UnternehmenÖsterreichische Plansee Group übernimmt Mehrheit von Ceratizit aus Mamer

Unternehmen / Österreichische Plansee Group übernimmt Mehrheit von Ceratizit aus Mamer
Weltweit beschäftigt die Ceratizit-Gruppe 7.000 Mitarbeiter, in Luxemburg sind es 1.200 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Plansee Group übernimmt die Mehrheit der Anteile am Luxemburger Traditionsunternehmen Ceratizit. Die österreichische Firmengruppe war zuvor bereits an dem Industriebetrieb beteiligt. Die Gewerkschaften machen sich Sorgen.

Die Ursprünge der Firma Ceratizit gehen auf das Jahr 1931 in Walferdingen zurück. Mittlerweile ist die Unternehmensgruppe weltweit aktiv. Ihr Sitz befindet sich in Mamer. Die Zahl der Beschäftigten an allen Luxemburger Standorten (Mamer, Livingen und Niederkorn) beträgt 1.200. Weltweit sind bei Ceratizit 7.000 Mitarbeiter angestellt.

Was Ceratizit genau herstellt, ist schwierig zu beschreiben, da es sich um Tausende verschiedene Produkte handelt. Was jedoch praktisch all diese Gegenstände verbindet, ist, dass sie aus „Hartmetall“ (ein Gemisch aus Wolframkarbid und Cobalt) hergestellt werden. Kennzeichnend für diese metallische Verbindung sind die sehr hohe Härte, die hohen Festigkeiten und die Verschleißfestigkeit. Die daraus gefertigten Produkte finden eine ausgedehnte Anwendung in der Bestückung von Werkzeugen. Dazu gehören beispielsweise Bohrerspitzen und Sägezähne.

Die österreichische Plansee Group ist bereits seit 2002 an der Luxemburger Unternehmensgruppe beteiligt. Sie hält zurzeit die Hälfte der Anteile. Ab März soll es dann eine Mehrheit der Aktienanteile sein. Über den genauen Umfang der übernommenen Anteile und finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart. Die Plansee Group habe jedoch die Option, die restlichen Anteile an Ceratizit innerhalb der nächsten Jahre zu erwerben, schrieb das Unternehmen am Mittwoch in einer Pressemeldung. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus. 

Ziel ist eine vollständig integrierte Unternehmensgruppe

„Unser Ziel ist es, eine vollständig integrierte Unternehmensgruppe für die Herstellung und Verarbeitung der Werkstoffe Molybdän und Wolfram zu schaffen“, wird Karlheinz Wex, Vorstandssprecher der Plansee Group, in der Pressemeldung zitiert. „Wir wollen die Erfolgsgeschichte von Ceratizit weiterschreiben – als Mehrheitseigentümer noch schneller und noch nachhaltiger.“

Die Plansee Group aus Österreich ist auf die Werkstoffe Molybdän und Wolfram spezialisiert und deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette ab, schreibt sie über sich selber. Vom Erzkonzentrat bis zu kundenspezifischen Werkzeugen und Komponenten. Das Portfolio umfasst mehr als 75.000 verschiedene Produkte und Werkzeuge. In den Einsatz kommen sie etwa bei Smartphones, bei nachhaltigen und effizienten Lösungen für die Mobilität sowie bei der Energieversorgung und in der industriellen Fertigung. Plansee Group erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 mit 7.606 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 1,38 Milliarden Euro.

Synergiepotenziale in der Übernahme von Ceratizit sieht Karlheinz Wex in der Wolfram-Rohstoffversorgung, in der engen Zusammenarbeit bei Digitalisierungsprojekten und in den Servicebereichen. Details dazu würden in den kommenden Monaten erarbeitet.

Produkte, wie sie bei Ceratizit in Mamer hergestellt werden
Produkte, wie sie bei Ceratizit in Mamer hergestellt werden Foto: Editpress-Archiv

Die Gewerkschaften machen sich Sorgen. Sie wurden von der Nachricht überrascht. Gerade mal 30 Minuten vor der Ankündigung seien die Personalvertreter informiert worden, so Patrick Freichel, Zentralsekretär beim OGBL, gegenüber dem Tageblatt. „Warum wollen sie gerade jetzt die Mehrheit der Anteile? Was wird weiter passieren? Wir wissen nichts.“ Sorgen macht er sich nicht nur um den Standort Mamer, sondern auch um die firmeneigenen Zulieferbetriebe in Luxemburg. Anscheinend gebe es eine Dreijahresgarantie für Mitarbeiter, sagt er. „Aber wir wissen nichts Genaues.“ 

Auch die Gewerkschaft LCGB ist besorgt: Nicht einmal eine Woche nach der Ankündigung des Verkaufs von Teilen von Paul Wurth durch den Staat müsse man feststellen, dass „wieder ein bedeutender Teil der luxemburgischen Industrie an einen Akteur außerhalb des Landes verkauft werden soll“, schreibt die Gewerkschaft. Man sei zutiefst besorgt über die Zukunft der industriellen Tätigkeit des Großherzogtums.

Die Beteiligungsveränderungen dürften unter keinen Umständen zum Verlust von Arbeitsplätzen oder zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Vergütungsbedingungen in den verschiedenen Betrieben der Gruppe führen, fordern die zwei Gewerkschaften.

Cornichon
24. Februar 2021 - 21.16

An rem eng traureg Noricht. Paul Wurth, Ceratizit, wat kent elo nach? Goodyear? Dupont de Nemours? Wéi wär et wann eisen Wirtschaftsminister mol géing Stellung zu Paul Wurth an Ceratizit huelen? Souwäit ech aus mengem Emfeld héieren hunn, sinn dat alles gudd qualitativ Firmen gewierscht.

Grober J-P.
24. Februar 2021 - 21.11

Schade, eine weiteres Familien Traditionsunternehmen wird veräussert. Globales Irgendwas nennt man das wohl.