Protest gegen KlimawandelDorf in Lappland will Sommerolympiade ausrichten

Protest gegen Klimawandel / Dorf in Lappland will Sommerolympiade ausrichten
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg steht Bürgermeister Erkki Parkkinen als Partnerin bei dessen Idee, die Sommerolympiade 2023 im finnischen Salla abzuhalten, zur Seite Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Ein vor Hitze erschöpftes Rentier: mit diesem Logo bewirbt sich der finnische Ort Salla für die Sommerolympiade 2032.

„Hier wird Beach-Volleyball gespielt“, so der Bürgermeister Erkki Parkkinen, ein Herr mittleren Alters mit einer markanten Hornbrille, der in einem Werbespot auf ein verschneites Feld zeigt, auf dem Frauen im Badeanzug herumtollen.

Die Kampagne ist unernst wie ernst – für die Sommerspiele fehlt dem Ort mit 3.000 Einwohnern in Lappland wohl die Infrastruktur und die Konkurrenzstädte Jakarta, Istanbul und Seoul-Pjöngjang haben ein anderes Budget. Parkkinen hält das Jahr 2032 dennoch für entscheidend. „Wenn es uns bis dahin nicht gelungen ist, den Klimawandel aufzuhalten, ist es zu spät. Salla und viele andere Orte auf der Welt werden nicht mehr so sein, wie wir sie kennen“, erklärt er in einer Pressemitteilung.

Die Bewerbung des aktuell tief verschneiten Ortes geht mittlerweile viral – Staatspräsidentin Tarja Halonen hat sie auf Twitter verlinkt, die von der Klimaaktivistin Greta Thunberg gegründete Initiative „Fridays for Future“ ist Partner geworden. Parkkinnen glaubt dennoch, dass es eine Verbindung zwischen Olympia und der Erderwärmung gebe: „Die olympische Idee vereint Menschen auf der ganzen Welt. Der Klimawandel ist ein weltweites Problem.“

Gerade in der arktischen Region gilt die Veränderung als besonders gravierend, dort geht die Erwärmung doppelt so schnell voran wie im globalen Durchschnitt. Nach der „Finnischen Vereinigung für Naturschutz“ wird in den kommenden Jahrzehnten die Frostperiode in Finnisch-Lappland um 55 Tage abnehmen.

Existenz der Bewohner und Rentiere bedroht

Problematisch sind die Klimaveränderungen unter anderem für das für die Region bekannte Rentier. Durch die neuartigen Wärmeperioden mit Regen auch im Winter bilden sich Eisschichten über den Flechten, der wichtigen Nahrungsgrundlage, sodass die Tiere verhungern.

Gleichzeitig bedroht der Klimawandel die Existenz vieler Bewohner der Region, die vom Image des „Winterwunderlands“ und dem Weihnachtsmann auf dem Rentierschlitten sowie vom Wintersport lebt. Und durch die Pandemie geriet der Tourismus noch mehr in Gefahr, worauf die Interessenvertretungen die Regierung in Helsinki erfolgreich unter Druck setzten, die Maßnahmen für die Zeit ab Weihnachten wieder etwas zurückzunehmen. Auch Salla an der russischen Grenze lebt vom Wintersport und setzt seine Anlagen in dem Film für die künftige Sommerolympiade geschickt in Szene. Klimaaktivismus und Eigenwerbung – in Sachen Marketing ist das Dorf nahe der russischen Grenze auf der Höhe seiner Zeit.

JJ
29. Januar 2021 - 10.02

Schon groß geworden unser Gretelein. Wie wär's mit einer Winterolympiade in der Antarktis? Da ist keine Maskenpflicht.