RadsportDie nächste Grand-Tour-Hoffnung? Michel Ries gilt bei Trek-Segafredo als Nachwuchstalent

Radsport / Die nächste Grand-Tour-Hoffnung? Michel Ries gilt bei Trek-Segafredo als Nachwuchstalent
Michel Ries (Trek-Segafredo) hat großes Potenzial – der 23-Jährige muss sich aber in Ruhe weiterentwickeln Foto: Tageblatt-Archiv/Anouk Flesch

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Michel Ries’ Saison nimmt Fahrt auf. Nach seinen Starts bei zwei Eintagesrennen in Frankreich fährt er seit Montag bei der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) mit. Für den 23-Jährigen geht es weiter darum, in der WorldTour Fuß zu fassen. Der Profi von Trek-Segafredo hat viel Potenzial – wenn seiner Entwicklung in den nächsten Jahren nichts im Weg steht, kann er das Gesamtklassement in einer Grand Tour anvisieren.

Grégory Rast kann Parallelen zwischen seiner beruflichen Ausbildung und seinem aktuellen Job ziehen. Der ehemalige Radprofi erlernte vor seiner sportlichen Karriere den Beruf des Spenglers. Gebäude wetterfest machen, Häuser fertigstellen. Jetzt, nach seiner Karriere als Radprofi, ist Rast Sportlicher Leiter bei Trek-Segafredo und geht dort – zumindest im übertragenen Sinn – ähnlichen Aufgaben nach: Junge Talente soll der Schweizer zu kompletten Radprofis machen. Beim US-amerikanischen Team kümmert er sich vor allem auch um Michel Ries. „Wenn man den Vergleich mit den Bauteilen nimmt, fehlen bei Michel (Ries) sicherlich noch einige“, erklärt Rast. „Aber das ist in seinem Alter normal. Er hat sehr viel Potenzial, aber er muss noch viel arbeiten.“ Am 11. März ist Ries 23 Jahre alt geworden, mit 22 fuhr er in Spanien seine erste Grand Tour. „Er war dort, um zu lernen. Ich denke, dass ihm die Rundfahrt die Augen geöffnet hat und er weiß, woran er noch arbeiten muss und soll. Insgesamt hat er dort aber eine gute Leistung gezeigt.“ 

Ein Vorteil ist, dass sich bei Ries bereits früh herauskristallisiert hat, was für ein Typ Fahrer er ist. Bei der Tour de l’Avenir zeigte er mit einem siebten und einem zehnten Platz im Gesamtklassement, dass er ein Fahrer für Etappenrennen werden würde. Diesen Trend will Trek-Segafredo fortsetzen. „Wir haben ihn oft bei Etappenrennen dabei. Dieses Jahr wird das sein Fokus sein, aber er wird auch ein paar Klassiker fahren. Etappenrennen sind seine Stärke. Wenn er sich so weiterentwickelt, wird er ein Grand-Tour-Fahrer“, erklärt Rast.

Vuelta im Blick

Ries nahm in diesem Jahr bereits an den Eintagesrennen Royal Bernard Drome Classic (1.Pro) und Faun-Ardèche Classic (1.Pro) teil, die Katalonien-Rundfahrt, die am Montag begann, ist sein erstes Etappenrennen 2021. Bis Ende April ist er noch für die Baskenland-Rundfahrt (2.UWT), das Amstel Gold Race, La Flèche Wallonne und Liège-Bastogne-Liège (alle 1.UWT) vorgesehen. Im Gespräch mit dem Tageblatt sagte Ries im Januar, dass es in puncto Grand Tour in diesem Jahr wieder auf die Vuelta hinauslaufe. „Wenn man sich unsere Mannschaft anschaut, muss man realistisch sein und sagen, dass eine Teilnahme an der Tour in diesem Jahr schwer wird. Wir haben viele hochklassige Fahrer, der eine oder andere fährt sogar Giro und Tour (Bauke Mollema, Vincenzo Nibali; Anm. d. Red.). Das heißt, dass auch die Plätze für die Italien-Rundfahrt sehr umkämpft sind. Mein Ziel bleibt es, an der Tour teilzunehmen, aber in diesem Jahr stellt sich die Frage nicht, dort zu starten“, erklärte der Nachwuchssportler. 

 „Ich traue ihm sehr viel zu“, sagt Rast. „Ohne dabei Druck zu machen. Wenn seine Entwicklung so weitergeht, kann er ein Fahrer für das Gesamtklassement werden.“ Seine eher scheue Art würde ihm da keine Steine in den Weg legen. „Ich glaube, dass er sich bei uns wirklich wohlfühlt. Er ist vom Typ eher ruhig, aber er taut langsam auf“, schmunzelt Rast.  

Auch in Luxemburg beobachtet man die Entwicklung von Ries. Die Leistungen des Nachwuchsfahrers haben auch Andy Schleck erreicht. „Ich denke, dass Michel Ries genau da ist, wo er sein muss“, sagt der Tour-Sieger von 2010. „Ich muss sagen, dass ich ihn persönlich nicht gut kenne. Aber ich verfolge seine Leistungen. Man sieht, dass es regelmäßig nach oben geht. Er war immer gut und entwickelte sich nicht von null auf hundert. Er hat sich bei Trek etabliert und man sieht immer Fortschritte – das zeugt von einer großen Klasse.“ Schleck weiß aber, dass man mit solchen Talenten behutsam umgehen sollte. „Er hat noch viel Arbeit vor sich und wird nicht übermorgen die Tour de France fahren. Ich denke, dass man noch viel von ihm sehen wird. Er muss sich in Ruhe weiterentwickeln.“ 

Kron gewinnt 1. Etappe

Die erste Etappe der Katalonien-Rundfahrt konnte am Montag Andreas Kron (Lotto Soudal), der 2020 eine Etappe bei der Tour de Luxembourg gewann, für sich entscheiden. Der 22-Jährige setzte sich mit drei anderen Fahrern etwa 20 Kilometer vor dem Ziel ab. Am Ende konnte sich der Däne im Sprint gegen Luis Leon Sanchez (Astana-Premier Tech) und Rémy Rochas (Cofidis) durchsetzen.

Das luxemburgische Trio, das in Katalonien startete, musste am Montag viel Zeit einbüßen. Bob Jungels (Ag2r) kam mit 8:30 Minuten Rückstand als 111. ins Ziel, sein Teamkollege Ben Gastauer erreichte das Ziel als 143. (+14:34). Auch Ries konnte nicht mit den Besten mitfahren. Am Ende fuhr er mit 11:08 Minuten Rückstand als 117. über die Ziellinie. Für den Profi von Trek-Segafredo bedeutete dies jedoch keineswegs einen Rückschlag – sondern wird als Teil des Entwicklungsprozesses gesehen. Ries hat noch Zeit – das weiß er, und bei Trek wissen sie das auch. 

Im Überblick

1. Etappe, Calella – Calella (178,4 km): 
1. Andreas Kron (DEN/Lotto Soudal) in 4:20:15 Stunden
2. Luis Leon Sanchez (E/Astana)
3. Rémy Rochas (F/Cofidis) 
4. Lennard Kämna (D/Bora) alle gleiche Zeit
5. Dion Smith (NZL/BikeExchange) +0:16 Minuten
6. Matej Mohoric (SLO/Bahrain) +0:16 
… 111. Bob Jungels (LUX/Ag2r) +8:30 
… 117. Michel Ries (LUX/Trek) +11:08
… 143. Ben Gastauer (LUX/Ag2r) +14:34

Gesamtwertung nach 1 von 7 Etappen:
1. Kron in 4:20:05 Stunden
2. Sanchez +0:04 Minuten
3. Rochas  +0:06 
4. Kämna +0:10
5. Smith +0:26
… 112. Jungels +8:40
… 119. Ries +11:18
… 143. Gastauer +14:44