FußballAuf den Punkt mit Gonçalo Almeida (Déifferdeng 03)

Fußball / Auf den Punkt mit Gonçalo Almeida (Déifferdeng 03)
Gonçalo Almeida (Déifferdeng 03) Editpress / Alain Rischard

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Gonçalo Almeida ist möglicherweise der ruhigste Polizist der Liga, kennt aber kein Pardon, wenn es um den FC Porto geht. Karriere, Pünktlichkeit und Ex-Trainer waren weitere Themen des Interviews.

Tageblatt: Ihnen wird nachgesagt, dass Sie nicht der Gesprächigste sind. Wie oft bekommen Sie das zu hören?

Gonçalo Almeida: (lacht) Ja, das Erste, was ich höre, ist immer: „Du redest aber nicht viel.“ Ich bin in der Tat ein ruhiger Typ, ein wenig introvertiert. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht auch mit anderen Leuten rede. Ich höre lieber zu und teile meine Meinung mit, wenn ich etwas zu sagen habe, anstatt dass mir dauernd die Klappe aufsteht. Das war auch in meiner Kindheit schon der Fall. 

D03-Präsident Fabrizio Bei forderte bei Ihrer letzten Vertragsverlängerung dann auch etwas mehr Verantwortung auf dem Platz. Wird man jetzt öfter ein Machtwort von Ihnen hören?

Es fällt mir schwer, aber mit den Jahren hat es sich deutlich verbessert. Ich rede mehr mit den Jungs. Das merkt man nicht unbedingt auf dem Platz, aber ich suche das Einzelgespräch und gebe ihnen Tipps oder erkundige mich. Auf dem Platz bringt es nicht viel, zu brüllen. Wir haben mit Geoffrey Franzoni einen Kapitän, der lebenslänglich unterschrieben hat. Wenn jemand was zu sagen hat, ist das sein Job. Das Problem ist allerdings, das er auch nicht gerade viel redet (lacht). Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, etwas lauter zu werden. Mit 30 wird es Zeit, da ich auch einer der Ältesten bin. 

Anscheinend reicht es aber, den FC Porto zu erwähnen, wenn man Sie aus der Reserve locken will. Stimmt das?

Da bin ich total fanatisch. Ich stamme aus der Gegend von Porto. Es ist seit jeher einfach mein Herzensverein. Wenn jemand Benfica ins Spiel bringt, dann wird es ganz schlimm. Wir haben jetzt nur noch zwei andere Portugiesen im Kader. Früher war das ein größeres Thema mit André Rodrigues und Pedro Ribeiro, die bekanntlich wie Zwillinge waren. Der ein ist Porto-Fan und der andere für Benfica. Ich saß damals neben ihnen in der Kabine, das war eine schöne Zeit. 

Sie kamen in Vila Real zur Welt. Wann sind Sie nach Luxemburg gezogen? 

Als ich zwei Jahre alt war. Mein Vater ist damals ein Jahr früher alleine hierhergezogen, um alles vorzubereiten. Mit meiner Mutter und meinem Bruder sind wir dann später nachgekommen. Ich bin hier aufgewachsen und habe nicht so viel von Portugal mitbekommen, abgesehen vom Urlaub. Als ich vier Jahre alt war, habe ich beim FC Arantia Berdorf (heute Berdorf/Consdorf) den Fußball entdeckt. Es gab auch nie etwas anderes als Fußball. Ich bin morgens um sieben zur Schule gegangen, um vorher noch Fußball spielen zu können, dann in der Pause, nach der Schule und abends im Verein. Ich habe wirklich nichts anders gemacht.

Was heute ein Wechsel nach Niederkorn wäre, war damals der Transfer nach Echternach …

Ich war damals 16 und wollte weiterhin in der 1. Division spielen. Berdorf war aber abgestiegen … Dieser Wechsel zum Nachbarn kam damals gar nicht gut an. Es gab sogar Leute, die nicht mehr mit mir geredet haben. Ich war damals jung, ich habe nicht verstanden, warum einige mir nicht mal mehr „Moien“ sagen konnten. Es war aber die richtige Wahl, denn in Echternach fand ich einen Trainer, der immer an mich geglaubt hat. Der hieß zufälligerweise auch Amodio, Filippo (wie sein aktueller Coach Paolo). Die beiden sind zwar nicht verwandt, stammen aber wahrscheinlich aus der gleichen Gegend in Italien (Monopoli). 

Es gab aber noch einen anderen Trainer, der Ihre Karriere beeinflusst hat. Welche Rolle spielte Marc Thomé in Ihrer Laufbahn?

Gemeinsam mit Filippo war er der wichtigste meiner Trainer. Er wollte mich damals bereits von Echternach nach Rümelingen holen. Damals hatte ich aber noch keinen Führerschein, sodass das nicht funktioniert hätte. Es war eher Zufall, dass wir uns damals beim CSG wiedergefunden haben. Ich hatte bereits unterschrieben, bevor er Coach wurde. Mit 18 hat er mich damals zum Stammspieler ernannt, trotz Ex-Profis aus Trier wie Muller, Hartung oder Louadj. Er hat mir vertraut. Als Spieler gibt es nichts Wichtigeres. Dass ich dann nach Differdingen kam, lag auch daran, dass ich wusste, dass er mir meine Chance geben würde.

Vor zehn Jahren saßen Sie auf der Bank der Nationalmannschaft. Wie groß ist die Enttäuschung, dass es nie für einen Einsatz gereicht hat?

Gegen Weißrussland saß ich unter Luc Holtz auf der Bank. Es wäre ein Traum gewesen, doch es hat nicht zur Erfüllung gereicht. 

Wie sieht es denn in dieser Hinsicht beim Gedanken an eine Profikarriere aus?

Ich habe den Sprung ins Ausland nie geschafft. Das liegt vielleicht auch an meinem Charakter, da ich etwas introvertierter bin. Es lag wahrscheinlich auch an der Ausbildung. Ich spielte in Vereinen, in denen es hobbymäßig zuging. Das soll kein Vorwurf sein, aber die Vorbereitung auf das, was noch kommt, ist anders. Ich habe in meiner Jugend in der 1. und 2. Division gespielt, da sind die Aussichten, in andere Vereine oder ins Ausland zu kommen, nicht so groß. Ich weiß ja auch nicht, ob das Talent gereicht hätte. Viele sagen, ja, aber wer weiß. Ich hätte es gerne versucht … Aber es kam eben nicht dazu. 

Sie wurden immer wieder von Rückschlägen zurückgeworfen. Haben Sie nie daran gezweifelt, zurückzukehren?

Die kamen eigentlich alle erst später. In Grevenmacher blieb ich davon noch verschont, das kam erst in Differdingen. Erst das Knie und dann die Adduktorenprobleme, die ich drei Jahre mitgeschleppt habe. Plötzlich bist du 29 und weißt nicht, wo die Zeit geblieben ist. Ich habe teilweise mit großen Schmerzen gespielt und wusste, dass das nicht ewig so weitergehen könnte. Ich merke auch selbst, dass ich nach der Operation an Beweglichkeit und Schnelligkeit eingebüßt habe. Aber es ist trotzdem angenehmer als die Schmerzen vorher. 

Welcher Alltag ist im Moment härter: Ihr Job als Polizist oder die Anforderungen in der BGL Ligue?

Definitiv das Gesamtpaket. Aber Fußballspielen macht man ja auch, weil man es gerne tut. Mein Job ist eigentlich ganz normal. Das geht von Schriftstücken für den Staatsanwalt bis hin zu Streife fahren. Dort, wo ich bin, haben wir es oft mit Einbrüchen zu tun, während die Kriminalität auf der Straße sich in Grenzen hält. 

Ist es wegen Ihres Berufs, dass Sie immer pünktlich sind – auch wenn Sie schon vorher angekündigt haben, in Verspätung zu sein?

Ich mag Unpünktlichkeit absolut nicht, das ist einfach eine Sache des Respekts. Ich warne dann lieber schon mal vor, anstatt dass jemand auf mich warten muss. Darüber werden natürlich auch gerne ein paar Scherze gemacht. Auch mein Beruf ist oft Thema. Aber das gehört zu einer gesunden Stimmung dazu. Franzoni, Dylan Lempereur und Quentin Pereira sind unsere Clowns, die bei jeder Schandtat mit dabei sind.

Stürmer Andy Buch nannte Sie seinen persönlichen Übersetzer. Wie oft nimmt er diese Dienste in Anspruch und was haben Sie ihm bereits beibringen können?

Unser Trainer hat wirklich keine leichte Aufgabe. Meist erklärt er alles auf Französisch und danach auf Deutsch. Das vergisst er aber manchmal, dann springe ich ein. Sagen wir mal so: Wenn Andy „Bonjour“ versteht, ist das schon sehr viel …

Sie haben kürzlich Ihren Vertrag verlängert (bis 2022). Was gefällt Ihnen, trotz der täglichen Heimfahrt nach Trier, so sehr in Differdingen?

Es ist zur Gewohnheit geworden. Ich muss mich in einem Verein wohlfühlen. Mich jedes Jahr irgendwo neu einzuleben würde mich komplett aus dem Konzept bringen. Ich bleibe also gerne, solange man mich will. Und das ist bekanntlich in Differdingen der Fall.


2 Fragen zum Wochenende

D03 ist mit vier Unentschieden ins Jahr gestartet. Das ist bestimmt nicht zufriedenstellend?

Definitiv nicht. Ich weiß nicht, woran es lag. Wir haben keine schlechten Leistungen abgeliefert, aber wie auch schon am Mittwoch gegen Strassen ist der letzte Pass dann nicht gut. Zudem müssen wir immer wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Das zerrt an der Moral. Ich hoffe, dass wir das gegen die Fola besser lösen werden.

Was erwartet Sie am Sonntag gegen die Escher?

Es ist eher ein starker Doppelpack, auf den wir uns einstellen müssen, denn am Mittwoch geht es gegen den F91. Es ist wichtig, dass wir auf dem letzten Viertel des Rasens konzentriert bleiben und unsere Offensivaktionen besser ausspielen. Die Defensive ist nicht das Problem, wir stehen relativ stabil. Im Moment fehlt uns eben Aurélien Joachim und seine Präsenz.