EditorialSpendensammlung: Hilfsorganisationen spielen Betrügern in die Karten

Editorial / Spendensammlung: Hilfsorganisationen spielen Betrügern in die Karten
Betrüger lassen sich immer dreistere Maschen einfallen, um an Spendengelder zu gelangen Foto: Freepik/Claus Rein

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„Nos équipes sont en route“, schreibt die Unicef dieser Tage im Netz. In einer entsprechenden Mitteilung werden die betroffenen Gemeinden in Luxemburg wissen gelassen, dass man sich natürlich an die Hygiene-Vorschriften halten und auf Bargeld verzichten werde. Dass auch große Hilfsorganisationen finanziell unter der Pandemie leiden, ist durchaus verständlich. Mit einer Haus-zu-Haus-Aktion tun sich die Betroffenen aber keinen Gefallen. Vielmehr spielen sie Betrügern geradezu in die Karten.

Denn die Gauner lassen sich auch von Corona nicht erschüttern. Ganz im Gegenteil: Zuletzt warnte die Regierung vor knapp zwei Wochen vor Unehrlichen, die sich in Fels Zutritt zu Wohnungen verschaffen wollten. Sie hatten sich als Mitarbeiter der „Santé“ ausgegeben, wohl um Häuser auszukundschaften und unbedarfte Bewohner zu berauben.

Wegen solcher Vorgänge sehen sich Hilfsorganisationen immer wieder dazu gezwungen, Warnungen zu veröffentlichen. Regelmäßig lauern Menschen mit vermeintlichen Behinderungen Passanten in Einkaufsstraßen auf, um Spenden zu „sammeln“ oder ihre Opfer abzulenken, während Komplizen zur Tat schreiten. Immer wieder warnen Behörden vor falschen Beamten oder betrügerischen Spendensammlern, die geduldig an Haustüren klingeln, um ihr nächstes Opfer zu finden.

Die Maschen werden immer dreister, die Betrüger gehen mit der Zeit. Immer mehr Gauner setzen auf gefälschte Ausweise und Kleidungsstücke mit Namen und Logos bekannter Organisationen. Diese lassen sich ohne Weiteres aus dem Netz laden und für wenig Geld auf Jacken drucken. Das Tageblatt weiß sogar von Fällen, in denen falsche Assistenzhunde eingesetzt wurden, um eine Behinderung vorzutäuschen. Andere setzen auf unschuldige Kindermienen, um die Herzen ihrer Opfer zu erweichen.

Auch haben es die Betrüger längst nicht mehr allein aufs Bargeld abgesehen. Virtuell versierten Gaunern ist es ein Leichtes, Unbedarfte mithilfe neuer Technologien um ihr Erspartes zu bringen. Oft sind die Täter nur auf Erkundungstour: Auf der Suche nach leichten Zielen versuchen sie, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, bevor sie zum Einbruch schreiten.

Wie sehr das Vertrauen in die Organisationen darunter leidet, zeigt ein Beispiel aus dem Felser Nachbarort Ernzen. Noch unter dem Eindruck des vorgetäuschten „Santé“-Besuches von letzter Woche haben am Freitag mehr als ein halbes Dutzend Einwohner die Polizei verständigt, nachdem vermeintliche Mitarbeiter von „Handicap International“ von Tür zu Tür gezogen waren, um „Adressen zu überprüfen“.

Innerhalb von Minuten waren via soziale Medien die gesamte Nachbarschaft gewarnt und die jungen Männer weitestgehend abgewimmelt worden. Allerdings haben auch in Ernzen wieder einige Einwohner den Betroffenen bereitwillig die Tür geöffnet und Auskunft erstattet.

Ob es sich nun um einen ehrlich gemeinten Besuch gehandelt hat oder nicht: Dieses Beispiel zeigt, dass Tür-zu-Tür-Aktionen einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Große Hilfsorganisationen haben sich bereits den Gegebenheiten angepasst, indem sie auf Spendensammlungen auf offener Straße verzichten. Damit jeder weiß: Da sind Betrüger am Werk.

Es ist an der Zeit, diese Bereitschaft auch auf Hausbesuche auszuweiten. Denn die Organisationen bringen damit nicht nur unbedarfte Menschen in Gefahr. Mit dem Vertrauensverlust schaden sie vor allem jenen Menschen, denen sie eigentlich helfen wollten.

Blücher
18. April 2021 - 9.28

Esou laang d‘europäesch Läenner Waffen an Konfliktläenner liwweren, d‘europäesch Politik d‘Buedenschäetz (Beispill: Fir Batterien an d’E-Mobilitäet ze bauen..)vun Drettläenner ausbeut, hiren Anfloss dohannen mat korrupten Politiker ausbaut an esou Läenner och nach mat europäeschen Steiersouen vollstoppt, gesinn ech net an, den Bierger soll och nach spenden fir en Faass ouni Bueden dat ons Regierongen matverursaacht hun.

J.C. Kemp
17. April 2021 - 17.15

An de Veräin, den e Schlass geierwt huet, an et versteet fir décke Goss. Kuerz duerno kommen se erëm sammelen. Fannen dat e kleng bëssi affrontéiert.

Nomi
17. April 2021 - 13.36

@ Linda : "Ech spenden néierends mei' ! Lossen mech net unhaalen vun Leit matt Bic an Bloc !" Jo, ech och net mei' ! Wann een geseit wei' deck di Associatio'unsbonzen bezuehlt sinn, (vun Spendengelder dei' net an der dretter Welt unkommen) an di Verwaltungspalaest dei' se sech hei obriichten, nee Merci, net mei' Et hei'ert een keen vun deenen fir Kricher an Konflikter ze stoppen. Dann geifen se jo hiren Businessmodell an Fro stellen ! (Keng Konflikter, keng Spenden ) !

Linda
17. April 2021 - 11.19

Ech spenden néierends eppes! Lossen mech net unhaalen vun Leit matt Bic an Bloc! Brauch meng Suen selwer! Hun vill gehollef .... Mee an deser Zait ,kann een jo kengem méi trauen!

Schmatt
17. April 2021 - 10.41

UNICEF Letzebuerg schéng dat nët verstoen ze wellen. Hat och schon een hei vun UNICEF deen suen woult, op méng nofro hin op hien mir irgendeng preuve kéint gin dass en och wirklech vun UNICEF as krut ech eng portugiesech carte d’identitée gewisen an gesot hien hätt jo en T-shirt vun UNICEF un... Spéider dunn hun ech bei hinnen ugeruff wou eng persoun mir dunn sot hier leit hätten jo schliesslech en T-Shirt vun hinnen un, wou dann do den problem wier...