Covid-19 / Wieso, weshalb, warum? – Die Organisation von Luxemburgs Impfkampagne

Nicht immer leicht zu verstehen: Die Impfkampagne ist eine komplexe Herausforderung für alle Beteiligten (Foto: Editpress/Alain Rischard)
Warum impft Luxemburg so langsam? Haben wir genug Impfdosen? Und wer bestimmt eigentlich, welchen Impfstoff ich erhalte – und wann? Mit der langsam anlaufenden Impfkampagne steigen viele Fragen auf, die Informationslage ist oft unübersichtlich. Das Tageblatt hat sich umgehört und versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Was wir über die Organisation der Impfkampagne bislang wissen.
Es ist gar nicht so einfach, sich in der Flut der Informationen über den weltweiten Impfmarathon zurechtzufinden. Welcher Impfstoff kommt wann nach Luxemburg? Wann werde ich geimpft – und wo? Sind wir zu langsam mit dem Impfen? Wieso sind andere Länder schneller? Um dem Suchenden eine Karte in diesen verwirrenden Zeiten zu bieten, hat das Tageblatt mit verschiedenen Quellen gesprochen und die wichtigsten Fragen zur Impf-Logistik zusammengefasst.
Wie viele Impfdosen erhält Luxemburg?
Die Regierung hatte vergangenen Freitag Informationen darüber veröffentlicht, wann Lieferungen von Pfizer und Moderna eintreffen. Demnach sollen bis Ende März mindestens 40.000 Menschen mit den nötigen zwei Impfdosen der Biontech- und Moderna-Mittel geimpft sein. 78.000 Dosen des Impfstoffes von Biontech/Pfizer sollen Luxemburg bis dahin erreicht haben. Der Moderna-Impfstoff ist mit 4.800 Dosen in geringerer Quantität verplant. Da das Großherzogtum seine Lieferungen über den Einkauf der EU bezieht, erhält Luxemburg 0,14 Prozent aller eingekauften Dosen, was dem Anteil der luxemburgischen Bevölkerung an der gesamten EU-Bevölkerung entspricht.
In den nächsten Wochen erhält Luxemburg allerdings 4.600 Dosen des Pfizer/Biontech-Impfstoffs weniger als ursprünglich geplant. Die Verzögerungen ergeben sich aufgrund einer Umstellung in der belgischen Produktionsstätte von Pfizer in Puurs. Die Gesamtanzahl der Impfdosen, die Luxemburg bis Ende März erhalten soll, ändert sich dadurch aber nicht – der Rückstand soll nach dem 15. Februar aufgeholt werden.
Warum impft Luxemburg nicht schneller?
Die Luxemburger Regierung hat entschieden, nur die Hälfte der eintreffenden Dosen sofort zu verteilen. Die andere Hälfte wird zurückbehalten, damit vier Wochen später garantiert genug Impfstoff vorhanden ist, um den Patienten die notwendige zweite Dosis zu verabreichen. Hintergrund dieses Vorgehens sind die unsicheren Lieferzusagen der Impfstoff-Hersteller. Deswegen werden die Einladungen auch erst versendet, wenn die jeweilige Fuhre des Impfstoffs tatsächlich im Land angekommen ist. Da jede Person eine Woche Zeit hat, um sich für einen Termin anzumelden, gerät Luxemburgs Impfkampagne verglichen mit dem Ausland auf diese Weise zeitlich ins Hintertreffen. Der Vorteil des Vorgehens ist allerdings, dass hierzulande bislang keine Impftermine abgesagt werden mussten, weil der Impfstoff nicht rechtzeitig eingetroffen ist. In Deutschland mussten wegen Lieferengpässen bereits mehrere tausend Termine abgesagt oder verschoben werden – ein Vorgehen, das ebenfalls Ressourcen bindet.
Welchen Impfstoff werde ich erhalten?
In dieser Frage entscheidet Ihr Arzt. Er kennt einerseits die Impfstoffe und ihre Wirkungsweise, andererseits aber auch Ihre Krankengeschichte und Ihren Gesundheitszustand und weiß deswegen am besten, welcher Impfstoff für Sie geeignet ist.
Wie steht es um die Impfbereitschaft der Luxemburger?
In den Alten- und Pflegeheimen haben sich bislang 83 Prozent der infrage kommenden Personen impfen lassen. Da die Krankenhäuser jeweils eigene Impfzentren für ihr Personal eingerichtet haben, liegen hier noch keine Zahlen vor, wie viele Mitarbeiter sich tatsächlich an den Impfungen beteiligen – vergangene Woche wurden von den 1.950 Impfdosen, welche die Krankenhäuser geliefert bekamen, allerdings um die 1.800 auch verabreicht. Sorge bereitet das Impfzentrum: Laut Paulette Lenerts Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hat bislang nur ein Drittel der eingeladenen Personen auf die Einladung zur Impfung in der Victor-Hugo-Halle reagiert. Die Einladungen seien an die Krankenhausmitarbeiter, das Personal der Alten- und Pflegeheime sowie das freiberufliche Gesundheitspersonal geschickt worden – es ist demnach nicht auszuschließen, dass einige der Eingeladenen sich bereits in ihren Krankenhäusern oder in den Heimen impfen ließen. Insgesamt sind Stand Mittwochabend 5.294 Menschen in Luxemburg geimpft.
Ist der Impfstoff gefährlich?
In den vergangenen Tagen machten verschiedene beunruhigende Nachrichten die Runde. So sind in Norwegen inzwischen 23 Personen gestorben, nachdem sie ihre Impfung erhalten haben. In Luxemburg ist bislang noch kein Tod nach einer Impfung eingetreten. Eine Person, die mit dem Dossier vertraut ist, erklärte gegenüber dem Tageblatt, dass es sich bei den Todesfällen in Norwegen um eine besondere Situation handle. Die betroffenen, hochbetagten Personen waren Patienten in palliativmedizinischer Behandlung, also Menschen, die bereits unheilbar krank waren und nur noch eine begrenzte Lebenserwartung hatten. Nach bisherigen Informationen stand ihr Tod nicht in Verbindung mit dem Impfstoff. In Luxemburg wurden bislang nur kleine Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit festgestellt.
Wer darf impfen?
Die Impfung ist in Luxemburg ein „acte médical“, das bedeutet, dass sie nur von qualifiziertem Personal durchgeführt werden darf. Ärzte und qualifizierte Krankenpfleger dürfen andere Personen impfen und auch die Spritzen vorbereiten. Ein Physiotherapeut darf auch Menschen impfen, die Vorbereitung des Impfwerkzeugs ist ihm allerdings laut Gesetz untersagt. Umgedreht sieht es zum Beispiel bei Pharmalaboranten aus – diese dürfen die Impfdosen in Spritzen aufziehen, aber sie keinem Patienten selbst verabreichen. Dieses Zusammenspiel stellt einen nicht unerheblichen Faktor bei der Personalplanung in den einzelnen Impfteams und Impfzentren dar.
Wie läuft der Impfprozess in den Alten- und Pflegeheimen ab?
Die Alten- und Pflegeheime werden von mobilen Impfteams besucht, welche die Impfungen vor Ort vornehmen. Zehn Tage bevor das Impfteam ein Heim aufsucht, wird die betreffende Einrichtung kontaktiert, um die organisatorischen Bedingungen zu klären. Dazu gehören die notwendigen Räumlichkeiten, aber auch Einverständniserklärungen von Angehörigen und der Rat der behandelnden Ärzte. Am Tag selbst werden die vorbereiteten Impfdosen an der Victor-Hugo-Halle abgeholt. Um den Transport kümmern sich je nach Verfügbarkeit das CGDIS, die Armee oder der Zoll. Je nach Größe der Struktur setzt sich auch das Team zusammen; für ein Heim wie die Fondation J.P. Pescatore in Luxemburg-Stadt mit 350 Bewohnern z.B. braucht es etwa drei Ärzte und vier Krankenpfleger. Nach Möglichkeit werden die Ärzte und Pfleger in den Prozess eingebunden, die in dem Heim arbeiten.
Wie viele Impfungen werden zurzeit in den Impfzentren durchgeführt?
Das Impfzentrum in der Victor-Hugo-Halle ist bislang das einzige Zentrum, das den Betrieb aufgenommen hat. Hier werden zurzeit zwischen 400 und 500 Personen am Tag geimpft. Theoretisch können in dem städtischen Impfzentrum 7.500 Personen pro Woche geimpft werden, vorausgesetzt, es ist ausreichend Impfstoff vorhanden. Das zweite Impfzentrum in der „Maison des matériaux“ in Esch-Belval ist bereit und kann binnen eines Tages den Betrieb aufnehmen. Die Impfzentren in Ettelbrück, am Findel und in Mondorf befinden sich noch in Vorbereitung.
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Hätten wir mal das Geld hier investiert, das Anderswo und zum Mond von einer bestimmten Person a.D. geschossen wurde.
Ohne Rücksicht auf Europa, oder denken sie die anderen sind so fair umgegangen wie sie sagen. Diese Regierung soll ….
Which option is better:
a) you let thousands of high-risk patients unprotected for several weeks longer because large portion of vaccine is sitting on the shelf & you don’t need to reschedule any RDV’s, OR
b) you optimize for minimum waste of vaccine doses (in terms of unused time) & you run the risk that 1% of the RDVs need to be rescheduled?
@Ohne Moos/Sie sehen das genau wie ich. Millionen und aber Millionen Steuergelder hat dieser Herr a.D. ungestraft vernichtet. Und betreffend Europa haben wir ja auch schon erlebt was Freunde sind. Leider haben wir aber eine …….. und …… Regierung.