FinanzplatzBGL BNP Paribas erwirtschaftete 2020 einen Gewinn von fast 400 Millionen Euro

Finanzplatz / BGL BNP Paribas erwirtschaftete 2020 einen Gewinn von fast 400 Millionen Euro
Die BGL BNP Paribas hat sich in der Corona-Krise als überaus widerstandsfähig erwiesen Foto: Christian Muller

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Im Gegensatz zu den meisten Banken am Finanzplatz Luxemburg hat die BGL BNP Paribas es letztes Jahr geschafft, ihren Nettogewinn stark zu steigern. Das teilte sie gestern im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Dem Luxemburger Staat winkt eine millionenschwere Dividende.

Während der Nettogewinn aller Banken am Finanzplatz Luxemburg letztes Jahr um heftige 18,1 Prozent auf 3,03 Milliarden Euro eingebrochen ist, konnte die BGL BNP Paribas ein deutliches Plus beim Ergebnis verzeichnen. Der Nettogewinn der gesamten Gruppe stieg, verglichen mit dem Vorjahr, um stolze 15 Prozent auf 398,3 Millionen Euro. Rechnet man die außerordentliche Veräußerung einer Immobilie heraus, dann bleibt immer noch ein starker Zuwachs von sieben Prozent beim Nettogewinn.

Das bessere Ergebnis erklärt Béatrice Belorgey, die die Geschäftsführung der Bank im Laufe des Jahres von Geoffroy Bazin übernommen hatte, mit mehreren Faktoren. Als wichtigstes Element hebt sie die Diversifizierung der Unternehmensgruppe hervor. So wurden beispielsweise 68 Prozent des Gewinns durch die BGL erwirtschaftet und 27 Prozent im internationalen Leasinggeschäft. Innerhalb des Bankgeschäfts hätten sich derweil vor allem die Aktivitäten im Bereich Privatbank, wie auch bei anderen Banken am Finanzplatz, sehr positiv entwickelt, so Béatrice Belorgey. Auch das Geschäft mit Darlehen für Immobilien sei hoch geblieben, das mit Unternehmenskrediten stabil. Das Nettobankergebnis konnte um fünf Prozent auf 1.595,5 Millionen Euro gesteigert werden.

Auf der anderen Seite hatte die Bank auch ihre Kosten sehr gut im Griff, so Finanzchef Laurent Jansen.Die betrieblichen Aufwendungen haben sich letztes Jahr auf 784,2 Millionen Euro belaufen, ein Prozent weniger als 2019. In den letzten Jahren habe man viel daran gearbeitet, die Effizienz zu verbessern und Prozesse zu automatisieren. Insgesamt beschäftigt die Gruppe heute 2.260 Mitarbeiter (Vorjahr: 2.375).

Das Volumen der Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle ist derweil, krisenbedingt, auch bei BGL BNP Paribas erhöht worden. Teils seien Provisionen auf gesunden Krediten angelegt worden, so der Finanzchef. Die Lage hierzulande sei jedoch, trotz leichten Zuwachses bei den Problemkrediten, nicht besorgniserregend.

110 Millionen Euro Dividende für den Staat

Das abgelaufene Jahr hat die Gruppe ebenfalls genutzt, um in zwei neue Projekte einzusteigen. Dazu zählt einerseits eine Beteiligung an i-Hub, wo auch die Luxemburger Post Anteilseigner ist. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die von der Gesetzgebung geforderte „Erkennung“ von Kunden. Es ermöglicht das Speichern von Informationen zur Person auf einer Plattform. Diese Daten können mit anderen Instituten geteilt werden – der Kunde muss nicht mehr alle Daten mehrmals einreichen.

Beim zweiten Projekt handelt es sich um „BGL Développement“. Ziel ist der Einstieg ins Kapital von kleinen oder mittleren Luxemburger Unternehmen (ab 10 Millionen Euro Umsatz). Mit dem Geld soll das Wachstum der Firma dann beflügelt werden. Nach einer Reihe Jahren will die Bank ihren Anteil wieder verkaufen. Etwa 50 Millionen stehen hierfür zur Verfügung.

Ein großer Teil des erwirtschafteten Gewinnes wird an die Aktionäre ausgeschüttet. Für den Luxemburger Staat, der etwa ein Drittel der Anteile an der Bank hält, wird es sich um eine Geldspritze von 110 Millionen Euro handeln, erläuterte Verwaltungsratspräsident Etienne Reuter gestern.

Für das laufende Jahr ist man bei BGL BNP Paribas eher zuversichtlich eingestellt. Selbst bei einem weiter anhaltenden Niedrigzinsumfeld rechne man mit einem Anziehen der Wirtschaft und somit auch mit einer Zunahme im Kreditgeschäft, so Béatrice Belorgey. Im Laufe des Jahres wolle man daran arbeiten, die Erreichbarkeit über alle möglichen Kanäle zu verbessern und die Kunden in Richtung eines „nachhaltigeren Sparens“ zu begleiten.

Corona

BGL BNP Paribas hatte sich an den Corona-Maßnahmen der luxemburgischen Regierung beteiligt. Bis Ende 2020 hatte die Bank so in insgesamt 5.322 Fällen Zahlungsaufschub gewährt, um ihren Kunden bei drohenden Liquiditätsengpässen zu helfen, und etwa hundert staatlich garantierte Darlehen vergeben.

Auch habe die Bank solidarische Initiativen ergriffen, hebt sie hervor. So übergab sie beispielsweise zu Beginn der Krise dem Gesundheitsministerium mehrere Tausend Schutzmasken. Im Rahmen eines Hilfeprogramms der BNP-Paribas-Gruppe sei zudem ein Betrag von 100.000 Euro an die „Fondation Hôpitaux Robert Schuman“, Caritas Luxembourg und „Stëmm vun der Strooss“ gespendet worden. Die Bank verdoppelte darüber hinaus jede Spende ihrer Mitarbeiter an Vereine in der Großregion, die sich im Gesundheitsbereich, für schutzbedürftige Menschen oder in der medizinischen Forschung engagieren.

Der Großteil der Mitarbeiter ist auch heute immer noch im Home-Office. Nur alle zwei Wochen kommen sie (abwechselnd) für drei Tage ins Büro. Dabei wurden alle Teams in zwei gespalten – die betroffenen Mitarbeiter begegnen sich nicht. Nur acht Prozent der Jobs müssten vor Ort erledigt werden, so die Bank. Man arbeite jedoch an einer Reduzierung dieser Quote.