Covid-19Drei Todesfälle nach Impfkomplikationen

Covid-19 / Drei Todesfälle nach Impfkomplikationen
Wieder vereint: Premierminister Xavier Bettel freute sich, Gesundheitsministerin Paulette Lenert im Kampf gegen Covid-19 wieder an seiner Seite zu haben Foto: Editpress/Julien Garroy

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In Luxemburg sind in den letzten drei Wochen aller Voraussicht nach drei Menschen an Komplikationen im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung verstorben. Das haben Premier Xavier Bettel und Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Mittwoch bestätigt. Die Impfkampagne trägt aber auch erste Früchte: Die Zahl der Neuinfektionen bei Senioren ist rückläufig. Indessen können sich Freiwillige ab sofort für eine Impfung mit AstraZeneca anmelden.

Bei ihrer Rückkehr nach drei Wochen Erholungspause dürfte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Mittwoch wohl mit gemischten Gefühlen mit Premierminister Xavier Bettel (DP) vor die Presse getreten sein. Zwar sind die jüngsten Entwicklungen in Luxemburg im globalen Zusammenhang der Pandemie durchaus positiv zu bewerten. Dennoch blieben auch Punkte, die dem vorsichtigen Optimismus einen Dämpfer versetzten. Allen voran der Umstand, dass in Luxemburg wahrscheinlich drei Menschen an den Folgen einer Impfung gestorben sind.

Noch seien die Ermittlungen nicht abgeschlossen, so Premierminister Xavier Bettel im Rahmen der wöchentlichen Bestandsaufnahme. Auch stehe nicht fest, dass die drei Opfer de facto an den Nebenwirkungen gestorben seien. Allerdings war aus den Erklärungen der beiden Regierungsmitglieder zu entnehmen, dass die Betroffenen unter schweren Nebenwirkungen litten, die im Anschluss an ihre Impfung gegen Covid-19 aufgetreten waren. „Jeder Fall wird analysiert und wenn Klarheit besteht, werden wir das auch mitteilen“, versprach Bettel in dem Zusammenhang.

Ansonsten aber scheint die Zahl der Menschen, die nach ihrer Impfung über Nebenwirkungen klagen, überaus gering. So wurden bis dato rund 176.100 Impfdosen verabreicht – 94.815 davon im April. Nebenwirkungen wurden allerdings nur bei einem knappen Prozent der Betroffenen festgestellt. Bei einem überwiegenden Großteil davon habe es sich um Schmerzen an der Einstechstelle gehandelt, um Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen sowie andere leichte Nebenwirkungen. „Nichts also, was man nicht auch von anderen Impfungen kennt“, so Gesundheitsministerin Lenert.

In 129 Fällen aber mussten den zuständigen Behörden durchaus ernstere Folgen gemeldet werden. 116 Personen waren derart beeinträchtigt, dass sie einige Tage lang nicht einsatzfähig waren. 13 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Zwei Männer und eine Frau haben diese Komplikationen nicht überlebt. Das jüngste Opfer sei 75 Jahre alt gewesen, das älteste 94, so Lenert.

Die meisten Komplikationen wurden im Zusammenhang mit dem Wirkstoff von Pfizer/Biontech festgestellt: Im Schnitt klagten zehn Personen von 1.000 nach einer Impfung mit Comirnaty über leichte oder ernstere Nebenwirkungen. Mit zwei von 1.000 Geimpften, die nach Verabreichen des Wirkstoffes mit Problemen zu kämpfen hatten, halten sich AstraZeneca und Moderna indessen die Waage. Insgesamt wurde rund 66 Prozent der Geimpften der Wirkstoff von Pfizer/Biontech verabreicht. 23 Prozent haben den Impfstoff von AstraZeneca erhalten.

„First come, first serve“

Seit gestern 18 Uhr haben Personen zwischen 30 und 54 Jahren die Möglichkeit, sich freiwillig für eine Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca zu melden. Die Einschreibung erfolgt über www.impfen.lu, wo der Nutzer Namen, Sozialversicherungsnummer und E-Mail-Adresse hinterlassen kann. Die Impfung erfolgt anschließend nach „First come, first serve“. Je nach Verfügbarkeit erhalten die Betroffenen dann eine Einladung mit OTP-Code. Mit diesem kann man – ähnlich wie beim „Large Scale Testing“ – im Netz einen Termin vereinbaren.

„Wir sind immer noch der Meinung, dass es unverantwortlich ist, unter den gegebenen Umständen einen zugelassenen Impfstoff im Kühlschrank wegzusperren“, so Bettel. Tatsächlich war Vaxzevria in den letzten Wochen wegen seltener Komplikationen mit Hirnvenen- und Sinusvenenthrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen in die Schlagzeilen geraten.

In ihrem letzten Gutachten aber gelangt die europäische Arzneimittel-Agentur EMA zum Schluss, dass der Impfstoff weiter verabreicht werden könne. Wann genau die freiwilligen Impfungen in Angriff genommen werden können, hängt allerdings ganz von der Verfügbarkeit des Impfstoffes sowie der Zuverlässigkeit der in Aussicht gestellten Lieferungen ab. Premierminister Xavier Bettel zeigte sich zuversichtlich, dass die ersten Termine ab Ende der kommenden Woche vereinbart werden können.

Melden können sich Freiwillige in Zukunft auch für eine Impfung mit Restbeständen. Im April seien fünf Dosen verfallen. „Das ist zwar nicht viel, doch ist jede Dose, die weggeworfen werden muss, eine Dose zu viel“, so Xavier Bettel. Angesichts der in Aussicht gestellten Lieferungen werde man die Kadenz der Impfungen in den kommenden zwei Monaten weiter erhöhen. So dürften bis Ende Juni allein von Pfizer 290.000 weitere Dosen in Luxemburg eintreffen.

Vor diesem Hintergrund dürften abends denn auch mehr Impfmittel übrig bleiben. Diese können dann von Interessenten beansprucht werden, die sich im Voraus via myGuichet angemeldet haben. Einzige Voraussetzung: Betroffene müssen kurzfristig erreichbar sein und innerhalb von 20 Minuten zum Impfzentrum fahren können. Weitere Einzelheiten will das Gesundheitsministerium im Laufe der kommenden Woche mitteilen.

Mit neuem Elan

Gesundheitsministerin Paulette Lenert freute sich bei ihrer Rückkehr über die stabilen Zahlen der letzten Wochen, warnte gleichzeitig aber auch vor verfrühtem Optimismus. Es sei jetzt nicht angebracht, „den Fuß vom Gaspedal zu nehmen“, so die Ministerin, die in den letzten drei Wochen krankheitsbedingt aussetzen musste, sich am Mittwoch aber sichtlich erholt wieder zurückmeldete.

„Ich bin glücklich, meine Arbeit wieder aufnehmen zu können. Ich mache das mit großer Begeisterung, auch wenn die drei Wochen Erholung gutgetan haben“, gestand die Politikerin. Natürlich hoffe man stets auf einen Rückgang der Infektionszahlen. Angesichts der beunruhigenden Entwicklungen im nahen Ausland aber seien die stabilen Zahlen in Luxemburg umso aussagekräftiger.

Besonders positiv bewertete Lenert den Rückgang der Infektionen bei den Senioren. „Wir sehen, dass sich die Auswirkungen der Impfkampagne langsam bemerkbar machen“, so die Gesundheitsministerin. So sei etwa die Zahl der Neuinfektionen bei Menschen zwischen 60 und 75 Jahren innerhalb der letzten Woche um 17 Prozent gesunken. „Das ist keine Momentaufnahme. Im Gegenteil: Das ist ganz klar eine Folge des Impfschutzes“, betonte Lenert. Ähnlich gestaltet sich die Situation bei den Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen: In der vergangenen Woche fielen nur zwei Analysen positiv aus.

Beunruhigend sei indessen der Trend, wonach immer mehr jüngere Leute einen schwierigen Krankheitsverlauf erleiden. In den Krankenhäusern ist der Altersschnitt demzufolge auch von 61 auf 51 Jahre gesunken. Gestiegen ist allerdings die Frequenz, mit welcher Patienten in eine intensive Behandlung überführt werden. Musste bislang in der Regel jeder Vierte in Intensivpflege, so ist es inzwischen jeder Dritte. „Es steht eine gewisse Hypothese im Raum, wonach die Krankheitsverläufe inzwischen schwerer ausfallen und sich vor allem bei jüngeren Leuten bemerkbar machen“, so Lenert.

Vor diesem Hintergrund wollten sich Premier und Gesundheitsministerin auch nicht zu weiteren Lockerungen äußern. Weitere Schritte seien zwar in Planung, doch wolle man die Situation noch etwas im Auge behalten. „Man sollte nicht verheimlichen, dass die Lage objektiv betrachtet immer noch kritisch ist“, meinte Lenert. Die Maßnahmen der letzten Monate hätten sich zwar bewährt. „Doch gilt es trotz guter Stimmung und optimistischer Note immer noch Vorsicht walten zu lassen“, mahnte die Gesundheitsministerin.

Nach drei Wochen wieder im Einsatz: Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat sich sichtlich erholt und voller Tatendrang zurückgemeldet
Nach drei Wochen wieder im Einsatz: Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat sich sichtlich erholt und voller Tatendrang zurückgemeldet Foto: Editpress/Julien Garroy
Jeanchen
24. April 2021 - 9.41

Transparenz und Aufklärung ist immerhin gefragt und wäre von grosser Bedeutung für alle Bürger.