Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.
Bunt, unangenehm und laut.
Hat Kunst ein Ziel, und wenn ja, welches?
Momentan verbinde ich alles in meinem Leben mit Kunst. Sie bestimmt meinen Alltag und damit auch meine Zukunft. Sie dient mir dazu, mich weiterzuentwickeln, und ich stelle mir eine Karriere als professionelle Künstlerin vor. Kunst ist immer politisch. Das gilt auch für meine Werke. Unter anderem bin ich als Grafikerin für „Richtung22“ aktiv.
Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?
Nachts, da ich tagsüber Vollzeit studiere.
Wo, an wem oder an was lassen Sie sich am liebsten inspirieren?
Ich weiß nicht, woher ich das mit den grellen, auch teils unnatürlichen Farben habe, welche sich in allen meinen Werken wiederfinden. Es gibt ein paar Künstlerinnen, die ich extrem interessant finde, wie Niki de Saint Phalle oder Judy Chicago. Beide waren sehr farbig und politisch-feministisch aktiv. Psychische Gesundheit ist ein Thema, mit dem ich mich viel in meiner Kunst befasse, zum Beispiel, indem ich eine beklemmende Atmosphäre schaffe. Ich habe selbst Depressionen. Diese beeinflussen, wie ich die Welt und mich selbst sehe.
Welche Rolle hat Kunst für Sie persönlich während der Corona-Pandemie gespielt?
Kunst ist mein Zufluchtsort und bestimmt immer mehr meinen Alltag. Als eher introvertierte Person bin ich durch die Pandemie einsamer geworden. Neben der Uni ist meine Kunst das einzige, womit ich mich momentan beschäftigen kann. Deshalb wurde sie auch ausdrucksstarker.
Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?
Die Reaktionen anderer Menschen auf meine Kunst. Ich bin eine extrem unsichere Person, was sich nicht immer gut damit verträgt, dass man als Künstlerin sein Inneres nach außen tragen muss. Man packt seine intimsten Gefühle in ein Bild, veröffentlicht es, verkauft es und bittet die Leute, es zu bewerten. Da ich mich aber professionalisieren will, muss ich mich der Wertung durch die Betrachtenden stellen.
Womit verbringen Sie gerne Ihre Zeit außerhalb des Kunstschaffens?
Als Mitglied von „Richtung22“ mache ich politischen Aktivismus auf künstlerische Art. Ansonsten lese ich relativ viel, ich studiere ja Literatur. Ich schreibe auch, zuletzt habe ich eine Reihe von Artikeln im Magazin von „Richtung22“ veröffentlicht. In der Pandemie habe ich mit Rollschuhfahren angefangen.
Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?
Ich habe nicht das Gefühl, als Einzelperson schon viele Erfahrungen in der Kunstszene gesammelt zu haben. Global gesehen sind Frauen aber unterrepräsentiert, auch in Luxemburg. Während meiner Schulzeit haben wir sogar auf der Kunstsektion keine Künstlerinnen behandelt. Für mich war das extrem demotivierend. Mein Geschlecht war einer der Gründe, warum ich mir ein Studium der bildenden Künste absolut nicht zugetraut habe.
Wie sehen Sie die Zukunft der Kunstszene in Luxemburg?
Zwiegespalten. Einerseits gibt es Anfänge einer interessanten, eher linksorientierten, alternativen Kultur. Das ist aber nicht die Kunst, der man Beachtung schenkt. Wie alles in Luxemburg ist auch Kunst etwas Kommerzielles, das gut aussehen muss. Es soll dem Nation Branding dienen. Deshalb gilt die Beachtung der Philharmonie oder jenen Kunstwerken, die wir nach Dubai auf die Weltausstellung schicken. Ich frage mich, ob die alternative Kunstszene eine Zukunft haben wird oder ob auch diese Künstler*innen irgendwann auf die kommerzielle Seite rübergezogen werden. Wegen des Mangels an alternativen Strukturen hier weiß ich auch noch nicht, ob ich nach meinem Studium zurückkehre oder in Berlin bleibe.
Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?
Die Illustratorin Anne Gillen.
FR.A.RT
Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.
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