Mutmaßliche BelästigungZehn Schülerinnen aus Diekircher Lyzeum reichen Beweismaterial gegen Lehrer ein

Mutmaßliche Belästigung / Zehn Schülerinnen aus Diekircher Lyzeum reichen Beweismaterial gegen Lehrer ein
Vor knapp einem halben Jahr stand das Diekircher Lyzeum bereits in den Schlagzeilen. Damals war eine Kontroverse um eine neue Kleiderordnung im LCD sowie um eine Karikatur des Direktors Marcel Kramer losgetreten worden. Foto: Editpress/Anne Lommel

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Ein Lehrer im „Lycée classique Diekirch“ soll unter anderem minderjährigen Schülerinnen unangemessene, teils anzügliche Nachrichten gesendet haben. Auch physische Belästigungen bei jüngeren Schülerinnen werden ihm vorgeworfen. Vor einem Jahr soll die Direktion den Lehrer bereits schriftlich verwarnt haben. Doch dieser soll weitergemacht haben. Nun wurde er beurlaubt und ein Instruktionsverfahren eingeleitet. Ein Bericht.

Zehn Schülerinnen sollen bislang Beweismaterial samt Zeugenaussagen (Stand Donnerstagnachmittag) an Sandra Goergen, Vize-Direktorin des „Lycée classique Diekirch“ (LCD), weitergeleitet haben. Dies berichtete eine Schülerin des LCD gegenüber Tageblatt. Dabei handelt es sich um Screenshots von Unterhaltungen zwischen einem Lehrer dieses Lyzeums und verschiedenen Schülerinnen. Die Chats fanden auf Plattformen wie Facebook und Instagram statt. Auch Sprachnachrichten des Lehrers gehören zum Beweismaterial. Goergen soll das Material direkt an die zuständigen Stellen des Bildungsministeriums weitergeleitet haben.

Der Lehrer soll laut Aussage der Schülerin bereits seit mehreren Jahren Jugendliche mit unangemessenen, teils anzüglichen Nachrichten belästigt haben. Unter den Schülerinnen, die solche Mitteilungen bekamen, sollen sich viele noch minderjährige befinden. Auch soll der Lehrer 13- bis 15-jährige Schülerinnen physisch belästigt haben. Dem Tageblatt liegen schriftliche Aussagen von Schülerinnen sowie diverse Screenshots aus Chatverläufen aus den Jahren 2015 bis 2020 vor, die zwischen dem Lehrer und verschiedenen Schülerinnen geführt wurden. Mittlerweile soll er seine Accounts bei Facebook und Instagram gelöscht haben.

Einem Lehrer werden wiederholte Kontaktaufnahmen zu Schülerinnen vorgeworfen, die bei den Betroffenen Unbehagen ausgelöst haben. […] Der betreffende Lehrer bekam am Freitag vor einer Woche eine Dispens.

Pressesprecherin des Bildungsministeriums

Sandra Goergen, Vize-Direktorin des LCD, bestätigte auf Tageblatt-Nachfrage, dass die Direktion des Lyzeums Ende vergangener Woche auf Probleme aufmerksam gemacht wurde. Daraufhin habe man die zuständigen Stellen des Bildungsministeriums direkt informiert und die Schritte unternommen, die ihnen notwendig erschienen. Der wiederholten Bitte des Tageblatt auf eine Reaktion kam die Direktion bis Redaktionsschluss nicht nach.

Ministerium leitet Instruktionsverfahren gegen Lehrer ein

Auch das Bildungsministerium bestätigte unserer Zeitung, dass einem Lehrer aus dem LCD „Harcèlement moral“, sprich Mobbing vorgeworfen werde. „Einem Lehrer werden wiederholte Kontaktaufnahmen zu Schülerinnen vorgeworfen, die bei den Betroffenen Unbehagen ausgelöst haben“, schreibt eine Pressesprecherin des Ministeriums. Die Direktion des Diekircher Lyzeums sei Ende letzter Woche durch Schülerinnen darauf aufmerksam gemacht worden und habe die Ereignisse an das Ministerium herangetragen. Und weiter: „Der betreffende Lehrer bekam am Freitag vor einer Woche eine ’dispense de service’.“ Er dürfe zurzeit nicht mehr an der Schule unterrichten. Am vergangenen Montag hat das Bildungsministerium den „Commissaire de gouvernement aux affaires disciplinaires“ eingeschaltet. Dieser Kommissar hat ein Instruktionsverfahren eingeleitet und wird über die Rechtsfolgen in dieser Affäre entscheiden. Zum zeitlichen Ablauf des Verfahrens könne sich das Ministerium nicht äußern.

Eine minderjährige Schülerin beschreibt in einer Aussage, deren Screenshot dem Tageblatt vorliegt, wie der Lehrer, während sie anderen Schülern bei der Aufgabe half, sich hinter sie stellte und ihre Hand nahm, die auf der Maus platziert war. Sie habe ihre Hand in dieser Situation stets zurückgezogen. Ein anderes Mal habe der Lehrer sich neben sie gestellt und ins Dekolleté geschaut. Die Schülerin habe sich in der Folge dafür entschieden, nur noch Kleider zu tragen, die keine Körperteile mehr sichtbar ließen. Eine andere Schülerin berichtete dem Tageblatt, dass der Lehrer Schülerinnen gerne „von hinten umarmt“ habe, um ihnen etwas zu erklären.

Tu es très jolie sur cette photo. Je t’ai bien souvent croisée. Mais là, plus jolie que jamais. Et j’aime que tu combattes.

Lehrer im LCD

Eine Schülerin, die Anfang 2020 bereits 18 war, habe der Lehrer, obwohl sie nie in seiner Klasse war, über Facebook-Messenger angeschrieben. Im Screenshot, der ebenfalls dem Tageblatt vorliegt, schreibt der Lehrer, dass er eine wahre Freundschaft suche, dass er Vertrauen in die Schülerin habe, dass er sie verehren würde („je t’adore“), dass er Angst habe, von ihr verlassen zu werden und dass er endlich eine richtige Frau getroffen habe. Im Mai 2018 hat er in einem Chat eine andere Schülerin verbal angegriffen und sie anschließend gelobt: „Mais putain, tu es chiante!“ Einige Zeilen weiter schreibt er „Je t’aime bien […]“ und „parce que je te trouve géniale!“. Im Dezember 2015 hat er laut dem uns ebenfalls vorliegenden Screenshot einer Schülerin folgende Zeilen gesendet: „Tu es très jolie sur cette photo. Je t’ai bien souvent croisée. Mais là, plus jolie que jamais. Et j’aime que tu combattes.“

Direktion verwarnte den Lehrer vor einem Jahr 

Eine Schülerin sowie eine ehemalige aus dem LCD berichteten auf Nachfrage, dass sie das Gefühl hätten, der Direktor versuche, die Sache ein wenig unter den Teppich zu kehren. Nun habe sich die Vize-Direktorin Sandra Goergen der Sache angenommen. Sie habe ein Dossier angelegt und sammele die Zeugenberichte der Schülerinnen.

Dass das nach einem Jahr wieder aufflammt, damit hätte er rechnen müssen. Ich bezweifle auch, dass der Direktor erst vor einem Jahr von diesen Ereignissen Wind bekommen hat.

Ehemalige LCD-Schülerin

Vor einem Jahr war Goergen noch nicht in der LCD-Direktion. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits mehrere Schülerinnen bei Direktor Marcel Kramer wegen Problemen mit dem LCD-Lehrer gemeldet. Kramer habe darauf reagiert, indem er den Lehrer verwarnt habe. Doch in den Augen einer ehemaligen Schülerin, die vom Tageblatt kontaktiert wurde, sei das nicht genug. Der Direktor habe außer der Verwarnung nichts Konkretes unternommen. „Dass das nach einem Jahr wieder aufflammt, damit hätte er rechnen müssen“, sagte sie. „Ich bezweifle auch, dass der Direktor erst vor einem Jahr von diesen Ereignissen Wind bekommen hat. In der Schule wurde darüber gesprochen, die Lehrer wissen es, die Schüler wissen es.“ Wenn das stimmte, dann liege das Problem am System, sagte sie. „Es darf nicht sein, dass etwas, das so wichtig ist und so gefährlich sein kann, ganz am Anfang der Kommunikationstreppe hängenbleibt. Es wird einfach kleingeredet.“ Laut der ehemaligen Schülerin müssten solche Sachen viel transparenter ablaufen, für die Schüler und die Lehrer. „Wir sind eine Generation, die Transparenz will, damit müsst ihr klarkommen.“

Das Tageblatt hat wiederholt versucht, eine Reaktion bei der Direktion des LCD zu den Vorfällen einzufangen. Einige Minuten vor Redaktionsschluss erreichte uns folgende Aussage von der Vize-Direktorin Sandra Goergen zu unseren gestellten Fragen: „Dir verstitt bestëmmt, datt vu datt hei eng Instruktioun opgemaach ginn ass, mir selwer net zu dësem Fall kommunizéiere kënnen. Dir misst Iech an deem Sënn wierklech un de Service presse et communication vum MENJE wennen.“ Demzufolge versteckt sich die Direktion hinter der Tatsache, dass eine Instruktion läuft. Wir können ja wohl kaum die Pressesprecherin des Bildungsministeriums fragen, wie Marcel Kramer die Sache sieht. Das Tageblatt hatte sowohl Marcel Kramer als auch Sandra Goergen zu der Verwarnung befragt, die vor rund einem Jahr gegen den nun suspendierten Lehrer ausgesprochen wurde. Diese Frage sowie jene, ob Kramer bereits vor der Verwarnung über die Machenschaften dieses Lehrers Bescheid wusste, blieben ebenfalls unbeantwortet. Hat Kramer nichts oder zu wenig nach der Meldung vor einem Jahr unternommen? Die Vorwürfe der Schüler sind klar. Wie Kramer darüber denkt, wissen wir nicht. Die Transparenz, welche die ehemalige Schülerin gegenüber Tageblatt forderte, ist unter diesen Umständen definitiv nicht vorhanden. 

monopol scholer
1. April 2021 - 19.37

Für die Männer sind viele Frauen attraktiv. Klarer Fall. Aber sie deswegen gleich zu einem Lustobjektiv zu degradieren ist doch ein anderes Paar Schuhe und bei den Männern die das tun läuft irgendetwas schief. Ein Lump ist, wer schlechtes dabei denkt. Übrigens umgekehrt gibt es sicher auch Frauen, die sich von attraktiven Männern angezogen fühlen, ohne sie deshalb gleich sexuell zu belästigen oder sie dämlich anzubaggern.

Miette
29. März 2021 - 23.10

Liebe Tageblatt Redaktion, Sie hatten den Mut, das Posting von Jean-Paul hier rein zu setzen. Warum wurde sein Kommentar nun entfernt? Es geht doch darum, sich besser zu verstehen, es geht um Austausch! Wenn hier Postings entfernt werden, dann doch bitte mit kurzer Info, warum.

Ragazza
29. März 2021 - 10.14

@Jean Paul Sie sagen Lehrer sind auch Männer!!Und was heist das??Dass deen Männern erlaubt ist die Frauen und Jugendlichen zu belästigen??!!! Abschaum sind die Männer die so denken?

Miette
28. März 2021 - 14.58

@Jean-Paul Es geht hier um Belästigung! Die Opfer haben den Mut sich zu wehren, gut so. Sollten Frauen sich nun verhüllen, um Männer mit ihren Ansichten, nicht in einen Hormonwahn zu treiben? Die Opfer zu Tätern machen, wie armseelig???

Linda
27. März 2021 - 18.34

Waat geet an denen Käpp vir? Sie maan laang Studien. Hun en schéinen Beruff. An dann notzen se Mannerjährejer aus! Lo huet deen Sech seng Carrière vaschass! Ech hoffen datt mol endlech festen Prisong get ! D‘Kanner hun gott sei dank den Courage gehaat bei Direktioun ze goen! Lo mussen se daat alles vaschaffen! Courage!