Kinderbetreuung in der KriseTrotz Pandemie lässt die Nachfrage nach Au-pairs in Luxemburg nicht nach

Kinderbetreuung in der Krise / Trotz Pandemie lässt die Nachfrage nach Au-pairs in Luxemburg nicht nach
Das Au-pair-Programm hilft den Eltern bei der Kinderbetreuung Symbolbild: dpa/Sebastian Kahnert

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Die Pandemie hatte keinen bedeutenden negativen Einfluss auf die Anfragen von Au-pairs in Luxemburg, meldet der „Service national de la jeunesse“ (SNJ). Viele junge Menschen kämen dank des Programms weiterhin ins Großherzogtum. Bei den Anfragen neuer Gastfamilien habe die Nachfrage vor allem im Sommer abgenommen. Danach sei das Interesse besonders bei Home-Office-Eltern gestiegen. 

Während der Pandemie hat die Nachfrage für Au-pair-Aufenthalte in Luxemburg nicht nachgelassen. Das sagt Jessica Grewer von der Au-pair-Vermittlung des „Service national de la jeunesse“ (SNJ) auf Anfrage gegenüber dem Tageblatt. „Es ist in der Statistik aufgefallen, dass die Nachfrage im Zeitraum von Juni 2020 bis September 2020 abgenommen hat“, sagt Grewer. Danach sei das Au-pair-Programm aber trotzdem wie die Jahre zuvor abgelaufen. „Zwischen September und Dezember 2020 begründeten viele Gastfamilien ihre Anfrage damit, dass sie im Home-Office arbeiten mussten. Somit war das Au-pair-Programm sehr interessant für sie“, sagt Grewer. 

Letztes Jahr habe es 96 Anfragen von Luxemburger Gastfamilien gegeben, 2019 seien es 132 gewesen. Grewer unterstreicht jedoch, dass Gastfamilien nur einmal genehmigt werden müssten und dann jedes Jahr ein Au-pair bei sich aufnehmen könnten, solange sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Anfragen der Au-pairs selbst habe es im Pandemie-Jahr nur minimal weniger gegeben: 2020 waren es 209 Anfragen, im Jahr davor 216.

Eine strukturierte Erfahrung

Das Au-pair-Programm ermöglicht es Familien mit Wohnsitz in Luxemburg, einen jungen Menschen aus dem Ausland im Alter zwischen 18 und 29 Jahren für einen Zeitraum von maximal zwölf Monaten aufzunehmen. Das Programm soll den Au-pairs die Gelegenheit geben, mithilfe der Gastfamilie ihre sprachlichen und kulturellen Kenntnisse zu erweitern. Im Gegenzug helfen sie in der Familie und vor allem bei der Betreuung der Kinder. Die Gastfamilie muss dafür bestimmte Dinge zur Verfügung stellen: ein Zimmer, freier Zugang zur Wohnung, Taschengeld – ein Fünftel des Mindestlohnes –, Nahrung, Sprachunterricht und eine Krankenversicherung.

Der SNJ sorgt seit 2013 für die Einhaltung des gesetzlichen Rahmens und verwaltet Anträge im Zusammenhang mit dem Au-pair-System in Luxemburg. Er bleibt auch die Kontroll- und Genehmigungsstelle für Anträge und formelle Anfragen in Sachen Au-pair.

Es gibt mehrere Au-pair-Agenturen in Luxemburg, zum Beispiel „LuxAuPair“ oder „Alpha Omega“, die Gastfamilien und Au-pairs Dienstleistungen anbieten. Die Agenturen gewähren Unterstützung bei den administrativen Abläufen und in Bezug auf die Einreise und probieren, die passenden Au-pairs für die Gastfamilien zu finden. Sie begleiten beide Seiten von dem Moment an, an dem sie dieses Programm nutzen wollen – bis zu der Rückreise der Au-pairs. Offizieller Partner des SNJ ist seit Mitte Februar die Agentur „LuxAuPair“.

Kultur und Arbeit zugleich

Um Au-pair zu werden, müssen verschiedene Voraussetzungen eingehalten werden. Au-pairs müssen im Besitz eines Abschlusses sein, der ihnen den Zugang zur Hochschulbildung im eigenen Land ermöglicht – oder den Nachweis erbringen, dass sie mindestens bis zum Alter von 17 Jahren in der Schule angemeldet waren. Sie müssen ein Grundwissen in einer der Sprachen, die in der Gastfamilie gesprochen wird, mitbringen oder ein Basiswissen in Englisch oder einer der drei offiziellen Sprachen Luxemburgs haben. Die Au-pairs müssen auch einen Au-pair-Vertrag mit einer zugelassenen Gastfamilie abgeschlossen haben und dürfen keine familiären Bindungen bis einschließlich des vierten Grades mit den Mitgliedern der Gastfamilie haben.

Jessica Grewer sagt, dass hauptsächlich 21- bis 26-Jährige nach Luxemburg kämen. In der Regel blieben diese dann zwischen acht und zwölf Monaten im Land. Die Kinderbetreuung sei die Hauptaufgabe der Au-pairs. Die jungen Leute bereiten die Kinder beispielsweise auf den Schultag vor, helfen ihnen bei den Hausaufgaben, begleiten sie zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten – und spielen mit ihnen. Die Kinder und die Au-pairs sollen sich kennenlernen – dadurch soll der Austausch zwischen den Kulturen ermöglicht werden. Die Au-pairs können sich auch um die Mahlzeiten der Kinder kümmern und auf sie aufpassen, wenn die Eltern nicht da sind.

Diese Aufgaben sollen aber keine Vollzeitarbeit darstellen. Ziel des Programmes ist vor allem, den Au-pairs einen Einblick in die Kultur des Gastlandes zu ermöglichen. Sie sollen deshalb auch „Zeit für sich“ haben, um Sprachunterricht zu besuchen und das Land zu entdecken, heißt es auf der Internetseite des SNJ. Demnach sollen die Au-pairs maximal 25 Stunden pro Woche arbeiten – und haben wöchentlich mindestens einen ganzen Tag und drei weitere Abende frei. Zusätzlich haben sie zwei Tage pro Monat frei.

Einmal im Monat werden für interessierte Familien Informationsveranstaltungen zur Au-pair-Unterbringung in Luxemburg angeboten. Diese und weitere Informationen sind auf der Au-pair-Internetseite des SNJ zu finden.