Roller Derby in LuxemburgLes Grandes Duchesses: „Wir besitzen alle eine feministische Ader“

Roller Derby in Luxemburg / Les Grandes Duchesses: „Wir besitzen alle eine feministische Ader“
„Les Grandes Duchesses“ halten zusammen – auch außerhalb der Trainingseinheiten Foto: Olivier Vax

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Am 8. März ist Weltfrauentag. An diesem Tag soll auf Frauenrechte, Diskriminierungen und Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht werden soll. Ein Anliegen, das auch den Mitgliedern des einzigen Roller-Derby-Teams in Luxemburg wichtig ist. Die Sportlerinnen haben eine eigene, feministische Message und schrecken nicht davor zurück, sich jenseits gesellschaftlicher Normen zu bewegen.

Beim Roller Derby sei Feminismus etwas, das immer wiederkehre, sagt Romane Kroupchenka. Seit 2015 ist sie bei „Les Grandes Duchesses“, dem einzigen Roller-Derby-Team in Luxemburg, aktiv. Die weiblich dominierte Kontaktsportart wird auf Rollschuhen ausgeübt und stammt aus den Vereinigten Staaten. Gespielt wird auf einem Track, einer ovalen Bahn, und in zwei Hälften von je 30 Minuten. Pro Mannschaft ist eine Jammerin (aus dem Englischen „to jam“) im Einsatz, deren Ziel es ist, so viele Jams wie möglich auf dem Track zu fahren. Die Blockerinnen haben die Aufgabe, sowohl die eigene Jammerin im Team zu unterstützen als auch die gegnerische Jammerin zu stoppen. Dabei kann es auch mal härter zugehen.

Körperbau spielt keine Rolle

„Gerade in den USA setzen sich viele der Teams für die Rechte der Frauen und Minderheiten ein“, sagt Romane Kroupchenka. Themen, hinter denen auch die Luxemburger Sportlerinnen stehen. „Bei uns ist es egal, wie jemand aussieht, welchen Körperbau jemand hat oder welche Sprache man spricht“, betont die 27-Jährige. Diese Auffassung mache das Team aus und sei eine große Stärke.

„Wir besitzen alle eine feministische Ader“, ergänzt Silvia Cravo. Es gehe darum, dass Frauen Gleichberechtigung bekommen und Gleichstellung im Alltag erreicht werde, sei es in der Kultur, im Sport oder auf der Arbeit.

Ihr Engagement haben „Les Grandes Duchesses“, die in Düdelingen ansässig sind und dort trainieren, bereits beim ersten nationalen Frauenstreik bewiesen, als sie in Zusammenarbeit mit der Plattform JIF ein Kennenlerntraining organisiert haben. 2019 hat das Team den Gleichstellungsförderpreis der Düdelinger Kommission für Gleichstellung und Nicht-Diskriminierung erhalten.

Starke Frauen: Roller Derby ist eine Kontaktsportart, bei der es auch mal härter zugehen kann und gleichzeitig der Teamgeist großgeschrieben wird
Starke Frauen: Roller Derby ist eine Kontaktsportart, bei der es auch mal härter zugehen kann und gleichzeitig der Teamgeist großgeschrieben wird Foto: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

Aufgrund der aktuellen Situation findet die Preisverleihung erst am Dienstag statt. Die ehemalige Präsidentin hatte dazu ein ganzes Projekt ausgearbeitet, damit der Sport und die „Grandes Duchesses“ mehr Sichtbarkeit bekommen. „Luxemburg soll uns kennenlernen“, sagt Roumane. Ein paar Ideen, wie das Preisgeld gut angelegt werden kann, gibt es bereits. Es wird in neues Material investiert und durch Flyer und Veranstaltungen soll das Roller-Derby-Team bekannter werden. Außerdem könnten dann öfters Teams aus dem Ausland für Turniere eingeladen werden. 

Eigenes Engagement

Die ganze Organisation und das Training betreiben sie in Eigenregie. „Wenn wir Veranstaltungen organisieren, müssen wir alles selbst übernehmen“, erklärt Silvia. Das reicht von der Werbung über der Suche nach Aushilfen bis hin zum Schiedsrichter. Doch gerade das seien die Stärken des Teams: das große Engagement und der Zusammenhalt, die gefordert sind, um weiter existieren zu können, meint Silvia. Sie fand im Frühjahr 2016 zu den „Grandes Duchesses“. Was sie zu der Sportart geführt hat? Einerseits sei Roller Derby herausfordernd, andererseits bewege sich der Sport nicht unbedingt innerhalb der Gesellschaftsnormen. Des Weiteren müsse niemand spezifische physische Voraussetzungen erfüllen.

Im Normalfall wird zweimal die Woche trainiert. Aufgrund der aktuellen Situation jedoch nur noch sonntags, da viele der Spielerinnen aus Belgien oder Frankreich stammen und auf die Sperrstunde achten müssen. Bei den Trainingseinheiten wird sich hauptsächlich auf Cardio- und Skill-Training fokussiert.

Wie eine zweite Familie

Das letzte Jahr war schwierig für das Team. Training konnte so gut wie gar nicht stattfinden. Erst im Januar konnten sie wieder richtig durchstarten. Das Wichtige an der Sportart sei, dass sich alle gegenseitig pushen, findet Silvia. Sie könnten sich stundenlang in den Arm nehmen, doch sobald sie auf dem Track stünden, gehe es richtig voran, erklärt Silvia weiter. Doch im Corona-Jahr 2020 konnte die 36-Jährige nicht mehr wie vorher auf den Rollschuhen Dampf ablassen und das hat sie vermisst. Denn „Les Grandes Duchesses“ sind nicht nur Teamkolleginnen, sondern Freundinnen – auch außerhalb des Trainings. Das Team ist für sie zu einer zweiten Familie geworden. 

Mit den Einschränkungen konnten sie alle nur online kommunizieren. Doch auch jetzt sei es noch nicht einfach, da es an Kontinuität fehle, sagt Romane. Aufgrund möglicher neuer Beschränkungen wissen sie nicht, ob die Mitglieder aus Frankreich weiterhin kommen können. Das mache es schwierig, denn sie alle seien gerne zusammen. Schließlich steht im Roller Derby eines im Mittelpunkt: das Team.

Weitere Informationen zu „Les Grandes Duchesses“ gibt es auf Facebook (Roller Derby Luxembourg) sowie auf Instagram (@rollerderby_luxembourg).

Zweiter nationaler Frauenstreik am Montag

Heute ist nicht nur der Weltfrauentag, sondern es findet auch der zweite nationale Frauenstreik statt. Die Plattform JIF („Journée internationale des femmes“) ruft Frauen dazu auf, an dem Tag ihre Care-Arbeit niederzulegen.

Für den späten Nachmittag ist eine Demonstration geplant: Vor dem Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt geht es um 17.00 Uhr los und endet an der place d’Armes – mit Zwischenstopp beim Arbeitsministerium. Von 12.00 bis 13.30 Uhr finden am Montag Online-Veranstaltungen zum Thema Frauenstreik statt, die von JIF-Mitgliedern moderiert werden.

Die Gleichstellungsbüros von Düdelingen und Bettemburg organisieren auch dieses Jahr einen Busservice nach Luxemburg-Stadt. Treffpunkt für die Düdelinger und Düdelingerinnen ist um 16.15 Uhr an der Haltestelle „Nuddelsfabrik“ in der route de Bettembourg. In Bettemburg treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um 16.30 in der rue James Hillard Polk auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad. Die Anwesenden müssen die sanitären Maßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten befolgen.

Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite der Plattform JIF: https://www.facebook.com/JIFLuxembourg/