FR.A.RT (11)Sophie Medawar, 1984, Bonneweg

FR.A.RT (11) / Sophie Medawar, 1984, Bonneweg
 Foto: Anouk Flesch

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Sophie Medawar (www.ateliersophiemedawar.com) behandelt in ihrem Werk die vielfältigen Rollen der Frau in der Gesellschaft. Sie stellt das Verständnis von der Frau als Opfer, als Objekt dem als Akteurin, als Subjekt gegenüber. In ihrer Kunst stellt sie auch eine Verbindung her zwischen dem Libanon, wo sich ihre Wurzeln befinden, und Westeuropa, wo sie bisher gelebt hat. „Shéhérazade 3.0“ hieß ihre Soloausstellung, die vom 6. März bis zum 11. April in der Galerie Dominique Lang in Düdelingen zu sehen war. Die „bouches prisons“ machen auf die Tabus aufmerksam, die Frauen verschiedenster Herkunft und Religion erleben.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Sophie Medawar: Intuitiv, optimistisch und unersättlich.

Hat Kunst ein Ziel und wenn ja, welches?

Das Ziel der Kunst ist es, Fragen zu stellen und ein Bildnis der Gesellschaft zu zeigen. Auch die Ästhetik ist mir wichtig. Meine Kunst soll nicht nur schön sein, aber ich versuche immer, das Visuelle und das Schöne in konzeptuelle und intellektuelle Installationen mit einzuschließen.

 Foto: Anouk Flesch

Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?

Spätnachmittags oder abends. Momentan arbeite ich aber eher zu normalen Bürozeiten, da meine doppelte Rolle als Künstlerin und Mutter Organisation erfordert.

Wo, von wem oder was lassen Sie sich am liebsten inspirieren?

Meine Inspiration kommt von allen Seiten. Oft erhalte ich im Gespräch mit jemand anderem einen Anhaltspunkt, über den ich dann schreibe. Bevor ich an einem Werk arbeite, muss ich schreiben.

Welche Rolle hat Kunst für Sie persönlich während der Corona-Pandemie gespielt?

Mein zweites Kind kam während der Pandemie auf die Welt. Einerseits diente die Kunst mir als Auszeit und ich hatte extrem viele Ideen. Andererseits war sie ein Stressfaktor. Ich hatte Glück, dass fast keine meiner Ausstellungen abgesagt wurde. Wegen der geschlossenen Einrichtungen hatte ich aber zwei Kinder zu Hause und musste mich extrem gut organisieren. Da ich oft mit Techniken und Materialien arbeite, die gefährlich oder ungesund sind, wie zum Beispiel Harzgießen, konnte ich nur richtig arbeiten, wenn meine Kinder nicht zu Hause waren. Das waren im letzten halben Jahr nur vier Wochen – da vergisst man das Drumherum und kommt an seine Essenz.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Die Interviews, weil ich Fragen nicht linear beantworten kann (lacht).

Wie verbringen Sie gerne Ihre Zeit außerhalb des Kunstschaffens?

In der Natur. Ich bin keine, die gerne unter Menschen ist, sondern im Wald oder in den Bergen.

 Foto: Anouk Flesch

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Als Künstlerin hatte ich bisher eine negative Erfahrung, bei der mir klar wurde, dass es nicht um meine Kunst ging. Eine interessante Galerie im Ausland bot mir eine Soloausstellung an. Als der Galerist mich dann nach meinem Hotel und meiner Zimmernummer fragte, lehnte ich ab. Als Frau macht man generell viele solche Erfahrungen, die dann meine Kunst beeinflussen. Das betrifft oft die Stelle der Frau in der Gesellschaft und der Familie. Die Pandemie sorgte dafür, dass viele Frauen vergleichsweise viel mit der zusätzlichen
Hausarbeit belastet wurden. Ich kann glücklicherweise auf ein sehr gutes Unterstützungsnetz zählen, das mich entlastet, so gut es geht.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kunstszene in Luxemburg?

Positiv. In den vergangenen Jahren hat sie sich viel entwickelt. Es gibt immer mehr Galerien wie diese (Galerie Dominique Lang, Anm.), die Künstler/innen extrem unterstützen. Außerdem hat man als Künstler/in immer mehr Optionen für Ateliers. Verglichen mit anderen Ländern können wir uns glücklich schätzen, auch wenn noch viel zu tun bleibt. Aber das ist positiv, denn es heißt, dass es noch unendliche Möglichkeiten gibt und jede/r ihren/seinen Platz finden kann.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Bildhauerin und Installationskünstlerin Florence Hoffmann.

 Foto: Anouk Flesch

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.