Fall SemedoDP-Direktionskomitee ist am Mittwoch vor vollendeten Tatsachen zusammengetreten

Fall Semedo / DP-Direktionskomitee ist am Mittwoch vor vollendeten Tatsachen zusammengetreten
Ist dem ‚Comité directeur’ der DP zuvorgekommen: Monica Semedo Foto: Julien Garroy/Editpress

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Das ‚Comité directeur’ der DP ist am Mittwochabend zusammengekommen, um im Fall Semedo einen Weisenrat zusammenzustellen. Dieser sollte dann über das weitere Vorgehen und eventuelle Sanktionen beraten, auch ein Parteiausschluss stand im Raum. Dem ist die DP-Politikerin mit ihrem Rücktritt aus der Partei zuvorgekommen – und hat das Direktionskomitee vor „Faits accomplis“ gestellt.

Das ‚Comité directeur’ sollte am Mittwochabend zusammentreten und einen Weisenrat beauftragen, ob parteiinterne Sanktionen gegen Monica Semedo wegen der Mobbing-Affäre im EU-Parlament. Dem kam Monica Semedo, die ihren Rücktritt aus der Partei am Dienstagabend per Facebook verkündete, zuvor. „Die Einsatzung eines Weisenrates ist damit natürlich überflüssig“, sagt der Vizepräsident der ‚Demokratesch Partei’ Max Hahn gegenüber dem Tageblatt. Die Parteispitze sei auch nicht vorher über den Rücktritt informiert worden, sagt Hahn. „Die Kommunikation mit der Parteispitze wurde von Frau Semedo abgebrochen und vor ‚faits accomplis’ gesetzt worden“, erläutert der DP-Politiker.

Doch nicht nur die Parteispitze, sondern jeder habe sich am Mittwochabend erstaunt über den plötzlichen Rücktritt von Monica Semedo gezeigt. Tageblatt-Informationen zufolge wurde der gesamte Prozess seit Beginn der Affäre noch einmal vom ‚Comité directeur’ unter die Lupe genommen – mit der Schlussfolgerung, dass die Partei in dem Skandal den richtigen Weg eingeschlagen habe. „Claude Lamberty hat mit seiner Wortwahl, dass der Fall abschlossen sei, eine unglückliche Wahl getroffen“, sagt ein Mitglied das Direktionskomitee, das namentlich nicht genannt werden will. „Es stand jedoch nie außer Frage, den Skandal parteiintern noch einmal anzusprechen.“

Entgegen anderslautenden Medienberichten sei man in der DP durchaus überrascht gewesen über das Ausmaß der Affäre im Europa-Parlament. „Wir mussten uns auf das verlassen, was uns Frau Semedo gesagt hat“, so die parteiinterne Erklärung. „Journalisten wussten scheinbar schon über ein Jahr Bescheid, aber hatten nicht genug Beweismaterial um einen Artikel zu schreiben – die DP hingegen soll genug Beweise den Ausschluss eines Mitglieds haben?“, fragt einer der Gesprächspartner des Tageblatt. Weitere Mitglieder des ‚Comité directeur’ waren am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Europaabgeordnete Monica Semedo hat am Dienstagabend ihren Rücktritt aus der DP erklärt. Dem Schritt gingen Sanktionen des Europaparlaments voraus. Semedo wurde bestraft, weil sie ihre Assistenten gemobbt hat. Die Akte zu dem Fall ist laut Politico mehr als 100 Seiten groß – und unter Verschluss. 

„Das, was mich an diesem Dossier stört, ist die Tatsache, dass sich schon das gesamte Land zu dem Fall geäußert hat – außer Monica Semedo selbst.“ Das sagt der LSAP-Präsident Yves Cruchten am Montagvormittag gegenüber dem Tageblatt. Abgesehen von „dem Dreizeiler“, den die EU-Abgeordnete am vergangenen Montag verschickt habe, habe sie noch keine Stellung zu den Vorkommnissen bezogen. „Jeder hat eine zweite Chance verdient, aber dafür muss man auch etwas tun“, so der LSAP-Chef. Es sei besser, bei einer solchen Sache die Karten gleich auf den Tisch zu legen und offen zu kommunizieren, was geschehen ist.

Zu den Mobbingvorwürfen, die schließlich zu einer parlamentsinternen Untersuchung und Sanktionierung von Monica Semedo geführt haben, möchte Cruchten jedoch keine Einschätzung geben: „Für mich ist es schwer, etwas zu dem Fall zu sagen, solange wir nicht wissen, was in dem Bericht steht.“ Er hoffe, dass man bald Einsicht in die Akte bekomme, und würde bis dahin kein Urteil über die Parlamentarierin fällen. Versäumnisse sieht der LSAP-Politiker in der Reaktion der DP nach Semedos Suspendierung: „Das kann man besser machen. Man soll eine solche Sache nicht ein, zwei Wochen kochen lassen, sondern gleich reinen Wein einschenken.“

Das falsche Amt aufgegeben?

CSV-Parteipräsident Frank Engel bezweifelt, dass Semedos Entscheidung, die Partei zu verlassen, eine Kehrtwende bringt: „Die Lösung des Problems liegt nicht beim Austritt aus der DP“, sagt der Politiker im Gespräch mit dem Tageblatt. „Das, was passiert ist, ist in Ausübung eines Mandats geschehen.“ Jeder Rücktritt müsse in Bezug auf dieses Mandat gesehen werden. Engel fragt sich, ob Semedo nun gedenke, als unabhängige Politikerin im Parlament tätig zu sein, „wobei sie ihr Mandat ausschließlich hat, weil sie massiv vom Staatsminister persönlich und der DP gefördert wurde“. Der CSV-Mann, der selber acht Jahre als Parlamentarier in Straßburg saß, legt der 36-Jährigen den Rücktritt von ihrem Mandat nahe: „Wenn man seine Mitarbeiter in der Ausübung eines öffentlichen Amts terrorisiert, hat man nicht verstanden, warum man da ist, und dann muss man auch nicht in dieser Position bleiben.“

Engel kritisiert auch das Management der DP, das „nicht brillant“ gewesen sei. „Mit den Mobbingvorwürfen war der Anfang der Affäre schwer genug“, sagt Engel. „Danach kam von ihr hinzu, es herunterzuspielen, es nicht ernst zu nehmen, es totzuschweigen, es auszusitzen – und während einer ganzen Woche auch von ihrer Partei.“

Thema Eigenverantwortung

Grünen-Politikerin und Chamber-Abgeordnete Josée Lorsché hält sich bedeckter: „Ich kann mich nicht in ein Dossier einmischen, das ich nicht gesehen habe.“ Sie würde Monica Semedo nicht persönlich kennen, als erwachsener Mensch müsse die DP-Politikerin wissen, was sie tue. Das sei Eigenverantwortung. Vonseiten der DP „ist nicht direkt reagiert worden“, sagt die Deputierte am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt. „Doch wenn man dermaßen auf dem falschen Fuß erwischt wird, ist es normal, dass man sich zunächst intern berät.“ Kommentieren wolle sie das Vorgehen der Partei weiter nicht, denn jede Partei habe manchmal persönliche Probleme mit Mitgliedern, die sie intern angehen müsse. „Wir haben auch schon vor unserer eigenen Haustür kehren müssen“, so die Politikerin von „déi gréng“. Die Probleme hätten sie innerhalb der Partei geklärt.

Lorsché will das Augenmerk auf das allgemeine Problem von Mobbing lenken: „Das kann es nicht geben – Mobbing muss man mit allen Mitteln bekämpfen.“ Für sie seien nicht die in dem Fall verwickelten Personen wichtig, sondern das Thema Mobbing. „Kein Bereich ist davor gefeit“, sagt Lorsché. „Und man muss sich mit Händen und Füßen wehren, wenn man merkt, dass es in die Richtung geht.“

Auch der CSV-Europaparlamentarier Christophe Hansen denkt, dass die „psychologische Gewalt ein sehr ernstes und schlimmes Thema“ ist. „Der Fakt, dass das Parlament Sanktionen ausgesprochen hat, ist nicht nur der Beweis dafür, dass wir ein System haben, das funktioniert – sondern auch, dass die Aktenlage sehr eindeutig war“, sagt Hansen am Mittwochabend gegenüber dem Tageblatt. Solche Sanktionen seien „glücklicherweise“ nicht alltäglich im Europäischen Parlament. 

Hansen wundert sich jedoch über das inkonsequente Vorgehen der DP. „In der vergangenen Woche hatte die DP gesagt, Semedo würde die Sanktionen akzeptieren und die Sache sei damit abgeschlossen – diese Woche ist sie auf einmal nicht mehr abgeschlossen“, sagt der 38-Jährige.  

Isabel Wiseler-Lima, CSV-Politikerin und ebenfalls EU-Parlamentarierin, sagt: „Ich bin sehr froh, dass das Europäische Parlament den Vorfall ernst genommen hat und Konsequenzen daraus gezogen hat.“ Das Thema Mobbing sei jedoch ernst und solle nicht auf einer „politischen Ebene“ kommuniziert werden. „Semedo muss jetzt nach ihrem Gewissen handeln – und selbst entscheiden, welche Konsequenzen sie aus dem Ganzen ziehen möchte.“

Schmitz Raymond
28. Januar 2021 - 22.04

Ëch hât mëin Kommëntar zë fréih ofgëschloss hun!! Monica mat allëm wât sê Dir firgëhéien ëch wëll émol Klortêxt spriechën, och wandste solst Mobbing gemâcht hunn,wàt nach ëmmer ze bewëisën ass,dann kann ëch dir nëmmen soen,ëch sinn an ménër Karriëre Joërlang gemoppt gin!! Ëch hun awer dénën Trëllerten bewiësën dât se am onrëcht woren!! Ëch hun méng Karriére êinfach fortgësat trotz dëm Mobbing!! Dën Mobbing gëtt Haut héschgëspillt, dén ass ët vun Jehhërr ginn, awer ënnert ëngem annëren Numm!!

J.C.Kemp
28. Januar 2021 - 21.10

Herr Meisch ist doch der Spezialist für vollendete Tatsachen. Er könnte jetzt übernehmen. (Sarkasmus off!)

Schmitz Raymond
28. Januar 2021 - 19.05

Dât as an méngën Aën ën Trauërspiël vun dër DP An ëch sinn mir bâl sëchër ,dass ëisen Prëmiër nëicht vum Allëingang vun dër Mme Tanson wosst!! Dër DP Fraction gét nët ëm Causa Semedo, soß hãttë sië sëch bëméit fir Hannërgrënn vum sogënanntën Mobbing opzëklãrën!! Dass CSV do jo gär matspiëlt ass kloër, eng Partëi déi an dër lächt nëmmën opfällt mat hiërën Populistëschën Aussôhen. Ëise Pierre Werner drëiht sëch bëstëmmt am Grâf ëm, wàt aus séngër Krëschlëschër Partëi Finn ass!!

Michael Becker
28. Januar 2021 - 16.56

In ein paar Wochen spricht kein Mensch mehr darüber.Frau Semedo wird auch ihren Sitz an die DP zurückgeben.Selbstverständlich wird sie einen gut dotierten Posten in der Wirtschaft erhalten und bei der DP kann Frau Cahen wieder ein Häkchen hinter den Namen Semedo machen. Aber das absolut Unverständliche ist,das man die ganze Sache schon länger wusste und nichts passiert wäre,wenn nicht die EU reagiert und gehandelt hätte. Soviel dann zu Offenheit und Ehrlichkeit,egal welche Partei .

Claudio Mariotto
28. Januar 2021 - 15.58

Wenn ich richtig gehört habe, schläft die Sache bereits seit Januar 2020. Und jetzt kommt das brutale Frühlingserwachen. Weshalb hat die Sache so lange geschlafen? Weshalb hat die DP so lange die Sache tot geschwiegen? Weshalb hat sie nicht bereits früher gehandelt, da die Sache ja bereits intern bekannt war? Da soll mir noch jemand klar machen wollen, der DP Euro – Abgeordnete Herr Carlo Goerens soll nichts gewusst haben. Ich teile auch die Überzeugung, dass am Hof eine gewisse Dame in diesem Bereich eine Meisterin ist und noch immer im Amt bleiben kann. Es ist wie überall und immer, es wird wieder viel geheuchelt. Öffentlich bekennt man sich zur Monarchie, nicht öffentlich oder privat aber nicht! So auch beim Wunderkind Frau Semedo. Übrigens, kannte man sie nicht, bevor man sie auf die Wahlliste setzte?

Léini
28. Januar 2021 - 10.38

A mengen Aen ass et méi ewéi en NO-GO vun der Madamm Semedo. An esou wéi et ausgesäit huet d'Madamm dat nach ëmmer net verstanen. Net sI ass d'Opfer, ma déi Leit déi vun hir gemobbt gi sinn. - Wat d'Reaktioun vun hirer Partei ugeet, si mer dach mol all éierlech, hätt d'DP anescht gehandelt wier dat fir d'Leit dobaussen dach och net an der Rei gewiescht. -

HTK
28. Januar 2021 - 10.00

Hundert Seiten Anklageschrift für ein Kavaliersdelikt?? Und dann.. "wobei sie ihr Mandat ausschließlich hat, weil sie massiv vom Staatsminister persönlich und der DP gefördert wurde“... Genau das ist es ja. Sie war ein Aushängeschild für die Wahlkampagne: Frau und dunkelhäutig und Migrationshintergrund mit RTL-Karriere etc. Besser geht's doch nicht um Stimmen zu fangen. Ob der Fähigkeiten für solche Ämter wurde nicht gefragt,wobei ein Diplom noch nichts über Charakter und Weltbild aussagt. Wie stolz zeigten sich die DP-Dinos wie Goerens neben Semedo auf den Plakaten und jetzt sowas. Jetzt zählt es : Aussitzen und weitermachen oder Verantwortung übernehmen. Wie auch immer:die schöne weisse Weste hat einen Klecks und der geht nicht mehr raus. Merde alors.

De soziale Fred
28. Januar 2021 - 9.26

Dât as esou wéi wann ech vun der Police ugehâle gin well ech zevill gedronk hun. Da schwätzen ech einfach net méi mar der Police, mee ech drénke nach ëmmer an fueren och weider mam Auto wann ech gedronk hun. Also d‘Mme Semedo därf nach weider hiirt Amt ausféieren obschon si weider d‘Leit ka mobben...... Wann ech net riichtaus ka fueren, kréien ech de Führerschäin ofgehol.. ganz einfach!

Steierzuëler
28. Januar 2021 - 8.52

@ en ale Sozialist : effektiv, si kéint op den Haff goën, bei all hiir aner Parteikollégen déi schon do ukomm sin.

G.B.
28. Januar 2021 - 8.28

Da die EP-Abgeordnete ihres Sitzes von der zuständigen EU-Präsidentin nicht enthoben wurde ,wird in Brüssel die Angelegenheit die nicht für die Öffentlich bestimmt war, nach der 15tägigen Verwarnung normal ad acta gelegt Von einem Sportler der vom Schiedsrichter verwarnt oder für einige Minuten auf die Strafbank verwiesen wird, verlangen die ewig Gerechten ja auch nicht, dass er den Club verlässt und seine Stelle aufgibt , oder? Obschon für diese Gerechten der Club viel wichtiger als eine EU ist, auf die die meisten von ihnen p...........

B.G.
27. Januar 2021 - 22.07

Madame Monica Semedo , majoritär vum lëtzebuerger Volléick gewielten EP-Deputéiert. An der Emfroo fum Tageblatt : „Soll Monica als EP Abgeordnete zurüchtreten „, hunn 100% ( honnert ) fun dën Leit N E E N gesoot. Diir hut also absolut keen Recht fiir éiren Sëtz zu Bréissel an Stroossbuerg un DP zereckzegin. Diir sid mat Eiffer , esou guer ze fill, un är nei Aarbeht ërunngaangen an wärt ënner Garantie méi fir ärt Land erréischen ewèi munch een fun äre Viirgänger. Toi, Toi !!!!! Dont acte!

en ale Sozialist
27. Januar 2021 - 18.00

Ja, die Zeiten haben sich geändert und mit ihr unsere Gesellschaft und das Spiegelbild letzterer ist die Politik. Wir haben die Politiker, die wir gewählt und damit verdient haben. Und charismatische Figuren sind nicht in Sicht. Leider!

J.Scholer
27. Januar 2021 - 16.30

@ en ale Sozialist: Ist Frau Semedo nicht nur die Spitze eines politischen Eisberges? Pikante Aussagen eines Herrn Rippinger bei RTL,Herr Etgen‘s Entscheidung beim „ Chamberbliedchen, die CGFP die die Regierung bezichtigt durch Gesetzesänderungen die Freunderlwirtschaft zu instruieren .....die Affären der Grünen.Regierungsparteien wie auch Opposition fahren in seichten Wasser und in den Tiefen lauert so manch Leiche die nicht auftauchen soll.Die Zeiten haben sich definitiv geändert „ an och d‘ Politik ass net dat se emol wor, dat se ons haut virspillt“.

en ale Sozialist
27. Januar 2021 - 15.33

Frau Semedo erinnert irgendwie im Umgang mit ihrem " Personal " und ihrer Uneinsichtigkeit an die Gattin unseres Staatschefs Henri. Dass vor allem die CSV sich wie ein Aasgeier auf den Fall Semedo stürzt ist nicht verwunderlich, will sie doch von ihren eigenen internen Problemen ablenken will. Ob sich der gross tönende Präsident Engel wohl bewusst ist, dass er nicht sich in einem bequemen Sessel sondern auf einem Schleudersitz befindet?