EditorialWenn Luxemburgs Unternehmer wie die Fedil-Präsidentin denken, haben wir ein Problem

Editorial / Wenn Luxemburgs Unternehmer wie die Fedil-Präsidentin denken, haben wir ein Problem
Fedil-Präsidentin Michèle Detaille holte auf RTL zu einem vor allem in Krisenzeiten völlig unnötigen Rundumschlag aus Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ein Jahr und eine Woche sind es nun her, dass das Tageblatt das Coronavirus auch in Luxemburg erstmals breiter thematisierte. Viren-Experte Claude Muller lieferte damals, als noch fast alles unbekannt war zu dieser neuen Gefahr für die Menschheit, folgendes Zitat, das dann auch zum Titel des Interviews wurde: „Böse Überraschung nicht ausgeschlossen.“ Leider gilt das immer noch. Und nicht nur für Corona.

Wir impfen zwar, aber das Virus mutiert auch. Ein Rennen, das man sich gerne erspart hätte. Vor allem jetzt, da sich auf Luxemburg und auch alle anderen in Europa einerseits eine tiefe Lockdown-Müdigkeit gelegt hat, andererseits, wie zurzeit in Portugal, die Gesundheitssysteme über ihre Grenzen hinaus belastet sind. Wann und ob der ganze Spuk einmal vorbei sein wird, kann keiner verlässlich sagen.

Nicht geholfen hat der ganze Impfstoffschlamassel, den sich die Politik selber eingehandelt hat. Zu früh wurde zu viel versprochen. Nahezu jeder führende Politiker in Europa packte Ende vergangenen Jahres die Gelegenheit beim Schopf, sich endlich wieder als Heilsbringer präsentieren zu können – und verkündete das zeitnahe Licht am Ende des Tunnels. Nun geht das mit der Impfung aber eher schleppend voran und für das Licht am Tunnelende braucht es die eigene Taschenlampe.

In einem ganz anderen Tunnel scheint sich Michèle Detaille zu befinden. Die Präsidentin der Industriellenvereinigung Fedil sagte im RTL-Interview am Freitag, RTL werde „gezwungen“, den Abgeordneten Einblick in den Vertrag zwischen RTL, CLT-Ufa, Bertelsmann und dem Staat zu geben. „Kontraproduktiv“ sei das, gar „idiotisch“, schließlich hätten die Abgeordneten sowieso keine Ahnung. Dann hielt Detaille noch ein Plädoyer gegen Transparenz. „Wissen Sie, wo man transparent ist? In Diktaturen.“ 

Gericht, Parlament, „Bla-Bla“-Umweltbedenken von Anwohnern – alles Last. Wünsche nach Transparenz – eine unterdrückte Sehnsucht nach Diktatur. Erstaunliche Worte einer Frau, der eigentlich ein tadelloser Ruf vorauseilt. Doch die Fedil-Präsidentin wirkte nicht einmal besonders aufgeregt, als sie das sagte, das klang eher nach sachlich vorgebrachten Argumenten, nach ehrlicher Überzeugung. Dabei zeugt es von einem zweifelhaften Demokratieverständnis. Wenn eine Organisation wie die Fedil in unserer Demokratie mitreden und Gewicht haben will, kann sie das Parlament und dessen Kontrollbedeutung nicht derart herabwürdigen. So disqualifiziert man sich als ernst zu nehmender Partner im Rahmen der Sozialpartnerschaft.

Eine Sozialpartnerschaft, die wir brauchen werden. In unserer Corona-Dauerkrise, wo, seien wir ehrlich, die meisten von uns nach einem knappen Jahr langsam, aber sicher mit den Nerven am Ende sind, droht der Ton sowieso schon rauer zu werden. Das macht Detailles Aussagen umso bedenklicher. Auch der Industrie und der Unternehmerwelt sollte am gesellschaftlichen Zusammenhalt gelegen sein. Dazu gehört, auf die eigenen Worte zu achten.

Dem Ruf der Unternehmer hat Detaille mit ihrem Auftritt einen Bärendienst erwiesen. Fragt sich nun, wie die Chefs der bei der Fedil organisierten Unternehmen zu solchen Aussagen stehen. Es einfach dabei belassen, geht eigentlich nicht – außer man teilt diese Ansichten. Böse Entblößung nicht ausgeschlossen demnach.

Jean le Grand
8. Februar 2021 - 18.48

Wann een un Gambia denkt, daat ass och een Problem.

mouzel
8. Februar 2021 - 15.30

Gottseidank hun mir méi intelligent Fraen hei zu Lëtzebuerg wéi déi do, déi pass bei Gambia.

Grober J-P.
6. Februar 2021 - 21.07

"Soziale Verantwortung des Unternehmens." Leitsatz Ihrer Firma, liebe Frau von Bastnach, die Frau versteht wahrscheinlich nicht was damit gemeint ist. Wie kommt die Madame eigentlich zu der Ehre?

Fe Dill
6. Februar 2021 - 18.27

Den Här as falsch verstan gin

Luc Conter
6. Februar 2021 - 17.17

Es wird sich doch wohl irgendwo eine Anschlussverwertung für die sympathische Dame finden lassen.

de spëtzbouf
6. Februar 2021 - 17.16

Där Madamm do wëllt ech , am Däischteren, nët eleng am Park begéinen. :)

de Prolet
6. Februar 2021 - 17.14

@Nomi. Vollkommen richtig. Wir brauchen immer ausländische Experten, auf lukrativen Chefposten, die uns sagen, was wir tun und lassen müssen. " Nul n'est prophète dans son propre pays ". Da gibt es scheinbar noch allzuviele Arbeitgeber, denen nicht bewusst ist, dass ein gesundes Arbeitslima, ein gutes Verhältnis zu den Arbeitnehmern, ein Garant zum Erfolg ihres Betriebes ist.

Paul
6. Februar 2021 - 12.17

Ass dat en Resultat vun der Quotenpolitik oder krut déi Dame duerch d'Masken nët genuch Sauerstoff?

Peter G.
6. Februar 2021 - 12.07

Dass die meisten Fedil-Mitglieder diese Gedanken teilen, wissen wir doch. Nur hat die Fedil jetzt eine Chefin, die das klar zum Ausdruck bringt. Jedoch scheinen unsere lokalen Unternehmer noch nicht zu begreifen, dass die erfolgreichen Unternehmen der Zukunft die sind, die es fertig bringen, nachhaltig zu produzieren, im Respekt der Mitarbeiter, etc. Warum? Weil die Generation Z - viel mehr als die ältere Generation - extrem viel Wert darauf legt. Diese Frau Detaille und die Fedil sind in gewissem Maße “has-been” Personen.

Nomi
6. Februar 2021 - 11.37

Hun mer dann wierklech keng Letzeburger Entreprenneuren fir so'u Posten als FEDIL Direkter ? Verschidden Thesen vun der Madame gin ob keng Ko'uhhaut !