Meteobridel.luDer Wetterfrosch aus Kopstal

Meteobridel.lu / Der Wetterfrosch aus Kopstal
Henri Nilles an seiner Messstationen auf Bridel Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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„Jeder redet über das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen“, sagte der amerikanische Schriftsteller Mark Twain. Das Wetter beeinflussen kann zwar auch Hobbymeteorologe Henri Nilles aus Kopstal nicht, doch mit seinem privaten Wetterdienst „Meteobridel“ tut er eine Menge dafür, dass wir uns im Alltag besser auf schlechtes Wetter vorbereiten können.

Gewitter sind seine Spezialität: Zieht ein Unwetter in Richtung Luxemburg, erhalten die Abonnenten von „Meteobridel“ eine Warnung per E-Mail oder SMS, wenn es sich 25 Kilometer vor der Grenze befindet und immer noch Kurs auf unser Land hält. „Dann haben die Leute noch rund eine Stunde Zeit, sich darauf vorzubereiten“, sagt Henri Nilles.

Man braucht sich nicht lange mit ihm zu unterhalten, um zu merken, dass er mehr als nur ein interessierter Laie ist. Die Meteorologie betreibt er zwar als Hobby, doch das Fachwissen, das er sich seit über 20 Jahren angeeignet hat, ist beeindruckend.

1997 hat Henri Nilles angefangen, sich eingehender mit dem Thema zu befassen. Damals suchte er allerdings nicht direkt eine Freizeitbeschäftigung, sondern eine Antwort auf die einfache Frage, wie das Wetter wird. Damals wechselte der gelernte Dachdecker zur Gemeinde Kopstal. Anfangs ging es ihm lediglich darum, Wetterprognosen für den dortigen Streudienst zu erstellen. Die erste „Wetterstation“ sei im Grunde nur eine einfache Kamera gewesen, die er für ein paar Euro in einem Online-Shop gekauft hat, und die er auf Bridel installierte.

Aus der einfachen Wetterbeobachtung wurde in den Jahren ein Hobby, das fast seine gesamte Freizeit beansprucht. Rund ein halbes Dutzend Messtationen betreibt der Hobbymeteorologe mittlerweile im Land. Darüber hinaus ist er in ein internationales Netz von Messstationen eingebunden, deren Material er auch benutzen kann.  Auf seiner Website meteobridel.lu findet man eine Fülle von Daten über das Wetter, die weit über Temperaturangaben hinausgehen. Das Besondere an der Plattform ist neben der Masse an Daten, dass sie von einer einzelnen Person in Eigenregie geführt wird. „Im Grunde bin ich die ganze Zeit damit beschäftigt.“ Seine Software zaubert ihm zwar Wetterkarten auf den Bildschirm, doch etliche Karten druckt er sich auf Papier aus und überprüft die Daten per Hand. Vor allem deshalb, weil es in unserem Land zwölf verschiedene Mikroklimazonen gibt, wie er erklärt.

Autodidakt

15 Jahre arbeitete er als Dachdecker im Betrieb seines Vaters. „Zu wissen, wie das Wetter wird, hat mich auch damals interessiert. In dem Beruf ist es von Vorteil, zu wissen, wie das Wetter wird, da man dann die Arbeit draußen effizienter planen kann.“

Nachdem er 1997 zur Gemeinde gewechselt war, wurde aus dem Interesse ein Hobby, mittlerweile ist es eine  Leidenschaft, was jeder sofort spürt, der sich nur etwas Zeit nimmt, mit ihm über das Wetter zu reden. Für Henri Nilles ist die Meteorologie nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, es ist eine Lebensaufgabe: Das nötige Fachwissen hat er sich selbst beigebracht, und er ist begeistert, sein Wissen anderen mitzuteilen. Angehenden Hobbymeteorologen steht er übrigens gerne mit Rat und Tat zur Seite, betont er.

Er besitze zwar keine große Bibliothek, aber einige ausgesuchte Fachwerke. „Wenn man mit dem Hobby anfängt, muss man erst mal rausfinden, was gute Literatur zu dem Thema ist. Bücher wie ‘Wetter für Dummies’ hilft Ihnen da nicht weiter. ‘Et gëtt vill Brach’.“

Ein Standardwerk, die „Enzyklopädie des Wetters“, habe ihm seine Frau geschenkt. Auf die Frage, wie sie zu seinem Hobby steht, antwortet er lapidar: „Wir sind seit 17 Jahren verheiratet, sie kennt mich nicht anders.“

Dank Internet ist der Zeitaufwand im Vergleich zu der Anfangszeit seines Hobbys doch etwas gesunken. Musste er anfangs noch zu jeder seiner Messtationen hinfahren, um die Daten abzulesen, kann er das heute bequem von zu Hause aus erledigen. Trotzdem kommt er nicht drum herum, die Stationen ab und zu vor Ort zu inspizieren. Da er selbst in Kopstal wohnt, kann er die dortigen Geräte fast täglich begutachten, bei anderen fährt er lediglich ein bis zwei Mal pro Jahr vorbei.

Die Auswertung der Daten ist allerdings nur die halbe Miete. Zeit kostet ihn auch noch der Unterhalt der Apparate, z.B. müssen hin und wieder Sensoren ausgetauscht werden. „Es bedarf nicht viel, damit ein Instrument falsche Daten übermittelt, z.B. wenn ein Blatt ein Regenmessgerät verstopft.“

Kein billiges Hobby

Bis heute finanziert er sein Hobby selbst, und das ist nicht billig. Eine Messstation kann man ab 800 Euro aufwärts kaufen, seine Referenzstation auf Bridel koste allerdings schon um die 2.500 Euro.

Er möchte, dass die Leute die Möglichkeit haben, sich gratis über das Wetter zu informieren. Die Daten, die Henri Nilles sammelt, sind allerdings bei weitem nicht nur für diejenigen gedacht, die wissen wollen, ob sie einen Regenschirm für den Tag brauchen. Bei ihm finden Bauern z.B. Daten zur Bodentemperatur, was ihnen hilft, den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat zu bestimmen.

Eine Besonderheit auf seiner Website ist die Blitzortung. Da sich seine Station in Kopstal in einem Tal befindet und diese wie ein Trichter, also wie eine riesige Parabolantenne, wirkt, ist sie in der Lage, Daten aus bis zu 3.600 Kilometern zu empfangen. Seine Blitzortung ist Teil eines breiten Netzwerks. Die Karte auf seiner Website hierzu wird jede Minute aktualisiert. Dank dieser Blitzortung kann er Gewitter vorhersagen und Bewohner im Notfall warnen. Aber eigentlich sei jede relevante Information an eine Warnung gekoppelt: So erhalte z.B. die Feuerwehr eine Warnung ab einer Windgeschwindigkeit von 55 Kilometern/Stunde.

Seit zwei Jahren sind seine Vorhersagen auch über den Radiosender „Péiteng On Air“ zu hören, seit ungefähr sechs Monaten trägt er die Wetternachrichten selbst vor. „Es hat sich gezeigt, dass es halt einfacher ist, wenn ich die Wetternachrichten selber spreche.“

Wetter folge dem Chaosprinzip, es versuche aus dem Chaos eine Regularität zu bilden, daraus ergebe sich das Auf und Ab des Wetters. „Es hat mich immer fasziniert, herauszufinden, wie das Wetter ‚tickt’, aber ich weiß es bis heute nicht“, sagt er lachend zum Abschluss.