KufaWeniger ist mehr: Ein Entwicklungsplan für die Kulturfabrik

Kufa / Weniger ist mehr: Ein Entwicklungsplan für die Kulturfabrik
 Archivbild: Editpress

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So kann man die Zeit auch nutzen: Wegen der Pandemie funktioniert die Escher Kufa seit über einem Jahr sozusagen auf Sparflamme, was die Verantwortlichen dazu nutzten, ihr neues Konzept zu finalisieren. Der Fünfjahresplan wurde gestern der Öffentlichkeit vorgestellt.    

Viel Theorie präsentierten die Verantwortlichen René Penning und Nathalie Ronvaux den Gästen am Dienstag. Eine Theorie, die in den kommenden Monaten und Jahren mit Leben gefüllt werden will. Der Entwicklungsplan sieht vor, einen „roten Faden“ für die Kufa zu finden, wie Direktor Penning unterstrich. Es gehe darum, das „Profil zu schärfen“, ein „globales Image“ zu schaffen und vor allem die Kufa „als permanenten ‚lieu de vie‘ zu etablieren“. Dies müsse mit einer Reduzierung der Quantität zugunsten der Qualität geschehen. Will heißen: weniger ist mehr. Prinzipiell wolle man in Zukunft ein einheitliches, kohärentes Image fördern. Das ist laut René Penning momentan nicht der Fall, denn die Menschen sähen in der Kufa ganz unterschiedliche Dinge. Für die einen sei die Kulturfabrik gleichzusetzen mit einem Konzertsaal, für andere stehe sie für das Nachtleben. Wiederum andere fokussieren sich auf das Kino oder das Restaurant. Es ist der Wunsch der Verantwortlichen, der Kufa eine Identität, ein globales Image zu verpassen. Und dazu braucht es Visionen.

Der Findungsprozess hierzu begann 2018, als zunächst einmal eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands gemacht wurde. Darum kümmert sich die kulturelle Entwicklungsagentur „Olivearte“. „Wir hatten bis dahin keine Zeit, an der Identität der Kufa zu feilen“, blickt René Penning zurück. „Denn mit der Vielzahl der Veranstaltungen (über 300 pro Jahr, Anm. d. Red.) hatten wir stets den ‚Kapp am Guidon‘’“, bemühte Penning den Vergleich zu seinem Hobby, dem Radfahren. 

Drei Eckpfeiler

Der Entwicklungsplan mündete in drei Eckpfeilern, aus denen zehn übergeordnete Ziele entsprangen, die wiederum in 40 Aktionen umgesetzt werden sollen. Wobei diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt sind, sondern im laufenden Prozess angepasst werden sollen. Erster Eckpfeiler ist die Neu-Definition des künstlerischen und kulturellen Projekts. Die Programmierung soll weiterhin so multidisziplinär wie möglich sein, allerdings wird in Zukunft mehr Wert auf ihre Kohärenz gelegt.

Des Weiteren soll der Kreativität noch mehr Raum eingeräumt werden. Will heißen, eine bessere (finanzielle) Unterstützung der Künstler wird angestrebt, Künstlerresidenzen werden verstärkt gefördert. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder die „Squatfabrik“ erwähnt, die weiter ausgebaut werden soll. Letztendlich aber soll die Kulturfabrik ein Begegnungsort beziehungsweise ein Lebensraum für alle Menschen werden. Um besser zeigen zu können, wofür die Kufa alles steht, wird ein Info-Punkt eingerichtet. Ein Pop-up-Shop, in dem es neben dem Kartenvorverkauf auch allerlei Informationsmaterial und auch Merchandising geben soll. Geplante Eröffnung ist im kommenden Jahr.       

René Penning und Nathalie Ronvaux
René Penning und Nathalie Ronvaux Foto: Editpress/Alain Rischard

Beim zweiten der drei Eckpfeiler steht das Publikum im Mittelpunkt. Gemeinsam mit der Universität von Avignon (F) wurde eine Analyse begonnen, die dazu beitragen soll, das Publikum und seine Erwartungen besser kennenzulernen. Es geht zudem um Sichtbarkeit nach außen hin und um die Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls beim Publikum. Auch will man in Zukunft die Neugierde des Publikums für andere künstlerische Disziplinen wecken, was zum Beispiel über genreübergreifende Abonnements geschehen könnte. 

Beim dritten und letzten Eckpfeiler des Fünfjahresplans geht es darum, die Institution Kulturfabrik langfristig zu stärken. Da die soziale Preisgestaltung beibehalten werden soll, geht es um die Erschließung neuer Geldquellen. Das, mit dem Ziel, die administrativen Strukturen zu stärken und weiter in die Infrastruktur investieren zu können. 

Damit ist der Rahmen für die nächsten fünf Jahre gesetzt. Was das für die Praxis bedeutet, wird sich in den  nächsten Monaten peu à peu herausstellen. Die Unterstützung der Gemeinde hat man jedenfalls, wie der Escher Kulturschöffe Pim Knaff (DP) zum Abschluss unterstrich. Und das auch über Esch2022 hinaus.