EditorialZweifel an einer besseren Welt

Editorial / Zweifel an einer besseren Welt
 Archivfoto: AFP

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In der chinesischen Schriftsprache besteht das Wort Krise aus zwei Silben. Einzeln gelesen bedeuten sie sowohl Gefahr wie auch Chance. Beide Silben sind gleichwertig. Asiatisch ausgeglichen eben. Aktuell scheint das Gleichgewicht aber erheblich gestört. Die Gefahr hat Oberhand und lähmt, während die Chance vernachlässigt wird. Das ist nicht gut.

Hoffen auf bessere Zeiten und Welten bleibt natürlich immer erlaubt. Allerdings könnte wer davon träumt unter Umständen enttäuscht werden. Seit Beginn der Krise deutet sich an, dass im Hier und Jetzt wenig an langfristigen Verbesserungsmöglichkeiten gearbeitet wird. 

Seit über einem Jahr erlebt man auf vielen Ebenen eine Stärke-Schwächen-Analyse unseres Systems. Vor allem im gesellschaftlichen Leben. Unter oft dünner Wohlstandsdecke zeigen sich soziale Ungerechtigkeiten deutlicher und die Gräben werden nicht kleiner.

Die Größe und Lage eines Hauses oder einer Wohnung, der eigene Garten oder die Terrasse (lachen Sie nicht!) beeinflussen die Lebensqualität enorm. Ebenso das Arbeitsverhältnis und damit mögliche verbundene existenzielle Sorgen, außer man hat eine quasi unkündbare Stelle. Auch Home-Office auf wenigen Quadratmetern ist anders als im weitläufigen Eigenheim, vor allem wenn das Büro noch mit anderen Familienmitgliedern geteilt werden muss. Wenn Platz nur eingeschränkt zur Verfügung steht, drohen Reibereien. Wie sich dann aus dem Wege gehen, wenn eine Ausgangssperre Freiräume zusätzlich eingrenzt?

Seit Beginn der Krise wird von diversen Seiten darauf hingewiesen, dass diese Umstände aggressiv und krank machen können. Dem wurde nicht wirklich Rechnung getragen. Wer Hilfe für seine geschundene Seele braucht, muss sie selber suchen, aus eigener Tasche zahlen oder viel Geduld haben.

Auch beim Hausunterricht sind Unterschiede sichtbarer geworden. An einige hat man vor März 2020 vielleicht gar nicht gedacht! Zum Beispiel an Kinder und Jugendliche, die über kein eigenes Zimmer verfügen oder über einen ruhigen Raum, in den sie sich zurückziehen können, um zu lernen oder einfach nur allein zu sein. Das wollen wir ja manchmal alle.

Das Bildungsministerium wird heute eine bei Eltern und Schülern durchgeführte Studie über die Auswirkungen der Krise auf die Schule vorstellen. Scheinbar gibt es wenig Klagen. Trotzdem gibt es Haushalte, in denen das informatische Material nicht wirklich den Anforderungen des Unterrichts auf Distanz entspricht. Oder wenn, falls zwei Leute gleichzeitig in Videokonferenz sitzen, zuerst das Netz und dann die Motivation wegbricht.

Wer nicht muss, nimmt ungern Anteil an diesen Problemen. Dabei wäre das vielleicht die richtige Antwort auf die Forderung, jeder solle Teil der Lösung sein. Solidarität wird oft beschworen. Aber mit wem? Vieles wird billigend in Kauf genommen. Augen zu und durch. Eines Tages wird die Gefahr gebannt, das Virus verschwunden sein. Die Chance, die Gräben der Ungerechtigkeit nachhaltig zu füllen, ist dann vertan, wenn wieder Business as usual herrscht.

Aber warum sich eigentlich groß Gedanken darüber machen?

Vielleicht, weil nach der Krise vor der Krise ist.

Sepp
22. April 2021 - 15.41

Also wer jetzt noch immer nicht merkt, dass das Bevölkerungswachstum einfach nervig ist, dem ist nicht zu helfen. Wenn ich vor die Tür gehe, fühle ich mich wie im Kuschelkurs. Ueberall ist man gezwungen auf Tuchfühlung zu gehen, obwohl man gar nicht will. Ausserdem bin ich der Meinung dass man den wahren Charakter der Leute gerade eben im Auto sieht (die meisten sagen ja, die Leute benehmen sich normalerweise nicht wie im Verkehr), ich behaupte dass man gerade im Verkehr den wahren Charakter sieht, weil da die Angst am geringsten ist.

Blücher
22. April 2021 - 8.34

Die Menschheit unterliegt dem Prinzip des „ Homo Homini Lupus“ .Der Traum einer humanistischeren Welt ist Lug und Trug , eine Selbsttäuschung hinter deren imaginären Wand sich wieder Machtanspruch, Dominanz verbreiten.

max
22. April 2021 - 8.17

genau, dee läschte Saatz seet ALLES aus nee, êt ass effektiv nêt einfach, teils, well ee jo vun Ufank un gehofft huet, oder gemengt huet, dat Ganzt wär an ee pur Woche riwer. Dem war awer nêt esou, an elo, op eemol, huet een d'Impressioun, dat êt fiir Êmmer esou wär. Êch kenne Läit, déi hun Êmmer mäßeg geliewt, esou genannte Natur-Mênschen, déi nie wollten am Iwwerfloss liewen, nee, déi ee flot an een einfacht Liewen als normal empfond hun an dobäi glêchlech waren. Elo, an der laanger Pandemie-Zäit, fillt ee sêch, duerch den Zwang, den Engem operluecht get, immens ageschränkt, a sêch plötzlech nêt méi woul fillen, an Depressioune maachen, an trotzdem, hun sê jo êmmer esou geliewt. Op d'Frô hin, êt wär den Drock, dee se belaaschte géif, Êppes MUSSE maachen, wat soss selbstverständlêch wor. Den Auteur schreiwt : viirwat sêch eigentlêch grouss Gedanken driwwer maachen? Vläicht mêcht een sêch jo keng grouss Gedanke driwer, êt ass den ênnerlechen Zwang, dee wéi deet a nidderdreckt