KonjunkturEurozone schrumpft im ersten Quartal um 1,8 Prozent

Konjunktur / Eurozone schrumpft im ersten Quartal um 1,8 Prozent
Die Wirtschaft der Eurozone war im ersten Quartal 2021 weiter durch die Pandemie geprägt Foto: AFP/Spencer Platt

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Auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die Wirtschaft der Eurozone geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag Ende März 2021 insgesamt 1,8 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag auf Basis einer Schnellschätzung mitteilte. Verglichen mit dem Vorquartal betrug der Rückgang 0,6 Prozent.

Vor allem die deutsche Wirtschaft schrumpfte zwischen Januar und März, mit einem Minus von drei Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, überraschend deutlich. Laut den bisher vorliegenden Daten lief es nur in Spanien (-4,3 Prozent) und in Portugal (-5,4 Prozent) noch schlechter als bei Luxemburgs wichtigstem Handelspartner, wie die Daten von Eurostat zeigen. Auch verglichen mit dem Vorquartal schnitt Deutschland besonders schlecht (minus 1,7 Prozent) ab. 

Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wurde Europas größte Volkswirtschaft gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Geschlossene oder nur eingeschränkt geöffnete Geschäfte belasteten den privaten Konsum. Zugleich hatten viele Verbraucher größere Käufe auf das Jahresende 2020 vorgezogen, um Preisersparnisse aufgrund der zeitweise gesenkten Mehrwertsteuer mitzunehmen. Die eigentlich boomende Baubranche wurde derweil von Minustemperaturen stärker als normalerweise im Winter behindert. Gleichzeitig wurde die Produktion der exportabhängigen Industrie durch Knappheiten bei Vorprodukten, etwa Halbleitern, behindert. Der Brexit belastete zudem das Geschäft mit Großbritannien, wo viele Käufe auf das vergangene Jahr vorgezogen wurden, um Probleme nach Inkrafttreten des neuen Handelsabkommens mit der EU zu vermeiden.

Gute Zahlen aus Frankreich

In vielen anderen Ländern der Währungsunion lief es Anfang 2021 allerdings deutlich besser. In Belgien sank das BIP nur um ein Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Auch Italien (minus 1,4 Prozent) und Finland (minus 0,8 Prozent) verbuchten einen weitaus geringeren Einbruch der Wirtschaftsleistung als Deutschland.

Besonders gut erscheinen derweil die Zahlen aus Frankreich und Litauen. In beiden Ländern lag die Wirtschaftsleistung zum Ende des ersten Quartals 2021 im Plus. Das baltische Land um ein Prozent – Frankreich sogar um 1,5 Prozent. Für Luxemburg gibt es noch keine Zahlen, jedoch dürfte auch hierzulande mit einem positiven Ergebnis zu rechnen sein. Für das laufende Jahr 2021 erwartet Statec einen Wiederanstieg des Wachstums auf 4 Prozent. 

Auch in Deutschland herrscht Optimismus, was den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres anbelangt. Hoffnung macht dem Export-Europameister vor allem die globale Konjunktur. „Befeuert von der Erholung in China und den USA hat der Welthandel sich in einem atemberaubenden Tempo erholt“, sagte Deka-Bank-Ökonom Andreas Scheuerle gegenüber Reuters. „Von diesem üppigen Kuchen können sich naturgemäß die deutschen Exporteure ein großes Stück abschneiden.“ Die Bundesregierung rechnet für 2021 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 3,5 Prozent.

Im Gesamtjahr 2020 war das Wachstum im Euroraum 2020 um 6,6 Prozent eingebrochen. Am heftigsten waren die Rückgänge in Spanien (minus 10,8 Prozent), Italien (minus 8,9 Prozent), Griechenland (minus 8,2 Prozent) und Frankreich (minus 8,1 Prozent). Deutlich besser schnitten die Niederlande (minus 3,7 Prozent) und Luxemburg (minus 1,3 Prozent) ab. Irland konnte sogar einen stattlichen Zuwachs von 3,4 Prozent verbuchen. Deutschland hatte einen Rückgang von 4,9 Prozent verbucht, Belgien von 6,3 Prozent.