LuxemburgBanken machen mehr Geschäft – aber weniger Gewinn

Luxemburg / Banken machen mehr Geschäft – aber weniger Gewinn
Der Bankenplatz steht hierzulande für mehr als 26.000 Arbeitsplätze Foto: Editpress/Anne Lommel

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Von der Corona-Krise wurde der Finanzsektor weniger stark getroffen als andere Sektoren. Dennoch war das abgelaufene Jahr 2020 auch für die Banken am Luxemburger Finanzplatz kein besonders gutes. Trotz einem starken Wachstum der Geschäfte ist der erwirtschaftete Nettogewinn stark eingebrochen.

Der Nettogewinn aller Banken am Finanzplatz Luxemburg ist letztes Jahr um heftige 18,1 Prozent auf 3,03 Milliarden Euro eingebrochen. Das berichtet die Luxemburger Finanzaufsicht CSSF in einer Pressemeldung.  Um ein Jahr mit einem kleineren Ergebnis zu sehen, muss der Beobachter bis ins Jahr 2011, mitten in die europäische Schuldenkrise, zurückblicken.

Dabei standen erst mal alle Ampeln auf Grün. Das Ergebnis im Bankgeschäft ist um 4,2 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro gestiegen. Es ist dies das höchste Ergebnis der vergangenen zwölf Jahre. Während das Geschäft mit der Zinsmarge leicht rückläufig war (um 2,4 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro), konnten die auf Transaktionen erwirtschafteten Kommissionen stark (um 14,6 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro) zulegen. Auch die Bilanzsumme, die für das Geschäftsvolumen der Banken steht, ist im Jahresverlauf gewachsen, von 833 auf 851 Milliarden Euro.

Die starke Entwicklung bei den Kommissionseinnahmen erklärt die CSSF unter anderem mit konzerninternen Umstrukturierungen, etwa der Integration neuer Niederlassungen im Ausland. Besonders aufgefallen sei dies bei Banken, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung anbieten, schreibt die Finanzaufsicht. „Der Anstieg der durchschnittlichen Höhe des verwahrten Vermögens und die hohe Volatilität der Märkte im Jahr 2020 führten zu einem Anstieg der Provisionen auf die Vermögensverwahrung und auf Wertpapiertransaktionen der Kunden.“ Das Volumen des von Privatbanken verwalteten Vermögens ist in all den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ohne diese Effekte hätte der Anstieg des Provisionsüberschusses nur rund fünf Prozent betragen, so die CSSF.

Einnahmen und Kosten sind gestiegen

Noch schneller gestiegen als die Einnahmen sind jedoch die Kosten: Ausgaben für Personal stiegen um 5,6 Prozent (auf 3,7 Milliarden Euro). Der Posten „andere Kosten“ stieg derweil noch deutlicher, um 9,7 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Letzteres führt die Finanzaufsicht unter anderem auf die bereits erwähnten konzerninternen Umstrukturierungen zurück.

Unter dem Strich ergibt sich dann beim operativen Gewinn (vor Rückstellungen und Steuern) ein Rückgang von 1,1 Prozent zum Vorjahresergebnis (auf 4,7 Milliarden Euro; das schlechteste operative Ergebnis seit mehr als 12 Jahren).

Dass der Rückgang beim Nettoergebnis mit 18,1 Prozent noch heftiger ausfiel, führt die Finanzaufsicht auf eine Erhöhung der Rückstellungszuführungen in Höhe von 600 Millionen Euro zurück. Diese Rückstellungen betreffen hauptsächlich das Kreditrisiko im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und wirken sich hauptsächlich auf Universalbanken und auf die auf Unternehmensfinanzierung spezialisierten Banken aus, so die CSSF. Auch wenn die Quote der notleidenden Kredite im Jahr 2020 nicht signifikant anstieg, so sei die Bildung von Rückstellungen für notleidende Kredite dennoch buchhalterisch durch die Anwendung von IFRS 9 erforderlich.

Zahl der Banken ist stabil geblieben

Die Zahl der Banken war im Laufe des letzten Jahres derweil stabil geblieben. Wie im Januar 2020 hat die Zentralbank auch Anfang 2021 insgesamt 127 Banken in Luxemburg gezählt. Eine Rekordzahl von 222 Banken verzeichnete Luxemburg im Jahr 1994. Seitdem schrumpfte die Zahl der hier beheimateten Finanzinstitute praktisch jedes Jahr.

Die Zahl der Jobs war letztes Jahr derweil, mit insgesamt 26.059 Arbeitsplätzen, leicht rückläufig: ein Minus von 275 Stellen. Ihren historischen Rekordstand hatte die Zahl der Arbeitsplätze bei den Banken im September 2008 erreicht (27.269). In den Jahren 2014/15 war sie dann auf unter 26.000 gefallen. Die Banken stehen damit für etwa die Hälfte der Jobs des Luxemburger Finanzsektors.

Das Land darf sich jedenfalls freuen, einen Bankenplatz zu haben: Von den Gewinnen der Banken vom abgelaufenen Jahr dürfte mehr als eine halbe Milliarde Euro als Steuern in die Staatskasse fließen. Nach Steuern von 740 Millionen Euro auf den Gewinnen von 2018 und 643 Millionen auf den Gewinnen von 2019. Eine willkommene Geldspritze für eine Regierung, die für 2021 ein Defizit von 2,5 Milliarden Euro beim Zentralstaat erwartet, nach einem Defizit von mehr als 5 Milliarden Euro im Vorjahr.

Gemeinsames Jahresergebnis aller Luxemburger Banken
Gemeinsames Jahresergebnis aller Luxemburger Banken Screenshot: CSSF