DeutschlandDie Suche der AfD nach Spitzenkandidaten-Duo spiegelt den Machtkampf zwischen Radikalen und Gemäßigteren

Deutschland / Die Suche der AfD nach Spitzenkandidaten-Duo spiegelt den Machtkampf zwischen Radikalen und Gemäßigteren
Alice Weidel will sich gemeinsam mit dem Parteivorsitzenden Chrupalla als Spitzenteam bewerben Foto: dpa/Marijan Murat

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Machtkampf in der AfD geht in die nächste Runde. Wenn die Mitglieder ab dem 17. Mai online darüber abstimmen, welches „Duo“ die Partei in den Bundestagswahlkampf führt, geht es auch um die seit Jahren anhaltende Auseinandersetzung zwischen dem radikalen und dem gemäßigteren Flügel. 

Seit Dienstagabend steht fest, welche beiden Paare in diesem Kampf gegeneinander antreten. In der Sendung „Markus Lanz“ im ZDF verkündete die amtierende Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alice Weidel, dass sie zusammen mit Tino Chrupalla kandidieren werde. Weidel war schon 2017 Spitzenkandidatin gewesen, damals zusammen mit Alexander Gauland, der jetzt neben ihr Co-Fraktionschef ist. Chrupalla wiederum ist Co-Vorsitzender neben Jörg Meuthen.

Beide gehören nicht eindeutig Höckes rechtem „Flügel“ an, der ohnehin offiziell aufgelöst ist. Jedoch hat der 46-jährige Chrupalla, der seine politische Heimat in Sachsen hat und Malermeister ist, immer wieder seine Nähe zu diesem Lager gezeigt, etwa durch seine Teilnahme an Pegida-Aufmärschen. Weidel bestritt bei „Lanz“ vehement, eine Verbündete Höckes zu sein. Tatsächlich hatte sie vor vier Jahren sogar einmal für den Parteiausschluss Höckes gestimmt. Nach dem Scheitern des Verfahrens stellte sie sich jedoch nicht mehr offen gegen den rechten „Flügel“ oder dessen Vertreter. Die 42-jährige Ökonomin ist Landeschefin der AfD in Baden-Württemberg und lebt zusammen mit ihrer Lebensgefährtin in der Schweiz.

Auf Meuthens Seite stehen Joana Cotar aus Hessen und Joachim Wundrak aus Niedersachsen schon etwas länger als Kandidaten fest. Cotar, 48, ist Rumänien-Deutsche und gehört seit 2017 dem Bundestag an. Die Veranstaltungsmanagerin ist Beisitzerin im Bundesvorstand. Wundrak, ehemaliger Generalleutnant der Luftwaffe, ist der ranghöchste ehemalige Soldat in den Reihen der AfD. Der 65-Jährige kandidierte 2019 erfolglos bei den Oberbürgermeisterwahlen in Hannover.

Partei will Schlammschlacht vermeiden

Ab dem 10. Mai dürfen sich die Bewerberpaare auf der Website der Partei präsentieren – allerdings sind Aussagen, „die nicht die eigene Motivation und Geeignetheit darstellen, unzulässig“, wie es bei der AfD heißt. Die Partei will offenbar eine gegenseitige Schlammschlacht vermeiden. Ab 17. Mai soll die Basis online abstimmen; das Ergebnis soll am 25. Mai bekannt gegeben werden. Wenn aufgrund von Enthaltungen keines der Paare die absolute Mehrheit erreichen sollte, kann es noch eine Stichwahl geben.

Weidel und Chrupalla sind öffentlich und an der Parteibasis weit bekannter als Cotar und Wundrak. Ihnen werden daher die größeren Chancen eingeräumt. Um das Abstimmungsverfahren hatte es ein intensives Ringen gegeben. Höckes „Flügel“ hatte eine Entscheidung schon auf dem Parteitag Anfang April in Dresden angestrebt, jedoch hatte Jörg Meuthen dies dadurch verhindert, dass er im Vorstand vorher eine Mitgliederbefragung über das Verfahren durchsetzte.

Die Basis sprach sich dabei mehrheitlich für einen Mitgliederentscheid aus. Anträge von Höcke-nahen Landesverbänden, trotzdem auf dem Parteitag zu entscheiden, fanden keine Mehrheit. Allerdings wurde entschieden, dass Duos antreten sollen. Cotar versuchte hinterher offenbar, zwischen den Lagern Brücken zu schlagen, indem sie Chrupalla zur gemeinsamen Kandidatur mit ihr aufforderte. Dieser lehnte das jedoch ab. Es hätte eine Entmachtung Weidels in der Fraktion bedeutet. Meuthen selbst kandidiert nicht für den Bundestag. Er will Europaabgeordneter bleiben.