GroßbritannienIm Kampf gegen die Corona-Pandemie sollen jetzt Schnelltests für alle helfen

Großbritannien / Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sollen jetzt Schnelltests für alle helfen
In Schottland haben seit gestern wieder die Friseurläden geöffnet: Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon profitierte als eine der Ersten davon Foto: AFP/Pool/Andy Buchanan

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Stetig fallende Infektions- und Todeszahlen sowie der fortdauernde Erfolg des Impfprogramms ermöglichen Großbritannien weitere Schritte aus dem Corona-Lockdown. Boris Johnson bestätigte am Ostermontag nach einer Kabinettsitzung den vor sechs Wochen verkündeten Fahrplan seiner konservativen Regierung. Man werde auch weiterhin „sehr vorsichtig“ vorgehen, beteuerte der Premierminister.

Über die Osterfeiertage durften sich erstmals in England wieder sechs Menschen aus unterschiedlichen Haushalten in Parks oder Privatgärten versammeln. Auch ist es Amateurteams seit einer Woche wieder erlaubt, gemeinsam Sport zu treiben. Hingegen blieben Besuche in anderen Wohnungen weiterhin verboten sowie alle Geschäfte außer Lebensmittelläden geschlossen.

Von kommender Woche an dürfen in England Cafés, Restaurants und Pubs wieder Kundschaft im Freien bedienen. Der gesamte Einzelhandel kann ebenso seine Tore öffnen wie Fitnessstudios, Schwimmbäder und Bibliotheken, vorausgesetzt, die entsprechenden Maßnahmen zur sozialen Distanzierung sind gewährleistet. Besonders sehnsüchtig warten viele auf die Öffnung der Friseursalons; in Schottland sorgte dieser Öffnungsschritt schon am Montag für Vergnügen. Ohnehin weichen die anderen Regionen Nordirland, Schottland und Wales mit ihren je eigenen Regierungen bei manchen Lockerungen vom bei Weitem größten Landesteil England ab.

Nach den Osterferien beginnt für alle Kinder und Jugendlichen sämtlicher Jahrgangsstufen wieder der Schulunterricht vor Ort. Auch planen einzelne Universitäten, deren Programm in den vergangenen Monaten ausschließlich online ablief, wieder erste Experimente mit Seminaren in Kleingruppen.

Inzwischen sind auf der Insel mehr als 31,6 Millionen Menschen mindestens einmal gegen Sars-CoV-2 geimpft, beinahe die Hälfte der gesamten Bevölkerung. Bei den über 70-Jährigen lag die Impfquote bei 95 Prozent. Auch bei den zweifach Geimpften liegt Großbritannien mittlerweile mit 7,9 Prozent vor vergleichbar großen Ländern wie Deutschland (5,2) oder Frankreich (4,5). Mehr als 126.000 Menschen sind an Covid-19 gestorben, damit steht das Land weiterhin im Europavergleich sehr schlecht da. Zuletzt fiel die tägliche Todesrate rapide auf zuletzt 35 (Deutschland: 156). Auch der Sieben-Tage-Wert von Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist in den vergangenen Wochen stetig auf zuletzt 47,6 gefallen.

Impfzeugnis nötig?

Die politische Diskussion dreht sich inzwischen vor allem um die nächsten Öffnungsschritte, die frühestens für den Montag vor Pfingsten (17. Mai) geplant sind. Dann sollen nicht nur Pubs und Restaurants ihre geschlossenen Räume wieder öffnen dürfen, sondern auch Museen, Kinos und Theater. Wird aber für deren Besuch eine Art Impfzeugnis nötig sein, ebenso wie für Reisen ins Ausland, die ohne triftigen Grund einstweilen mit einem Bußgeld von 5.000 Pfund (5.890 Euro) belegt sind?

Darüber streitet der nach vielerlei negativen Erfahrungen im Kampf gegen Sars-CoV-2 vorsichtig gewordene Johnson mit einer einflussreichen Gruppe von Hinterbänklern. Deren Anführer Graham Brady warnte die Regierung am Montag im Tory-nahen Daily Telegraph, man müsse eine Abkehr von der drakonischen Covid-Gesetzgebung schaffen und zum alten „Fundament britischer Freiheit“ zurückkehren: „Alles ist erlaubt, was ein Gesetz nicht ausdrücklich verbietet.“

Impfgegner spielen in der öffentlichen Diskussion auf der Insel kaum eine Rolle. Doch fürchten sie, vom öffentlichen Leben ausgeschlossen zu werden. Schon spricht die Regierung davon, neben der geplanten Impf-App solle auch ein aktueller Covid-Schnelltest oder der Nachweis einer kürzlichen Covid-Erkrankung zur Zugangsberechtigung für öffentliche Vergnügungen reichen.

Von Ende kommender Woche an erhält die gesamte Bevölkerung die Chance, sich zweimal pro Woche auf Sars-CoV-2 testen zu lassen. Das sei schön und gut, moniert die Labour-Opposition; wer aber positiv teste, müsse finanziell abgesichert sein, um die dann fällige Selbstisolation zu Hause auch durchstehen zu können.

Sieben Todesfälle nach 18 Millionen AstraZeneca-Impfungen

Nach landesweit mehr als 18 Millionen AstraZeneca-Impfungen sind in Großbritannien nach Angaben der Gesundheitsbehörden bisher sieben Menschen an gefährlichen Blutgerinnseln gestorben. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA erklärte am Samstag, von 30 registrierten Thrombose-Fällen nach der Impfung seien sieben Betroffene „leider verstorben“. Das Risiko solcher möglicher Nebenwirkungen sei damit insgesamt „sehr gering“. In 22 Fällen handelte es sich um Hirnvenenthrombosen, seltene Blutgerinnsel im Gehirn. Die acht weiteren Patienten litten unter anderen Thrombosen oder einem Mangel an Blutplättchen. Nach Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer wurden demnach keine Thrombose-Fälle gemeldet. Die MHRA hob hervor, dass es bislang keinen Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen der AstraZeneca-Impfung und den Thrombosen gebe. Die Vorteile der Impfung überstiegen die Risiken „deutlich“.