Kopf des TagesBei der Talkshow-Königin Oprah Winfrey bekennen sich sogar Royals

Kopf des Tages / Bei der Talkshow-Königin Oprah Winfrey bekennen sich sogar Royals
 Foto: dpa/Themba Hadebe

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

TV-Moderatorin Oprah Winfrey

Oprah Winfrey ist sicherlich nicht auf den royalen Glanz anderer angewiesen. Die legendäre TV-Moderatorin genießt in den USA selbst den Status einer inoffiziellen Königin: Die schwerreiche Talkshow-Queen ist mit einfühlsamen Interviews von Berühmtheiten zu einem Superstar geworden. Mit ihrem Interview von Prinz Harry und seiner Frau Meghan ist der 67-Jährigen aber ein neuer Coup gelungen. Sie entlockte den beiden brisante Bekenntnisse wie Meghans Suizidgedanken und Harrys Enttäuschung über seinen Vater Prinz Charles.

Schon vor der Ausstrahlung im Sender CBS hatte das Interview weltweit für Schlagzeilen gesorgt – dank sorgsam ausgewählter, vorab veröffentlichter Häppchen. Am Sonntag (Ortszeit) konnten die Zuschauer dann unter anderem erfahren, dass Meghan wegen der Negativ-Medienberichterstattung ständig Suizidgedanken hatte – auch während ihrer ersten Schwangerschaft.

Der Buckingham-Palast habe ihr ihre Bitte um Hilfe dennoch abgeschlagen, da „dies nicht gut für die Institution wäre“. Viel mehr Gedanken machte sich der Palast laut Meghan um die Hautfarbe ihres ungeborenen Sohnes.

Harry verriet, dass er sich von seinem Vater Charles „im Stich gelassen“ gefühlt habe. Aber auch Wohlfühl-Informationen über ihr neues Leben im sonnigen Kalifornien entlockte Winfrey dem Paar. Meghan und Harry verrieten, dass ihr zweites Kind ein Mädchen werde und die Familienplanung damit abgeschlossen sei.

Schon viele Promis haben ihre Begegnung mit Winfrey als befreiend erlebt. Ihre „Oprah Winfrey Show“ war 25 Jahre lang Ort für Gefühlsausbrüche und für viele eine Art öffentliche Therapiesitzung.

Hollywood-Star Tom Cruise hüpfte 2005 bei der Moderatorin wie besessen auf dem Sofa herum, um seine Liebe zu Schauspielkollegin Katie Holmes kundzutun. Radrennfahrer Lance Armstrong räumte bei Winfrey 2013 erstmals seine Doping-Sünden ein. Und als Winfrey 1993 Michael Jackson in seiner Neverland Ranch interviewte, schalteten 100 Millionen Menschen ein.

Wie kaum einer anderen Fernsehpersönlichkeit gelingt es der Moderatorin, Nähe zu ihren Gästen herzustellen, Emotionen zu schaffen und Intimes zu entlocken. Die in ärmlichen Verhältnissen im Südstaat Mississippi aufgewachsene und als Kind sexuell missbrauchte Winfrey wurde mit dieser Gabe – und einem unglaublichen Geschäftssinn – zur ersten afroamerikanischen Milliardärin der US-Geschichte. Das Finanzmagazin Forbes schätzt ihr Vermögen derzeit auf 2,7 Milliarden Dollar, umgerechnet mehr als 2,2 Milliarden Euro.

Schon als 19-Jährige hatte Winfrey in Nashville im Bundesstaat Tennessee einen Fernsehjob ergattert und dann schnell herausgefunden, dass nicht Reportagen, sondern Talkshows ihre Berufung sind. „Ich habe sofort gewusst, dass ich meinen Platz gefunden habe“, sagte sie einmal. „Ich habe Mitgefühl, das liegt einfach in meiner Natur.“ Zwischen 1986 und 2011 befragte sie in ihrer „Oprah Winfrey Show“, der mit wöchentlich geschätzt 40 Millionen Zuschauern meistgesehenen Talkshow der Fernsehgeschichte, mehr als 30.000 Gäste.

Ihr Imperium ist weitverzweigt. Sie hat einen Buch-Club, der Bücher schlagartig zu Bestsellern machen kann, lancierte 2000 das Magazin O, The Oprah Magazine, gründete ihren eigenen Fernsehsender OWN (Oprah Winfrey Network), betreibt den Podcast SuperSoul und unterzeichnete 2018 einen Vertrag mit Apple TV+. Die Moderatorin, die zeit ihres Lebens mit Gewichtsproblemen kämpfte, ist auch Mitbesitzerin der Weight Watchers.

Winfrey ist für Millionen Menschen in den USA ein Vorbild – und hat damit auch großen politischen Einfluss. Vor der Präsidentschaftswahl 2008 stellte sie sich hinter den späteren Wahlsieger Barack Obama, was diesem einer Schätzung zufolge eine Million zusätzliche Wählerstimmen einbrachte.

2018 gab es kurz Spekulationen, sie könnte selbst ins Präsidentschaftsrennen einsteigen. „Das ist nichts für mich“, wies Winfrey das zurück. Sie bleibt bei dem, was sie kann: Anderen einfühlsam Brisantes und Berührendes entlocken. Spätestens jetzt kennt auch das britische Königshaus Winfreys Fähigkeiten. (AFP)