lieferungen tatsächlich eintreffen, können wir weitere 155.680 Personen impfen“, sagte Bettel. Diese Zahl beinhalte allerdings nicht die Impfungen von AstraZeneca und Johnson&Johnson von Juni. 31.200 Menschen sind auf der kürzlich eröffneten Warteliste für AstraZeneca eingetragen. Der Premier selbst werde am Donnerstag mit diesem Impfstoff geimpft. Über 20.000 Menschen stehen überdies auf der Warteliste für die Impfdosen, die möglicherweise abends in den Impfzentren übrig bleiben. In den vergangenen Tagen gab es allerdings laut Bettel keine Restdosen.

Bis Mittwoch wurden in Luxemburg 216.279 Impfungen gegen Covid-19 durchgeführt – 157.897 erste und 58.339 zweite. „76 Prozent der gelieferten Impfdosen wurden mittlerweile benutzt – das liegt leicht über dem Richtwert von 75 Prozent, den sich die Regierung selbst gegeben hat“, sagt Bettel. Außerdem hätten 76 Prozent der eingeladenen Menschen die Einladung zur Impfung auch wahrgenommen. Dass die Impfung ihre Wirkung entfalte, würden die Krankenhausaufenthalte zeigen. „Die Zahl der belegten Krankenhausbetten nimmt ab“, sagt Bettel. Ein Effekt der Impfungen, die bei den älteren Menschen bereits wirken. „Wir sehen, dass die Infektionen bei Menschen über 60 Jahren zurückgehen“, sagt Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP). Eine Kehrseite hat diese gute Nachricht allerdings: „Im Krankenhaus werden vermehrt jüngere Menschen behandelt, die bislang nicht als Risikopatienten galten“, so Lenert. Auch schwere Krankheitsverläufe häufen sich demnach bei jüngeren Patienten – als Ursache hierfür vermutet die Gesundheitsministerin die in Luxemburg inzwischen dominante britische Variante des Coronavirus. „Diese hatte allerdings nicht die Auswirkungen, die wir befürchtet hatten“, sagt Bettel.

Onverständlech
6. Mai 2021 - 13.00

Stellt Iech emol fier, Dir gitt an de Restaurant, durch de Restaurant vileicht och nach ouni Mask, Dir setzt Iech un den Desch, macht en Test , sos gidd Dir net servéiert an dann musst Dir erem eraus goen durch de Restaurant, well den Test net negativ war. Iwerléd émol, wien kann esou eppes soen. Einfach wär et den Test doheem ze maachen an en am Restaurant ze weisen Basta, wat eng Geschicht.

Charel HILD
6. Mai 2021 - 9.49

Zitat:"Insgesamt 139 Personen haben sich mehr als 14 Tage nach ihrer zweiten Impfung infiziert." Dat ass tatsächlech extreemst geféierlech. Well do handelt et séch dach offesichtlech ëm Virusmutanten déi schon "Impfresistent" sinn. Wann déi dann bis an der Loft fléien, dann ass et nees eriwwer mat de schéine Lockerungen. Firwat mache mir elo nees déi selwecht Feeler als ewéi virun engem Joer? Maacht dach endlech de Wee op fir zB d' Luca-App. Impfung eleng geet dach net duer.

Therese
6. Mai 2021 - 8.03

eppes aanescht war net ze erwaarden.Wann keng Lockerungen angefouert gingen,gif et zu Masseprotester a Revolten kommen. Schliesslech muss jo endlech erem eppes verdéngt gin.Och ob der Peischtkiermes zu Esch...mat egal wei engen obskuren Aschränkungen.Ah jo:a wéi ass et dann mat der Peischtcroisière mat Restriktiounen? An dofir gin dann och d'Statistiken erem manipule'ert fir eng Justifikatioun ze hun. Ech mengen,dei meeschten Leit hun elo kapeiert,dass d'Politiker se fir domm verkafen. Elo geht et erem lass,an am Hiescht erem Panik an alles get erem zougemat. Absoluten Kabes.

jul
6. Mai 2021 - 7.59

Hoffnung ass ee laangt Seel elo steet ët mol um Pabäier...