Editorial / Der Tag, an dem alle Corona-Einschränkungen aufgehoben werden

Wann „normale“ Konzerte wieder möglich werden, hängt auch von der Definition vom Ende der Pandemie ab (Foto: Editpress-Archiv/Alain Rischard)
Wenn das alles erst einmal vorbei ist … Diese Worte kommen in der Zwischenzeit wohl in jeder Unterhaltung vor. Sie drücken gleichzeitig einen immer stärkeren Frust, den verbleibenden Keim von Optimismus sowie ein starkes Verlangen nach Normalität aus.
Der heilige Gral der Pandemiebekämpfung ist die Herdenimmunität, der Schlüssel dazu die Impfung. Wenn fast die gesamte Bevölkerung immun ist, wird auch für Menschen mit einem „naiven“ Immunsystem das Risiko, sich zu infizieren, stark gesenkt. Ohne Impfung kann Herdenimmunität auch durch „Durchseuchung“ entstehen. Der Preis an menschlichem Leid wäre jedoch dramatisch. Aber auch mit Impfungen ist das Ziel Herdenimmunität kurzfristig illusorisch. Zu groß erscheint die Skepsis gegenüber den in Rekordzeit entwickelten Impfstoffen. Zwar betrifft sie nur eine Minderheit, aber auch wenige wären schon zu viele.
Außerhalb der Herdenimmunität könnte eine andere Definition von „vorbei“ sein, dass alle über 60 geimpft sind oder ihnen zumindest eine Impfung angeboten wurde. In der Tat, auch wenn 25 Menschen unter 60 nach einer Covid-19-Infektion gestorben sind, waren 95 Prozent der Todesopfer älter. Diese Zahlen sind jedoch im Bewusstsein einzuschätzen, dass das Infektionsgeschehen durch die bekannten Maßnahmen stark eingedämmt wurde. Nach einem Jahr hätten sich so „nur“ rund zehn Prozent der Bevölkerung infiziert.
Vor allem aber sind Todesfälle ein äußerst zynischer Gradmesser der Gefährlichkeit einer Krankheit. Aussagen wie „Ach, er lag lediglich auf der Intensivstation“ gehören aus guten Gründen nicht zum üblichen Sprachgebrauch. Doch bei den Krankenhauseinweisungen ist das niedrigere Alter ein deutlich wenig guter Schutz. Wie bei der Intensivpflege stellen hier Patienten unter 60 deutlich mehr als ein Drittel der Fälle. Hinzu kommt die Sorge, dass auch bei leichter verlaufenden Infektionen Langzeitfolgen beobachtet werden, das sogenannte „Long Covid“.
Eine Aufhebung aller Restriktionen ist so oder so schwer vorstellbar, solange Kinder und Jugendliche nicht geimpft werden können. Zu den Konsequenzen der schnellen Zulassung der Impfstoffe gehört, dass zu Minderjährigen noch keine Studien über Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Dosierung abgeschlossen werden konnten. Sind wir wirklich bereit, unsere Kinder einfach mal durch eine noch immer weitestgehend unerforschte Infektion zu schicken? Zumal es letztlich alleine eine Frage der Zeit ist, bis es auch für Kinder und Schwangere Impfungen geben wird.
Und dennoch: Mit der laufenden Impfkampagne wird der Punkt kommen, wo Covid-19 zwar weiter Menschen ins Krankenhaus bringen wird, gleichzeitig aber die Aussage, dass das nicht schlimmer ist als bei der Influenza, zutreffen wird. Jenseits von wahrscheinlichen Impfprivilegien wird die Frage nach dem Aufheben aller Einschränkungen kommen. Es wäre ein Fehler, die Antwort alleine einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz der Regierung zu überlassen. Diese Debatte gehört breiter geführt, die Entscheidung benötigt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Der Zeitpunkt, diese Debatte anzustoßen, ist jetzt.
- Von der gemeinnützigen Stiftung zum machthungrigen Selbstzweck - 19. April 2021.
- Die Windschattenfahrer der CSV - 22. März 2021.
- Der Tag, an dem alle Corona-Einschränkungen aufgehoben werden - 8. März 2021.
Dieser Zeitpunkt wird von den Leuten selbst bestimmt werden. Es wird ein Punkt kommen, wo soviele Leute geimpft sind, dass die grosse Mehrheit der Bevölkerung der Meinung ist, die Restriktionen sollen wegfallen. Das wird schneller kommen, als sich das einige vorstellen. Die Politik wird das nicht bestimmen können.
Und es wird sich auch leider rausstellen, dass die Politik in der Krise total versagt hat. Mit solch renomierten Unternehmen in der Bio-Pharma Branche wie wir sie in Europa haben, hätte die Politik diesen Gesellschaften den Arm biegen müssen, damit sie gemeinsam – mit den Staaten – schnellsten Impfstoffe, Impfstoffproduktionszentren, Impfstoffverteilermethoden, etc. auf die Beine setzen. Stattdessen hat jedes Unternehmen in seiner kleinen Ecke getüftelt. Unvorstellbar aber wahr!
Ehe wir über eine Aufhebung der Corona Einschränkungen diskutieren, sollten wir die Diskussion führen , warum hat unsere Regierung auf den Billigimpfstoff von AstraZeneca gesetzt. Ein Impfstoff der immer wieder in die Schlagzeilen gerät, erst jetzt in Wien ( heutige Meldung bei ntv)nach Todesfall, Schlaganfall noch junger Menschen , vom Markt gezogen wurde. Auch die Frage , warum Neuseeland etwa zehn Millionen Dosen von Biontec/Pfizer jetzt geliefert bekommt. Entweder hat unsere Regierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht oder hat bewusst ,der Kosten wegen, den Billigimpfstoff für die Mehrzahl der Bürger bestellt. Für mich wäre das ein Affront gegen das Volk, Öl ins Feuer gegossen der Impfverweigerer. Jeder etwas realistisch , denkender Mensch müsste sich eigentlich über diese Vorgänge etliche Fragen stellen, hinterfragen.