AllergienMit dem Frühling kommen die Pollen

Allergien / Mit dem Frühling kommen die Pollen
Die Bienen freut’s, die Allergiker weniger: Die Pollensaison ist wieder da.  Foto: AFP/Jalaa Marey

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Die Wintermonate sind vorbei, draußen sprießt und grünt es. Für die meisten unter uns eine große Freude. Doch mit der Wärme und dem zunehmenden Sonnenschein beginnt auch die Pollenflugsaison vieler Pflanzen. Was das für Allergiker bedeuten kann, davon berichtet unsere Korrespondentin Elke Bunge.

In diesem Frühjahr steht alles im Zeichen von Corona, das war auch schon im letzten Frühling der Fall. Freunde sieht man kaum noch und wenn, verstecken sich Mund und Nase hinter FFP2-Masken. Trotzdem erinnere ich mich gut an die vielen Frühlinge der Jahre davor, als unser Dorforchester noch fleißig probte. Mit den beginnenden schönen Frühlingstagen kam meine neben mir sitzende Mitmusikerin Monica mit regelmäßig dicken verquollenen Augen und triefender Nase zur Probe. Anfangs dachte ich: „Oje, Klarinette spielen mit so einer starken Erkältung.“ Doch Monica erklärte mir, dass es sich um ihren jährlich wiederkehrenden Heuschnupfen handele. Monica war hartgesotten, die Nase rot, das Tempo immer bei der Hand, spielte sie trotz allen Unannehmlichkeiten drauf los, denn musizieren ist seit ihren Kindheitstagen Teil ihres Lebens. Die Allergie nimmt sie in Kauf, die gehört zu ihr, wie ihr Job im Supermarkt als Aufpackerin, das geliebte Motorrad, und eben die Klarinette.

Erle, Hasel, Ulme, Weide, Pappel, Ahorn, Birke, Esche, Gräser – es sind eine Reihe Pflanzen, die Allergikern zu schaffen machen können. Die Überempfindlichkeit zeigt sich zumeist durch den saisonal bedingten allergischen Schnupfen, den sogenannten „Rhinitis allergica“. Zusätzlich können auch die Augen in Mitleidenschaft gezogen werden, es kommt zu einer allergischen Bindehautentzündung, der allergischen Konjunktivitis. Sind die unteren Atemwege mit betroffen, sprechen Fachleute von einem Etagenwechsel von den oberen zu den unteren Atemwegen, und Betroffene leiden neben dem Heuschnupfen zusätzlich an einem allergischen Asthma bronchiale. Auch Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln sind keine Seltenheit. Insbesondere Allergiker gegen Birkenpollen können zusätzlich auf Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche oder Nektarinen eine Kreuzallergie bekommen.

Wie neugeboren

Eine Kreuzallergie hat Jean-Pierre S. aus Remich nicht, trotzdem leidet er massiv unter seiner Pollenallergie. Vor zwei Jahren wurde diese von seiner Ärztin festgestellt. Bei ihm sind es hauptsächlich Gräser und Erlenpollen. Erlenpollen gehören zu den häufigsten Auslösern einer Frühblüherpollenallergie. Die Schwarzerle kann bereits Anfang Januar Betroffenen Probleme bereiten. Bei Jean-Pierre S. zeigt sich die Allergie am stärksten an Augen und Nase: „Ich habe Juckreiz an den Augen, häufig eine verstopfte Nase oder die Nase läuft. Es fühlt sich an, als ob ich einen starken Schnupfen hätte und ich muss mir ständig die Nase putzen.“ Wohl fühlt er sich, so sagt er weiter, in dieser Jahreszeit eigentlich nur in seinem Auto. Nach einer Stunde Fahrt hat der Pollenfilter in seinem Wagen die Luft so gereinigt, dass er wieder frei atmen kann und die Augen nicht mehr jucken. „Ich fühle mich dann wie neugeboren“, so der Pollenallergiker.

Ansonsten hat er ein Antihistaminikum von seiner Ärztin verschrieben bekommen, das nimmt er täglich. Doch die Allergie macht ihm trotzdem noch zu schaffen, denn ganz frei von den Symptomen ist er auch dann nicht. Zudem haben Antihistaminika auch starke Nebenwirkungen, Jean-Pierre S. klagt besonders über Müdigkeit durch sein Medikament. Fatigue, Mundtrockenheit und Kopfschmerzen sind typische Begleiterscheinungen seiner Arznei. Trotz der Müdigkeit kann er nachts oft nicht gut schlafen, denn dann macht ihm seine Allergie besonders zu schaffen: „Wenn die Nase verstopft ist, bekomme ich im Bett schlecht Luft. Dann werde ich wach und muss mir erst mal die Nase putzen. Am nächsten Tag bin ich dann oft gereizt, weil ich nicht richtig geschlafen habe.“

Gereiztheit, Unruhe, Konzentrationsschwäche oder Schlafstörungen – Patienten berichten häufig über diese zusätzlichen Beschwerden, die nicht zu unterschätzen sind. Denn der Alltag ist oft schon so prall gefüllt mit beruflichem Stress, eingespannt durch Familie und Kinder. Will man all dies umgehen, kann man auch über eine spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung nachdenken. Mittels Spritzen, Tropfen oder Tabletten werden dem Körper die allergieauslösenden Stoffe in niedrigsten Konzentrationen zugeführt. Ziel ist es, den Körper an die Allergene zu gewöhnen und seine Abwehr gegen diese einzustellen. Doch dafür ist Geduld und Ausdauer notwendig: Drei Jahre dauert in der Regel eine solche Therapie. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen diese Behandlungsmethode ebenfalls abwägen, insbesondere wenn diese Betablocker verordnet bekommen haben. Ihnen droht schlimmstenfalls die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks.

So zeigt sich die Pollenallergie

Nase

– Allergischer Schnupfen (Rhinitis)
– Niesreiz
– Verstopfte Nase
– Laufende Nase
– Nasenjucken
– Entzündung der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen

Augen

– Allergische Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
– Brennende gerötete Augen
– Juckende Augen

Lunge

– Allergisches Asthma
– Reizhusten
– Trockener Husten
– Engegefühl in der Brust
– Atemnot

Haut

– Patienten mit Neurodermitis können Ekzemschübe haben
– Juckender, geröteter Hautausschlag an freiliegenden Hautarealen, wie Gesicht und Hals
– Schwellungen im Gesicht

Mundbereich (im Falle von einer Kreuzallergie mit Nahrungsmitteln)

– Schwellungen der Zunge
– Schwellungen der Lippen
– Schwellung des Kehlkopfbereichs
– Juckreiz im Gaumen

Nervensystem

– Kopfschmerz
– Lernstörungen
– Konzentrationsstörungen
– Leichte Reizbarkeit
– Schlafstörungen