Doping„Ufe“, das Schreckgespenst: Dopingarzt Eufemiano Fuentes weiß sich zu vermarkten

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Eufemiano Fuentes beherrscht das Spiel mit den Medien Archivfoto: AFP/Dani Pozo

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Es bleibt einer der größten, nichtaufgeklärten Dopingskandale der Sportgeschichte: das Dopingnetzwerk um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes. Am Sonntag hat der 66-Jährige eines seiner wenigen Interviews gegeben. Einigen seiner ehemaligen Kunden dürfte die Ankündigung des Interviews den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben. Auch dem Luxemburger Frank Schleck wurden bekanntlich Verbindungen zum Dopingarzt nachgewiesen.

Langes Schweigen, Griff zur Wasserflasche und dann eine vieldeutige Antwort. Eufemiano Fuentes beherrscht nicht nur das Dopinghandwerk, sondern versteht auch etwas von theatralischen Auftritten. Am Sonntagabend hatten wohl einige Sportler Schweißperlen auf der Stirn. Der berüchtigte Dopingarzt Eufemiano Fuentes hatte im spanischen Fernsehen eines seiner wenigen Interviews gegeben. Am Ende hatte, bis auf den ehemaligen spanischen Mittelstreckenläufer Fermin Cacho, allerdings niemand etwas zu befürchten. Fuentes hatte den Olympiasieger von 1992 über die 1.500 „betreut“, wie er in der Sendung „Lo de Évole“ verraten hat. Andere Medaillengewinner der Spiele von Barcelona sollen ebenfalls Fuentes-Kunden gewesen sein. Namen nannte er aber ansonsten keine. Fuentes spielt dieses Spielchen nun schon seit Mai 2006, seitdem seine Dopingpraktiken im Rahmen der Operación Puerto aufgedeckt wurden. Es folgte ein juristisches Trauerspiel. Bis heute sind die wenigsten seiner Kunden bekannt. Die Blutkonserven, die 2006 sichergestellt wurden, blieben jahrelang unter Verschluss. Mittlerweile konnten einige Blutbeutel Sportler zugewiesen werden, doch aufgrund der Verjährung wurden die Namen nicht veröffentlicht.

Somit bleibt der Fall Fuentes einer der größten, nicht aufgeklärten Dopingskandale der Sportgeschichte. Das weiß der Hauptdarsteller nur allzu gut für sich zu nutzen. Bis auf ein paar Andeutungen hat der 66-jährige Gynäkologe und Sportmediziner, der mittlerweile seinen Ruhestand genießt, seine Kundenliste für sich behalten. Vor allem zu seinem Engagement im Fußball, insbesondere zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Top-Klub Real Madrid, machte Fuentes auch am Sonntag keine klaren Angaben. Auch mit dem FC Barcelona stand Fuentes in Kontakt.

Bis auf den Fall Cacho, der vor allem die spanische Öffentlichkeit interessiert, offenbarte Fuentes nicht viel Neues. Er bleibt auch weiterhin dabei, dass er mit seinem Handeln die Gesundheit der Sportler geschützt habe.

Die meisten bekannten Namen von Fuentes-Kunden sind Radprofis. Unter ihnen bekannte Namen wie Alejandro Valverde, Jan Ullrich, Ivan Basso, Thomas Dekker oder Jörg Jaksche. Fuentes hatte seinen Kunden allesamt Spitznamen gegeben, was die Zuordnung erschwert. 2008 enthüllte die Süddeutsche Zeitung, dass der luxemburgische Radprofi Frank Schleck dem spanischen Dopingarzt 7.000 Euro überwiesen hatte. Laut Schleck habe er lediglich für Trainingspläne bezahlt und nicht gewusst, an wen er das Geld überwiesen habe. Bis heute ist diese Darstellung wenig glaubwürdig. Der Einsatzleiter der Guardia Civil bei der Operación Puerto, Enrique Gomez Bastida, hatte 2018 dem Tageblatt gegenüber erklärt, dass Fuentes keine normalen ärztlichen Dienste anbot, „er hat Dopingprogramme erstellt“. Auch Jörg Jaksche, ehemaliger Fuentes-Kunde und Kronzeuge im Prozess, fand 2018 gegenüber dem Tageblatt klare Worte: „Fuentes wurde sicherlich nicht aufgesucht, um Trainingspläne zu erstellen.“ Ein weiterer Fuentes-Kunde, Thomas Dekker, reagierte auf den Tageblatt-Artikel und twitterte: „Fake News, niemand ging jemals für Trainingspläne zu Fuentes.“ Schleck selbst ließ eine Interview-Anfrage unbeantwortet.

Schleck wurde mehrmals mit dem Codenamen „Amigo de Birillo“ in Verbindung gebracht. Sollte er sich hinter diesem Codenamen verstecken, wären vier Blutbeutel bei der Razzia 2006 von ihm sichergestellt worden.
Der Radsport war am Sonntag im Interview übrigens kein großes Thema. Fuentes ist eben nicht nur ein berüchtigter Dopingarzt, sondern weiß sich auch selbst zu vermarkten. Solange der Fall nicht aufgeklärt ist, kann „Ufe“, wie der 66-Jährige von seinen Freunden genannt wird, weiterhin durch theatralische Medienauftritte von sich reden machen und bleibt somit weiterhin ein Schreckgespenst für seine ehemaligen Kunden.