Der 18-jährige Niederkorner Irvin LaticDer Anpassungsfähige

Als Roland Vrabec in der ersten Europa-League-Qualifikationsrunde gegen Zeta Golubovac den erst 18-jährigen Neuzugang Irvin Latic von Anfang an aufbot, staunten einige nicht schlecht. Der zentrale Mittelfeldspieler war erst wenige Wochen vorher von Ehrenpromotionär UN Käerjeng 97 zum Nachbarn Niederkorn gewechselt. Unter dem Niederkorner Ex-Trainer wuchs Latic in nur kurzer Zeit zu einer festen Größe im Progrès-Kollektiv heran. Der 18-Jährige blickt gerne auf die Zeit mit dem deutschen Trainer zurück: „Er hat viel mit mir geredet und mir taktisch einiges beigebracht. Er ist ein Profi – und das passt zu mir.“

Dass er sofort einen Stammplatz ergattern konnte, überrascht den luxemburgischen Jugendnationalspieler nicht: „Ich habe gemerkt, dass ich mich sehr schnell anpassen kann. Wenn wir gegen die Topmannschaften spielen, bin ich auch in der Lage, eine gute Leistung abzurufen. Umgekehrt passe ich mich aber auch an, wenn es gegen etwas schlechtere Mannschaften geht. In diesen Duellen ist der Rhythmus sehr langsam und das hat dann Einfluss auf mich. Aber das sollte eigentlich nicht so sein“, erklärt Latic.

Am vergangenen Wochenende besiegten die Niederkorner die Etzella aus Ettelbrück und blieben zum sechten Mal in Folge ungeschlagen. Latic führt dies vor allem auf den wiedergewonnenen Teamgeist zurück: „Wir kämpfen jetzt wieder deutlich mehr und treten wieder als Mannschaft auf. Außerdem fällt es uns leichter, Tore zu erzielen, das war zu Beginn der Saison nicht so. Unter dem neuen Trainer Stéphane Léoni steht der Kampf im Mittelpunkt, unter Vrabec war unser Spiel darauf ausgelegt, den Gegner zu dominieren.“ 

Obwohl Latic mit 17 BGL-Ligue-Einsätzen zu den Stammspielern zählt, musste er auch gegen die Etzella wieder frühzeitig den Platz verlassen. Nur fünfmal stand der zentrale Mittelfeldspieler die kompletten 90 Minuten auf dem Platz. Zurückzuführen ist dies auch auf seine aggressive Spielweise. Dem 18-Jährigen ist Angst auf dem Platz fremd. „Leider zücken die Schiedsrichter oft zu schnell die Gelbe Karte. Einige Verwarnungen waren aber gerecht, denn manchmal opfere ich mich für meine Mannschaft und begehe ein taktisches Foul. Wenn es uns weiterhilft, ist es mir dann auch egal, ob ich Gelb oder Gelb-Rot sehe.“

Latic bringt bereits eine erstaunliche Reife und Robustheit für sein Alter mit und deshalb ist es kein Zufall, dass er in Niederkorn seinen Platz gefunden hat. Mit dem Kampf um die Europapokalplätze in Luxemburg will er sich jedoch nicht zufriedengeben. Sein Blick ist nach vorne gerichtet. Nachdem aus dem Probetraining beim deutschen Drittligisten 1. FC Magdeburg im April 2020 Corona-bedingt nichts wurde, will Latic im kommenden Sommer den Sprung ins Profigeschäft schaffen: „Seit ich denken kann, ist das mein Ziel. Ich bin überzeugt davon, dass ich mich auch bei einem Profiverein sehr schnell anpassen würde.“ Nach Tim Hall, Marvin Martins, Aleksandre Karapetian, Mayron de Almeida sowie Sébastien und Oliver Thill wäre Latic der sechste Niederkorner, der seit 2018 den Sprung zu einem Profiverein schaffen würde. Nummer sieben und acht wären Issa Bah und Aldin Skenderovic (siehe untenstehenden Artikel). Latics Berater ist jedenfalls bereits in Kontakt mit einigen Profivereinen.

Bis es so weit ist, müssen aber noch zwei Ziele erreicht werden. Latic will sein Offensivspiel verbessern und nicht als purer Sechser gelten. „Ein Saisontor ist einfach zu wenig“, sagt er. Zudem will er mit seinen Teamkollegen das Mindestziel Europapokal auch in dieser Saison erreichen: „Die Partie am Sonntag gegen Hostert müssen wir unbedingt gewinnen. Der Druck ist da, aber wir sind derzeit gut in Form und deshalb glaube ich fest an den Erfolg.“