FußballDamen-Nationaltrainer Dan Santos: „Die Mannschaft hat sich diese Qualifikation verdient“

Fußball / Damen-Nationaltrainer Dan Santos: „Die Mannschaft hat sich diese Qualifikation verdient“
In der WhatsApp-Gruppe der FLF-Damen herrschte gestern Ausnahmezustand Archivbild: Marcel Nickels

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Kurz bestand gestern Zweifel, ob es sich um einen Aprilscherz handeln würde: Die FLF teilte mit, dass die Damen-Nationalmannschaft ab September zum ersten Mal in der Geschichte für eine WM-Qualifikation bei der UEFA angemeldet wurde. Nationaltrainer Dan Santos beseitigte die Zweifel auf Facebook selbst. Seine Auswahl bereitet sich auf die Quali-Kampagne der WM 2023 in Australien und Neuseeland vor. 

Tageblatt: Die FLF teilte gestern Morgen mit, dass die Damen-Auswahl ab Herbst erstmals an einer WM-Qualifikation teilnehmen wird. Haben Sie damit gerechnet, dass in den sozialen Netzwerken auch an einen (schlechten) Aprilscherz gedacht wurde?

Dan Santos: In dieser Hinsicht war es vielleicht nicht ganz glücklich, dass die Nachricht ausgerechnet am 1. April publik wurde (lacht). Für mich war es ja keine Überraschung, aber andere hat es anscheinend etwas erstaunt.

Was sagt diese Skepsis über die aktuelle Lage im nationalen Damen-Fußball aus?

Das Problem liegt definitiv nicht in der Akzeptanz des Damen-Fußballs. Im Gegenteil. Bloß hat sich bislang wahrscheinlich nicht die Frage gestellt, wann es so weit sein könnte. Inzwischen bewegt sich allerdings sehr viel in Luxemburg, alles wird ein bisschen professioneller angegangen. Diese Teilnahme ist der nächste Schritt, den wir gehen wollten. Die Mannschaft hat es sich verdient. Trotz aller Einschränkungen, die es seit Monaten gibt, oder der Minusgrade während der Wintermonate waren stets 95% der Spielerinnen bei allen Trainingseinheiten. Der Wille ist da. Das ist auch der Grund, der mich bewegt hat, mich mit dem Verbandspräsidenten über die Möglichkeit einer Qualifikation zu unterhalten. 

Es ging bei allen Gesprächen um die Kohärenz mit den Plänen für die Zukunft. Nie stand zur Debatte, dass es am Finanziellen scheitern könnte.

Dan Santos, Nationaltrainer

Wie hat die FLF auf Ihre Anfrage reagiert?

Die Diskussionen waren sehr offen. Ich habe mich vor rund drei Wochen erstmals mit FLF-Präsident Paul Philipp über die mögliche Teilnahme unterhalten. Wir haben darüber diskutiert, ob es nicht zu früh oder zu riskant wäre, uns anzumelden. Immerhin besteht das Risiko, auf Kaliber wie Frankreich oder Deutschland zu treffen. Es ging bei allen Gesprächen um die Kohärenz mit den Plänen für die Zukunft. Nie stand zur Debatte, dass es am Finanziellen scheitern könnte. Die Damen bekommen die gleiche Unterstützung wie die Herren. Ich kann nur sagen, dass die Unterstützung im Haus groß ist. Ich kann zwar nicht beurteilen, wie das vor meiner Zeit war, aber der Präsident hat immer ein offenes Ohr. Der Beweis: Wir werden eine WM-Qualifikation bestreiten. Und Paul Philipp hat bereits angekündigt, dass er genauso mitfiebern wird, wie er es bei den Männern tut. 

Zurück zur Qualifikationsrunde. Sie bekommen es zwischen September 2021 und 2022 mit fünf oder sechs Gegnern zu tun. Wie sieht das Vorbereitungsprogramm aus?

Unsere Auslosung erfolgt am 30. April, dann wissen wir auch, wie viele Begegnungen wir bestreiten werden. Zunächst werden wir am 11. April in Liechtenstein antreten und am 16. Juni ist Kap Verde bei uns zu Gast. Es wäre wünschenswert, wenn wir vor den Quali-Spielen noch ein weiteres Länderspiel und ein Trainingslager organisieren könnten. Ich hoffe, dass wir die volle Unterstützung des Sportministeriums bekommen werden, damit die Spielerinnen auf einen „congé sportif“ zurückgreifen können. Es wäre problematisch, wenn die Berufstätigen ihren Urlaub aufbrauchen müssten.

Überraschung gelungen

Wie hat Ihr Kader eigentlich auf diese Nachricht reagiert?

Nach den erfolgreichen Gesprächen mit der FLF habe ich mich mit Carine Nardecchia (Mitglied des Verwaltungsrats) vor die Mannschaft gestellt und die Frauen darüber in Kenntnis gesetzt, dass diese Pläne bestehen würden. Wir haben sie über die Konsequenzen einer Teilnahme informiert, immerhin wird viel Freizeit draufgehen und es kann sein, dass die eine oder andere Partie sehr schmerzhaft wird. Sie haben einstimmig bestätigt, dass sie es alle durchziehen wollen. Die Euphorie und der Wille waren riesig, da alle diese Erfahrung machen wollen. Um das Ganze dann noch etwas spannender zu machen, wussten die Spielerinnen übrigens nichts von der definitiven Entscheidung. Sie haben es also erst heute Morgen (gestern) aus der Presse erfahren. In unserer WhatsApp-Gruppe war natürlich ziemlich viel los … Diese Überraschung ist jedenfalls geglückt. 

Neben der BGL Ligue wird die Meisterschaft seit Februar auch in der Ligue 1 der Damen fortgesetzt. Ist dies eine Bedingung gewesen, um die Anmeldung bei der UEFA einzureichen?

Es war eine Selbstverständlichkeit, dass die Meisterschaft fortgesetzt werden würde, wenn es auch für die Männer oder in anderen Sportarten der Fall ist. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass sie weiterhin im Rhythmus bleiben, ansonsten hätten wir versucht, ein paar Testspiele zu absolvieren. Aber wir werden Corona nicht als Entschuldigung vorschieben. 

Sie sind inzwischen seit neun Monaten im Amt. Worauf haben Sie in dieser Zeit großen Wert gelegt?

Für mich ging es erst einmal darum, den Frauen-Fußball kennenzulernen. Es sind Fußballspielerinnen mit sehr viel Talent. Zudem haben wir mit unserem Fitnesstrainer Kevin Rutare Wert auf die Athletik gelegt. Fußballerisch ging es darum, eine geschlossene Einheit zu bilden. Inzwischen besteht die Nationalmannschaft aus 30 Spielerinnen, aus denen dann ein Kern von 23 für die Qualifikationsspiele entstehen wird. 

Ihr primäres Ziel war es, das Reservoir an Spielerinnen aufzubauen und Jugendkategorien für die Mädchen anzubieten. Wie haben sich die Zahlen in der Pandemie entwickelt? Wie schwer wirft Sie die aktuelle Zwangspause für Ihre Nachwuchsspielerinnen zurück?

Wir konnten aufgrund des Elitestatus mit den Nachwuchsspielerinnen weitertrainieren. Jeder Jahrgang trainiert mindestens zweimal pro Woche. Momentan sind das 130 Spielerinnen. Die Sichtung hatte ja schon vor meiner Amtszeit angefangen, wir haben das dann noch etwas verfeinert. 

Letzte Frage: Welchen Gegner wünschen Sie sich für die Auslosung Ende des Monats?

Alle Nationen sind Wunschgegner, da wir diese Qualifikation bestreiten dürfen. Die Spielerinnen haben selbstverständlich alle ihre Vorstellungen … Aber es wäre toll, wenn wir am Ende nicht ohne Punkte dastehen würden. 

Dan Santos
Dan Santos Archivbild: Marcel Nickels