WachstumWirtschaftsleistung der Eurozone ist 2020 um 6,8 Prozent geschrumpft

Wachstum / Wirtschaftsleistung der Eurozone ist 2020 um 6,8 Prozent geschrumpft
Besonders hart getroffen wurde Italien: Im Gesamtjahr 2020 brach die Konjunktur in der nach Deutschland und Frankreich drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 8,8 Prozent ein. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte 2020 insgesamt um 5 Prozent. Foto: AFP/Axel Heimken

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Die Wirtschaftsleistung der Eurozone ist im Jahr 2020 deutlich gesunken. Nach einer ersten Schätzung geht das statistische Institut Eurostat von einem Rückgang von 6,8 Prozent aus. Im vierten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 19 Euroländer demnach nur noch leicht, trotz der zweiten Corona-Welle.

Es war ein Jahr mit überaus heftigen Schwankungen für die Wirtschaft der Eurozone: Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres hatte der Ausbruch der Pandemie, mit über drei Prozent Rückgang im Vergleich zum Vorquartal, einen schweren Wirtschaftseinbruch gebracht. Nach einem noch viel heftigeren Rückgang im zweiten Quartal (minus 11,7 Prozent) – und einer schnellen Erholung (plus 12,4 Prozent) im dritten Quartal – ist die Wirtschaft im Euroraum im letzten Quartal des Jahres dann erneut leicht geschrumpft.

Laut der Eurostat-Schnellschätzung verringerte sich das BIP im Zeitraum von Oktober bis Dezember (zum Vorquartal) um 0,7 Prozent. Den schwersten Einbruch im Vergleich zum Vorquartal erlitt den Angaben zufolge Österreich mit einem Minus von 4,3 Prozent, gefolgt von Italien (minus 2 Prozent) und Frankreich (minus 1,3 Prozent). In den meisten anderen Euro- und EU-Ländern, darunter auch Belgien (plus 0,2 Prozent) und Deutschland (plus 0,1 Prozent), wuchs die Wirtschaft im vierten Quartal hingegen ganz leicht.

„Die europäische Wirtschaft hat sich im Herbstquartal widerstandsfähiger gezeigt, als zunächst erwartet. Angesichts hoher Infektionszahlen und erneuter, teils strikter Lockdown-Maßnahmen fällt der Rückgang des BIP der Eurozone mit 0,7 Prozent vergleichsweise moderat aus“, sagt die von der Nachrichtenagentur Reuters zitierte Chefvolkswirtin der Kfw-Bank, Fritzi Köhler-Geib. „Die Bilanz für das gesamte Jahr 2020 fällt dennoch auch aus wirtschaftlicher Sicht verheerend aus. Unter dem Strich sank die gesamtwirtschaftliche Produktion mit 6,8 Prozent deutlich stärker als in der Finanzkrise.“

Eurozone heftiger getroffen als andere Volkswirtschaften

Allerdings sei es eine gute Nachricht, dass es Verbrauchern und Unternehmen mit dem Andauern der Pandemie besser gelingt, sich auf die schwierigen Rahmenbedingungen einzustellen, so die Volkswirtin weiter. Insbesondere die Industrie konnte ihre Aufholbewegung recht unbeeindruckt fortsetzen und so die Einschränkungen in anderen Branchen im zweiten Lockdown teilweise kompensieren. Die restriktiven Maßnahmen seien angepasst und im Vergleich zur ersten Welle milder geworden, fügt Bert Colijn, Senior Economist von ING, hinzu. Zum Beispiel in Frankreich und Spanien seien Industrie und Baugewerbe im Laufe des Quartals weitgehend offen geblieben. Ebenfalls geholfen habe, dass die meisten Volkswirtschaften außerhalb der Eurozone weitgehend offen geblieben sind.

Sollte sich die Schätzung bestätigen, dann wäre der wirtschaftliche Einbruch milder ausfallen, als von der EU-Kommission befürchtet, schreibt die Nachrichtenagentur AFP. In ihrer Herbstprognose hatte die Brüsseler Behörde für das Jahr 2020 ein Minus von 7,8 Prozent in Aussicht gestellt. Dennoch schneidet die Eurozone schlechter ab als andere große Volkswirtschaften: Das US-BIP sank im Corona-Jahr um 3,5 Prozent, das russische um 3,1 Prozent; das chinesische legte sogar um 2,3 Prozent zu.

Die vorläufige Schnellschätzung der Wachstumsrate des BIP für das vierte Quartal 2020 in dieser Pressemitteilung beruht auf Angaben von 17 Mitgliedstaaten, die 93 Prozent des BIP im Euroraum abdecken. Eine Schätzung für Luxemburg ist in diesen Zahlen nicht enthalten.