„D’Gare huet Besseres verdéngt“Opposition fordert Ende der privaten Sicherheitspatrouillen in der Hauptstadt

„D’Gare huet Besseres verdéngt“ / Opposition fordert Ende der privaten Sicherheitspatrouillen in der Hauptstadt
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Streit um die private Sicherheitsfirma, die seit einigen Monaten im Bahnhofsviertel und der Oberstadt patrouilliert, geht in eine neue Runde. Anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz forderten die drei hauptstädtischen Oppositionsparteien den Schöffenrat auf, den Vertrag mit der privaten Sicherheitsfirma GDL zu beenden.

Gemeinsame Pressekonferenzen von Parteien sind eher die Ausnahme als die Regel im politischen Alltag. Die Oppositionsparteien LSAP, „déi gréng“ und „déi Lénk“ sahen sich aufgrund der Weigerung des Schöffenrats, das Thema der privaten Sicherheitsfirma zu diskutieren, dazu genötigt.

Nach einem Gespräch von Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) mit der Innenministerin sei zwar der Vertrag mit dem privaten Sicherheitsdienst geändert worden, doch in der Realität habe sich nichts geändert. Für die drei Parteien ist die Verpflichtung einer privaten Sicherheitsfirma für die öffentliche Sicherheit ganz einfach illegal. Damit werde der Rechtsstaat untergraben, hieß es am Montag auf der erwähnten Pressekonferenz. Bestätigt sehen sich die drei Parteien durch die Antwort von Innenministerin Taina Bofferding auf eine entsprechende Anfrage ihrerseits, in der steht: „L’exercice de la police administrative constitue un service public dont l’organisation ne peut pas être déléguée, mais que la collectivité publique doit assurer en régie.“

Die Aufgaben des Rechtstaats könne man nicht einfach privatisieren, nur weil man nicht mit dem Resultat zufrieden sei, sagte Tom Krieps (LSAP). Es sei nicht hinnehmbar, dass das Gewaltmonopol des Staates an private Firmen abgetreten werde und so auch das Vertrauen der Bürger in die Polizei beschädigt werde.

Trotz einer Anpassung des ersten Vertrags habe sich nichts geändert, was die drei Parteien erneut der Ministerin mitgeteilt haben. Nicht nur das Konzept der privaten Sicherheitsfirmen kritisieren die drei Parteien, auch weisen sie darauf hin, dass die GDL nicht einmal ihren Auftrag so wahrnehme, wie die Konvention mit der Stadt es vorschreibe. Eigentlich müssten sie ihre Arbeit jetzt auf die „surveillance des infrastructures et installations communales dans les parcs et places publiques par une présence visible dans le périmètre assigné“ beschränken.

In der Praxis habe man aber beobachten können, dass GDL außerhalb dieses Rahmens agiere. Laut ihren eigenen Berichten dokumentierten die Sicherheitsbeamten Beschreibungen über verschiedene Kategorien von Menschen wie Obdachlose und Drogenabhängige, wobei sie auch auf sogenanntes „racial profiling“ zurückgriffen, d.h. Personen werden aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit kontrolliert oder beobachtet. Auch würden sie Autonummern notieren und manchmal mit der Polizei zusammenarbeiten. Die Begleithunde würden auch als Waffe eingesetzt, den Hunden sei auch schon mal der Maulkorb zu diesem Zweck abgenommen worden, erzählte Guy Foetz („déi Lénk“).

Den Bewohnern des Bahnhofsviertels werde Sand in die Augen gestreut, denn die Aufwertung ihres subjektiven Sicherheitsgefühls bedeute ja nicht, dass es effektiv im Viertel sicherer sei. Die kürzlich vorgestellte Umfrage unter Bewohnern des Bahnhofsviertels sei mit Vorsicht zu genießen, denn es seien die falschen Fragen gestellt worden. Die eigentliche Frage sei die der Legalität der privaten Sicherheitsaktion.

Die Situation im Bahnhofsviertel sei keine einfache, deshalb gebe es auch keine einfachen Antworten. Eines der Hauptprobleme, das Drogenproblem, darüber waren sich die Vertreter der drei Parteien einig, könne nur über eine neue Art der Drogenpolitik geschehen, aber keineswegs über den Weg der Repression. Es brauche einen „Suchtaktionsplan Stad Lëtzebuerg“, sagte Christa Brömmel („déi gréng“). Eine liberalere Drogenpolitik, die über die Legalisierung von Cannabis hinausgehe, sei durchaus eine Lösung, was aber natürlich eine nationale Frage ist. Auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg müssten auf jeden Fall dezentralisierte Strukturen für Drogenabhängige angeboten werden. Ähnliche Einrichtungen seien in anderen Städten schwierig aufzubauen, da die Gemeindeautonomie hierbei oft ein Hindernis sei.

Das Problem des Bahnhofsviertels liege allerdings auch darin, dass es dort kein kulturelles Angebot gebe und insofern sich niemand mehr gerne dort aufhalte außerhalb der Bürostunden. „D’Gare huet Besseres verdéngt“, meint Tom Krieps insgesamt zur Situation im Viertel.

In der Gemeinderatssitzung präsentierten die drei Parteien eine entsprechende gemeinsame Motion.

Weiteres aus dem Gemeinderat

–  Die Arbeiten am Pariser Platz werden bis zum 23. Juni abgeschlossen sein. Die Fahrradspur in der Avenue de la Liberté wird am Freitag, 2. April offiziell dem Verkehr übergeben. Entgegen anderslautenden Meldungen seien die Arbeiten an der Tram-Trasse und auf der place de Paris nicht in Verzug geraten, so Lydie Polfer in der Ratssitzung vom Montag.

– Der Gemeinderat hieß die Ausweitung des Projekts „A vos côtés“ auf das Viertel Bonneweg gut. Der Bereich um das Drogenhilfezentrum Abrigado gehört ausdrücklich nicht zum Aktionsradius.

– Aus historischen, architektonischen und ästhetischen Gründen hat das Kulturministerium der Hauptstadt vorgeschlagen, Teile des Schlachthofs in Hollerich und das Haus Nr. 14 in der Avenue Marie-Thérèse als „nationale Monumente“ unter Denkmalschutz zu stellen. Der Vorschlag wurde einstimmig vom Gemeinderat angenommen.

– Einstimmig genehmigte der Stadtrat auch den Teilbebauungsplan „Im Gründchen – phase 2“ in Cessingen. Das Gelände umfasst 211 Ar; geplant sind dort 67 Wohnungen und 17 Einfamilienhäuser.

florent
3. März 2021 - 12.09

D'Gar huet näischt 'verdéngt' et ass e Stéck Geographie wou Leit eppes verkafen, dat eis schwaarz Politiker an de 70er als 'tabu' erkläert huet. Dat do ass d'Resultat.

Schmeler Michel
3. März 2021 - 6.38

Leiwer Sand am Aan ewei zerschloen a beklaut. Dei deien hei meckeren sollen emol einfach selwer hir Froe stellen an d'Leit froen. En plus huet net alles mat Drogen ze dinn. Fakt ass dassen vill Leit sech, wann et daichter ass, net mei op Kleng-Johannisbierg trauen. Ech vermessen hei alternatif Virschlei. Wat mech ubelangt soen ech dass ech ,wann et daichter ass, a verschidde Quartieen vun der Staat net mei an e Restaurant oder Café oder Geschäft, Dr, asw. gin

de Schmatt
2. März 2021 - 12.05

Ein riesengrosser Unterschied zwischen dem Grossherzogtum und der Alpenrepublik. Die Schweiz und Zürich, Genf, Lausanne oder Bern sind nicht Luxemburg. Die Eidgenossen sind uns in Vielem, im "Essentiellen", weit voraus. Allein schon im Strassenbau.

JJ
2. März 2021 - 9.01

Zürich hat das Drogenproblem vom Bahnhof und Limmatufer erfolgreich abgewendet.Nachfragen und nachmachen.