„Pop-up Schwämm“Künstler bespielen Düdelinger Sportstätte vor deren Abriss

„Pop-up Schwämm“ / Künstler bespielen Düdelinger Sportstätte vor deren Abriss
Künstlerin Diane Jodes bespielt die Schwimmhalle mit dem Lernschwimmbecken Foto: Mike Zenari

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Bevor die Sport- und Schwimmhalle auf dem „Strutzbierg“ der Abrissbirne zum Opfer fällt, wird sie zu einer Kunststätte, die sich sieben Künstler für eine „Pop-up“-Ausstellung zu eigen machen. Am Dienstag präsentieren sie ihre Ideen zum ersten Mal. 

Die Sport- und Schwimmhalle auf dem „Strutzbierg“ wurde 1980 fertiggestellt. Seitdem haben viele Schulkinder aus den danebengelegenen Schulgebäuden dort ihre ersten Schwimmversuche unternommen. „Viele Düdelinger, Jugendliche und auch Erwachsene, verbinden etwas mit diesem Gebäude“, sagt Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) im Gespräch mit dem Tageblatt. In den letzten Jahren musste einiges in die Sportstätte investiert werden, um die geforderten Sicherheitsstandards erreichen zu können. Deswegen trafen die Stadtverantwortlichen die Entscheidung, an derselben Stelle einen ganz neuen Sportkomplex zu errichten. 

Um dem Gebäude für kurze Zeit eine zweite Bestimmung zu geben, hatte der Schöffenrat die Idee für das „Pop-up Schwämm“, bei dem die Turnhalle, die Schwimmhalle und die Umkleiden selbst als Kunst in Szene gesetzt werden. Dies ist das zweite Mal, dass ein gemeindeeigenes Gebäude zu einer Pop-up-Ausstellung wird. Die erste fand im alten Sportzentrum René Hartmann statt. 

Die Hauptkoordination des Projektes hat der Kulturdienst der Stadt übernommen: „Die Künstler können das Motiv und Thema auswählen, das sie möchten. Sie sind völlig frei“, sagt Marlène Kreins vom, „Service culturel“. Die Kunstschaffenden haben erst Anfang dieser Woche mit ihrer Arbeit vor Ort begonnen. Der abstrakte Künstler Eric Mangen bespielt die Turnhalle und benutzt für seine Installation das, was noch dort zu finden ist. 

Faszination für den Raum

Diane Jodes ist eigentlich keine Installationskünstlerin, wie sie selbst sagt. Doch sie geht gerne und viel schwimmen und bringt demnach eine gewisse Affinität für das Thema mit sich. Der Raum mit dem Schwimmbecken und den weiß-blauen Fliesen hat sie sofort fasziniert: „Es ist ein sehr schöner Raum, deswegen möchte ich nicht zu viel verändern“, erklärt Jodes.

Als Erstes hat die Künstlerin die Fenster mit Milch angestrichen, damit die Besucher keine Ablenkung von außen bekommen, sondern sich ganz auf den Raum konzentrieren. Da bald alles abgerissen wird, kam Jodes das Wort „Havarie“ (Schiffsunglück) in den Sinn. Dies hat sie dann mit Pinsel und in Farbe gemäß ihrer Vorliebe zu Muster und dem Grafischen künstlerisch umgesetzt, nach dem Motto „Less is more“. Der Künstlerin ging es vor allem darum, die Atmosphäre des Raums zu unterstreichen. 

Dazu kommt eine Soundinstallation, die für die passende Geräuschkulisse sorgt. Diane Jodes hat dazu unter anderem Tonaufnahmen aus einem Schwimmbad aufgenommen. Sounddesigner Rajivan Ayyappan hat die Aufnahmen zu einem Soundtrack verarbeitet.

Jo Malano kennt die Sport- und Schwimmhalle bereits aus Kindheitstagen. Sein künstlerisches Quartier hat er in den Umkleiden aufgeschlagen. Das Thema Wasser war für ihn naheliegend. Deswegen arbeitet er viel mit den Farben Blau und Weiß, aber auch Orange, die Grotten darstellen sollen. Die Farbgestaltung erinnert nicht nur an die Türen der Umkleiden, sondern zufälligerweise auch an die Skulptur „Mam Vëlo op d’Schaff“ von Armand Strainchamps, die auf dem Rathausplatz steht, wie Jo Malano erzählt. Für die Verwirklichung seiner Kunst benötigt er vier oder fünf Tage. 

Jo Malano widmet sich in den Umkleiden dem Thema Wasser
Jo Malano widmet sich in den Umkleiden dem Thema Wasser Foto: Mike Zenari

Der gesamte Prozess wird auch fotografisch festgehalten. Marc Lazzarini hat das „Vorher“ auf Foto gebannt, während Mike Zenari die Künstler bei ihrer Arbeit ablichtet. Die so entstanden Fotos werden bei der Ausstellung gezeigt. Auch die Tanzkunst wird nicht fehlen: Isaiah Wilson wird punktuell eine Tanzperformance aufführen. 

Anmeldung erforderlich

Am Dienstag, 20. April, findet ab 17.00 Uhr die Eröffnung des „Pop-up Schwämm“ statt. Um für die nötige Sicherheit sorgen zu können, bittet der Kulturdienst der Stadt um eine vorherige Anmeldung für den Eröffnungstag. Möglich ist es, um 17.00 Uhr, 18.00 Uhr, 18.30 Uhr (für die Tanzperformance) sowie um 19.00 Uhr zur „Schwämm“ zu kommen. Die Anmeldung erfolgt per E-Mail: culture@dudelange.lu. 
„D’Schwämm“ ist von mittwochs bis sonntags geöffnet (15.00 bis 19.00 Uhr).

Die Ausstellung läuft bis zum 2. Mai. Schon bald danach soll das Gebäude abgerissen werden. Die Bauarbeiten für den eigentlichen Komplex werden laut Bürgermeister Dan Biancalana  voraussichtlich im Herbst beginnen und zwei Jahre dauern.

Die neue Turnhalle kann dann so unterteilt werden, dass zwei Klassen gleichzeitig
ihren Sportunterricht wahrnehmen können.

Das geplante Schwimmbecken wird mit 25 Metern größer als das bisherige. Später wird neben dem Schul- auch Babyschwimmen dort stattfinden wie auch die Schwimmschule. Das Gebäude soll mit Pellets und Gas geheizt werden. Auf der einen Hälfte des Daches wird eine Fotovoltaikanlage installiert, die andere Hälfte wird begrünt. Für  einen Versammlungsraum wird ebenfalls genügend Platz sein. Neben einem neugestalteten Eingangsbereich zur Schwimmhalle ist für Schule und „Maison relais“ ein Naturschulhof geplant. Dazu soll das Areal verkehrsberuhigt werden. 

Die Sport- und Schwimmhalle stammt aus dem Jahr 1980 (r.). Mit dem Bau der anderen Schulgebäude (l.) auf dem „Strutzbierg“ wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts begonnen.
Die Sport- und Schwimmhalle stammt aus dem Jahr 1980 (r.). Mit dem Bau der anderen Schulgebäude (l.) auf dem „Strutzbierg“ wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Foto: Editpress/Julien Garroy