Luxemburg CSMI-Gutachten unterstreicht Änderung der Impfstrategie der Regierung

Luxemburg  / CSMI-Gutachten unterstreicht Änderung der Impfstrategie der Regierung
 Symbolfoto: Editpress/Anouk Flesch

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Der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ empfiehlt in einem Gutachten, 30- bis 54-Jährige mit einem mRNA-Impfstoff zu impfen. Luxemburgs Regierung will dieser Altersgruppe jedoch – auf freiwilliger Basis – den AstraZeneca-Impfstoff verabreichen, einen Vektorimpfstoff. Ein Widerspruch? Nein, denn der Teufel liegt im Detail.

Der AstraZeneca-Impfstoff hat in den vergangenen Wochen für Aufregung und Diskussionen gesorgt. Am Freitag hat die Luxemburger Regierung nun das Urteil des „Conseil supérieur des maladies infectieuses“  (CSMI) veröffentlicht. Der „Hohe Rat für Infektionskrankheiten“ widerspricht darin auf den ersten Blick dem Strategiewechsel, den die Regierung am Freitagnachmittag angekündigt hat. Denn: Der CSMI empfiehlt für die Altersgruppe der über 55-Jährigen weiterhin die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff. In der Altersgruppe der 30- bis 54-Jährigen, die verschiedene Vorerkrankungen oder andere Risikofaktoren aufweisen, empfiehlt das Gremium jedoch die Impfung mit einem sogenannten mRNA-Impstoff, zum Beispiel mit dem Produkt von Moderna.

Impfstoff-Unterschiede

Mit der Frage, wie der AstraZeneca-Impfstoff funktioniert und was ihn von anderen Impfstoffen unterscheidet, befasste sich Science.lu bereits in der Print-Ausgabe des Tageblatt am 25. März. Der AstraZeneca-Impfstoff sei vektorbasiert und nutze ein Adenovirus. Die Biontech/Pfizer- und Moderna-Impfstoffe nutzten hingegen ein Messenger-RNA (mRNA): „Das Immunsystem bekämpft Krankheitserreger, indem es sie mit Antikörpern markiert und anschließend außer Gefecht setzt. Beim allerersten Kontakt muss es aber erst lernen, den Gegner zu erkennen. Dazu orientiert sich das Immunsystem an Oberflächenmerkmalen des Eindringlings. Bei Coronaviren wie SARS-CoV-2 sind das die Spike-Proteine. Wie die Zacken einer Krone stehen sie auf der Virushülle und docken an die Zelle, die sie infizieren wollen.“ Damit die Antikörper das Coronavirus an eben diesen Spikes erkennen würden, brauche es eine Weile – für das Virus sei es die Gelegenheit, sich in uns auszubreiten und uns krankzumachen. Sei die Krankheit aber überstanden, merke sich das Immunsystem den Angreifer für eine gewisse Zeit. Dringe dieser erneut in den Körper ein, könne die Abwehr schneller zurückschlagen – die Krankheit verlaufe milder oder breche im besten Falle nicht aus.Um das Risiko schwerer Krankheit oder gar den Tod zu verringern, gebe es Impfungen. Sie seien ein Training fürs Immunsystem. Dem würden dazu keine gefährlichen Gegner präsentiert, sondern harmlose Sparringspartner. Diese würden den Bauplan für einige wichtige Erkennungsmarken des eigentlichen Erregers tragen. Im Körper würden dann z.B. nur die Spike-Proteine des Coronavirus hergestellt, sodass die Truppen des Immunsystems lernen würden, diese zu identifizieren. Bei Vektorviren-Impfstoffen wie jenem von AstraZeneca stecke der Bauplan in einem harmlosen Erkältungsvirus. Bei mRNA-Impfstoffen wie den von Biontech/Pfizer oder Moderna werde die nackte Bauanweisung für die Spike-Proteine geimpft.

Die Regierung hat auf der Pressekonferenz am Freitag entschieden, den 30- bis 54-Jährigen die Möglichkeit zu bieten, sich freiwillig auf eine Liste einschreiben zu lassen. Die Menschen, die sich dort registriert haben, werden dann schnellstmöglich mit dem AstraZeneca-Impfstoff, einem sogenannten Vektorenimpfstoff, geimpft. Premierminister Xavier Bettel (DP) kündigte an, sich ebenfalls auf diese Liste einschreiben zu wollen. „Die Gefahr durch eine Covid-Erkrankung ist um ein Vielfaches größer als durch eventuelle Nebenwirkungen des Impfstoffes“, sagte der DP-Politiker.

Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch zwischen Regierung und CSMI aussieht, ist eigentlich kohärent. Der CSMI schreibt nämlich weiterhin: „Aufgrund der Wichtigkeit, den Impfstoff schnellstmöglich zu verabreichen und einen möglichst flächendeckenden Impfschutz zu erreichen, soll eine Vaxzevria-Impfung (der neue Name des AstraZeneca-Impfstoffs) möglichst schnell als Alternative angeboten werden, sofern keine anderen Impfstoffe vorhanden sind.“

Zudem empfiehlt der Rat – falls beide Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff gemacht werden – zwischen den Impfungen zwölf Wochen zu warten – und nicht „acht bis zwölf“ Wochen. Ob bei der zweiten Impfung ein mRNA-Impfstoff benutzt werden sollte, wenn die Erstimpfung mit AstraZeneca erfolgte, konnte der CSMI nicht beantworten. Zudem sollten schwangere Frauen dem Gutachten des CSMI zufolge mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden.

Der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ ruft die Regierung zu einer klaren Kommunikationspolitik auf. So soll die Regierung weiterhin betonen, dass das Thromboserisiko nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff nicht höher liegt als auch sonst in der Bevölkerung. Bisher wurden nur 222 Thrombosefälle bei 34 Millionen geimpften Personen festgestellt, ohne dass eine kausale Verbindung hergestellt werden könne.

HTK
17. April 2021 - 9.06

".. nur 222 Thrombosefälle bei 34 Millionen geimpften .." Wohl verstanden mit AZ - Geimpften! Daher die DIskussion und daher die Ablehnung des Stoffes durch die Dänen und Skeptiker im Rest der Welt. Und wenn keine "kausale Verbindung" hergestellt werden kann,woher dann die Diskussion über AZ und nicht über Moderna oder Pfizer? Ein Professor der Epidemiologie hat vor laufender Kamera gesagt,man solle vor der Impfung mit AZ ein Aspirin schlucken und 12 Stunden danach noch eine.Warum? Weil es keine Verbindung von Thrombose zu AZ-Impfungen gibt? Jetzt wo wir das Zeug eingekauft haben wird es wie auf der Braderie verramscht! Freiwillige vor also.