CyclocrossDie Weltmeisterschaft wackelt: Sanitäre Situation in Ostende macht Sorgen 

Cyclocross / Die Weltmeisterschaft wackelt: Sanitäre Situation in Ostende macht Sorgen 
Christine Majerus soll am kommenden Samstag beim Rennen der Damen starten Foto: Tageblatt-Archiv/Anouk Flesch

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Die Cyclocross-Welmeisterschaft, die am kommenden Samstag und Sonntag in Ostende (B) stattfinden soll, steht auf der Kippe. Die sanitäre Situation an der Nordseeküste ist angespannt. FSCL-Nationaltrainer erwartet in dieser Woche noch eine Menge organisatorischer Arbeit. 

Nur fünf Tage vor dem Beginn der Cyclocross-Weltmeisterschaft in Ostende kann sich FSCL-Nationaltrainer Misch Wolter kaum auf das Sportliche konzentrieren. Er führt hauptsächlich Telefonate, beantwortet E-Mails und kümmert sich um das Organisatorische. Alleine die Frage, wann die FSCL-Delegation überhaupt nach Belgien reise, konnte er gestern noch nicht klar beantworten. Die Änderungen der Einreisebestimmungen nach Belgien am vergangenen Freitag stellen Wolter vor Probleme. 

„Es hieß, dass wir von der Quarantäne ausgeschlossen werden, wenn wir mit einem negativen Test einreisen. Der aktuelle Stand ist, dass man sich nicht in Quarantäne begeben muss, wenn man sich weniger als 48 Stunden in Belgien aufhält“, erklärt Wolter. Wegen der neuen Einreisebestimmungen plant die FSCL einen kurzen Aufenthalt im Nachbarland. Donnerstagabend oder gar erst am Freitag sollen Christine Majerus, Loïc Bettendorf und Cédric Pries einreisen, die allesamt am Samstag starten. Nach dem Rennen soll das Trio sich wieder auf die Heimreise begeben. Maithe Barthels, die am Sonntag startet, soll Freitag oder Samstag in Ostende ankommen. „Wenn man länger als 48 Stunden in Belgien bleibt, muss man am ersten Tag einen PCR-Test in Belgien machen lassen. Man muss sich informieren, wo man das machen lassen kann und einen Termin vereinbaren. Das wird alles zu kompliziert und zu stressig. Selbst wenn die Sportler am Vortag des Rennens einreisen, dürfte das kein Problem sein. Sie könnten dann freitags auf der Strecke trainieren und samstags das Rennen fahren.“ 

Mehrere Optionen

Für Wolter selbst wird ein Aufenthalt, der kürzer als 48 Stunden lang ist, unmöglich. Er muss sich in Quarantäne begeben. Bezüglich der WM empfindet Wolter, der am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Overijse war, eine „gemischte Stimmung“ in der Cyclocross-Szene – auch wegen der erst neu gemeldeten Fälle der afrikanischen Mutation in Ostende. „Es wird letztendlich von der Regierung und den Behörden entschieden. Die Athleten und Betreuer sind alle relativ sicher, aber das müssen die Behörden vor Ort noch mal genau abwägen.“ 

Wolter hofft, dass frühzeitig eine Entscheidung getroffen wird – und „nicht erst Donnerstag oder Freitag“. Es gibt weiterhin auch die Möglichkeit, nur die Elite fahren zu lassen und die Rennen der U23 abzusagen. Doch auch eine komplette Absage der WM steht im Raum. „Momentan habe ich nicht mal eine Startliste. Ich weiß nicht, welche Länder überhaupt anreisen und wer am Start ist.“ Persönlich glaubt Wolter, dass das Risiko für alle Beteiligten relativ gering sei, sich anzustecken. „Jeder, der sich bei den Rennen aufhält, hat einen negativen Test vorzuweisen. Außerdem hält man untereinander immer Abstand und alle halten sich außerhalb des Rennens nur im Hotel auf. Wie die Lage jedoch vor Ort ist, kann ich nicht abschätzen.“ 

„Absage nachvollziehbar“

Majerus teilt eine ähnliche Meinung wie Wolter. „Falls die Weltmeisterschaft abgesagt wird, kann ich dies nachvollziehen. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, wenn sie stattfindet. Von meiner Seite aus kann ich sagen, dass wir in unserer Blase alles daransetzen, gesund zu bleiben und wir mit so wenig Menschen wie möglich Kontakt haben.“ Majerus, die aus einem Trainingslager in Spanien kommt und am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Overijse 21. wurde, blickt gespannt nach Ostende. Auch sie weiß noch nicht, ob die geplanten Rennen ausgetragen werden. „Ich kann verstehen, wenn eine Regierung oder ein Bürgermeister dieses Risiko für seine Bevölkerung nicht eingehen möchte und einen Schlussstrich zieht.“ 

Majerus hat in diesem Winter bereits einige Rennen im Cyclocross gefahren, doch konnte sie bei weitem nicht das Programm durchziehen, das sie sich vorgenommen hatte. „Wir haben mittlerweile schon ein ganzes Jahr hinter uns, in dem Wettbewerbe abgesagt wurden. Deshalb würde es mich nicht erstaunen, wenn auch dieser abgesagt werden würde. An meiner eigenen Situation würde dies nicht viel ändern. Wenn möglich, will ich natürlich gerne fahren.“ Majerus selbst ist nach dem Weltcup in Overijse zurück nach Hause gefahren. Am Freitag wird sie dann in Ostende anreisen. „Es ergibt wenig Sinn, zuvor hunderttausendmal über die Strecke zu fahren. Davon werde ich auch nicht besser im Sand. Es geht darum, zu schauen, das Rennen am Samstag so entspannt wie möglich anzugehen und Spaß zu haben. Ich versuche, noch ein paar Trainingseinheiten in dieser Woche zu absolvieren. Ich denke, dass ich mich von dem Lehrgang gut erholt habe und erwarte keine Probleme.“

„Wir können davon ausgehen, dass die WM stattfinden wird“

Am späten Montagabend gab es leichte Entwarnung vom Bürgermeister von Ostende, Bart Tommelein. Einige Tage, nachdem er seine Zweifel kundtat, ruderte er gestern zurück. „Wir haben ausführlich über die Situation diskutiert und werden dem Expertenteam strengere Maßnahmen vorschlagen. Aber ich bin beruhigt, dass es in Ostende keine Epidemie der südafrikanischen Variante gibt. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Route perfekt geschützt ist. Wir bestehen darauf: Nur wer vom Rennen betroffen ist, darf auf der Strecke sein. Ich bin zuversichtlich, dass alles gut gehen wird“, sagte er gestern der Sporza. „Zusammen mit dem Sportminister Ben Weyts und der UCI können wir also davon ausgehen, dass die Weltmeisterschaft stattfinden wird“, sagte er außerdem gegenüber Het Laatste Nieuws.