Internationaler WeltfrauentagWeltweit treten Frauen für ihre Rechte ein – eine kleine Rundreise

Internationaler Weltfrauentag / Weltweit treten Frauen für ihre Rechte ein – eine kleine Rundreise
Eine Runde Rugby zum Weltfrauentag im pakistanischen Peschawar Foto: AFP/Abdu Majeed

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Weltweit zogen am Internationalen Frauentag Tausende Frauen durch die Straßen, um für mehr Gleichberechtigung einzutreten. Vielfach wurden die Umzüge von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.

Anlässlich des Internationalen Frauentags sind auch in Asien Tausende Frauen auf die Straßen gegangen und haben dabei ihre Rolle bei seit längerem andauernden Protestbewegungen hervorgehoben.

In Indien betonten die Frauen ihre Rolle bei den Protesten gegen die Agrarreform, die seit Ende November Indien erschüttern und eine der größten Herausforderungen für die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi geworden sind. Scharen von Frauen in bunten Saris drängten sich in den Außenbezirken der Hauptstadt Neu-Delhi, wo sie sich einem monatelangen Protest gegen die Agrarreformen anschlossen.

In Indien schlossen sich die Frauen den Bauernprotesten an
In Indien schlossen sich die Frauen den Bauernprotesten an Foto: AFP

Im benachbarten Myanmar protestierten Frauen in der größten Stadt Yangon an vorderster Front erneut gegen die Militärjunta, die sich vor mehr als einem Monat an die Macht putschte.

Einige schwenkten Longyis – die traditionellen Wickelröcke auch für Männer – während eines Protests in Yangon, wo Demonstranten regelmäßig mit Sicherheitskräften zusammenstoßen. „Die politische Frage geht uns alle an – Männer und Frauen“, sagte Cora, eine 33-jährige Demonstrantin. „Bei diesem Aufstand sind die Frauen auf die Straße gegangen und haben die Proteste angeführt.“

Auch in Pakistan sind Tausende Demonstrantinnen durch die Straßen gezogen. Die als „Aurat-Marsch“ bekannten Veranstaltungen seien in den Metropolen wegen der Corona-Pandemie deutlich kleiner ausgefallen als noch vergangenes Jahr, teilten Behörden am Montag mit.

Aktivistinnen hatten dieses Jahr in dem Land mit mehr als 220 Millionen Einwohnern auf Missstände für Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen und erneut auf häusliche Gewalt aufmerksam gemacht. Nach Angaben der UN gehört Pakistan in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter nach wie vor zu den Schlusslichtern der Welt.

Der Aurat-Marsch in Karatschi
Der Aurat-Marsch in Karatschi Foto: AFP/Asif Hassan

In Istanbul und anderen türkischen Städten haben Tausende Menschen friedlich für Gleichberechtigung und gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot versammelten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Montagabend unter dem Motto „Feministischer Widerstand überall“ im Zentrum auf der europäischen Seite der Stadt. Sie riefen Slogans wie „Wir schweigen nicht, wir haben keine Angst, wir gehorchen nicht“ und „Frauen, Leben, Freiheit“. Berichte über Festnahmen gab es zunächst nicht.

Die Polizei riegelte bereits im Voraus der Demonstration Straßen rund um den Ort des Protests für Fußgänger und den Verkehr ab, die Metro-Station Taksim wurde mittags geschlossen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte ebenfalls am Montag in einer Rede gesagt, man wolle stärker gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen und Familien, deren Fundament „Mann und Frau“ seien, als Institution stärken. Eine Frau sei seiner Meinung nach „allem voran Mutter“.

Gesänge bei der Kundgebung in Ankara
Gesänge bei der Kundgebung in Ankara Foto: AFP

Nach Daten der Organisation wurden in den ersten Monaten dieses Jahres 51 Frauen Opfer von Frauenmorden in der Türkei. Im Jahr 2020 sind es 300 Frauen gewesen. Erst am Wochenende hatten die Vergewaltigung und der Mord an einer 92-Jährigen sowie das Video einer brutalen Tat gegen eine Frau durch deren Ex-Mann die Diskussion um Gewalt gegen Frauen angeheizt.

Derweil haben auch Hunderte uigurische Frauen bei einer Kundgebung zum Internationalen Frauentag in Istanbul die Unterdrückung ihrer Volksgruppe in China angeprangert. Bei einem Protestmarsch in der Nähe des chinesischen Konsulats forderten sie die Schließung aller Umerziehungs- und Haftlager in ihrer chinesischen Heimatprovinz Xinjiang sowie ein Ende des dortigen „Genozids“. Viele Demonstrantinnen trugen die hellblaue Flagge der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung.

Eine uigurische Frau beim Protest in Istanbul
Eine uigurische Frau beim Protest in Istanbul Foto: AFP/Ozan Kose

In Griechenland haben Hunderte von Frauen haben demonstriert, während das Land eine Reihe von Anklagen wegen sexueller Übergriffe in Sport- und Kulturkreisen erlebt.

„Es ist heute wichtiger als in den vergangenen Jahren, gerade weil wir in Griechenland die #MeToo-Bewegung erleben“, sagte die Schauspielerin Marilena Kavazi gegenüber AFP auf dem Syntagma-Platz in Athen.

Protest in Athen
Protest in Athen Foto: AFP/Louisa Gouliamaki

Eine knallrote Klitoris neben dem „bekanntesten Phallus von Paris“ – dem Eiffelturm: Damit haben französische Aktivistinnen am Weltfrauentag auf die mangelnde sexuelle Aufklärung vieler Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht. Die „Klito-Gang“ stellte den aufblasbaren Kitzler am Montag auf dem Trocadero gegenüber vom Eiffelturm auf.

„Penis und Klitoris werden unterschiedlich behandelt“, kritisierte die Mitgründerin der Gruppe, Julia Pietri. Sie sagte der Nachrichtenagentur AFP, ihre „Klito-Gang“ wolle mit der Aktion auf den weit verbreiteten „sexuellen Analphabetismus“ aufmerksam machen. 

Klitoris neben dem Eiffelturm: Die „Klito-Gang“ in Aktion
Klitoris neben dem Eiffelturm: Die „Klito-Gang“ in Aktion Foto: AFP/Stefano Rellandini

In Polen sind wiederum viele Menschen auf die Straße gegangen, um gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechts zu protestieren. In Warschau versammelten sich am Montagnachmittag unter dem Motto „Frauentag ohne Kompromisse“ mehrere Hundert Menschen an einem Verkehrskreisel im Zentrum der Stadt.

In Aserbaidschan wurden in der Hauptstadt Baku Demonstrationen zum Weltfrauentag bereits am Morgen von Sicherheitskräften aufgelöst. Auch in den Staaten Afrikas und Lateinamerikas zogen am Internationalen Weltfrauentag Tausende durch die Straßen. (AFP, Reuters, dpa, A.B.)

Gesänge auch in Nairobi, Kenia
Gesänge auch in Nairobi, Kenia Foto: AFP/Yasuyoshi