Sport in der PandemieDie BGL Ligue muss sich langsam an schnelle Tests herantasten

Sport in der Pandemie / Die BGL Ligue muss sich langsam an schnelle Tests herantasten
Der Fragenkatalog vor dem Restart der BGL Ligue ist noch sehr umfangreich Foto: Sebastian Kahnert/dpa

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Die Schnelltests kommen. So viel ist klar. Über Ablauf, Kosten und Konsequenzen der neuen Regelung in der BGL Ligue gibt es allerdings noch nicht wirklich viele Informationen. Das Tageblatt hat sich mit den Vereinspräsidenten Christian Strasser (Mondorf), Michael Schenk (Wiltz) und Fabrizio Bei (Déifferdeng 03) über ihre Pläne und Befürchtungen unterhalten.

Rückblick: Am 7. Januar trat Sportminister Dan Kersch vor das Rednerpult und kündigte in einer Pressekonferenz die neuen Maßnahmen für die Wiederaufnahme von Trainingseinheiten und Wettbewerben an. Für die BGL Ligue gab es drei Nachrichten. Einerseits erteilte Kersch das Go für die Rückkehr zum geregelten Trainingsablauf. Hinzu kamen zwei Informationen, die die Wiederaufnahme der Meisterschaft betreffen: Es bleibt vorerst beim obligatorischen „huis clos“ in den Stadien – und zudem sind nur negativ getestete Sportler bei den offiziellen Spielen zugelassen. Aus diesem Grund habe das Sportministerium für alle großen Mannschaftssportarten 50.000 Schnelltests bestellt, hieß es während dieser Rede. 

Bislang blieb es bei den Ankündigungen. Die FLF wartet derzeit auf eine Videokonferenz mit dem Sportministerium, in der den Verbänden die nächsten Schritte präsentiert werden sollen. Zudem wird wie gewohnt in einer Pressekonferenz des Sportministers (die Ende Januar stattfinden soll) die Öffentlichkeit informiert. Diese wird bereits mit großer Spannung erwartet – denn Kosten, Umfang und Konsequenzen sind Themen, auf deren Klarstellungen die Präsidenten brennen.

So funktioniert der Schnelltest: Bei den besagten Antigen-Schnelltests wird entweder im Nasen- oder Rachenraum eine Probe entnommen. Das Ergebnis wird als positiv angezeigt, wenn die Probe Eiweiß-Fragmente des Virus enthält (Quelle: tagesschau.de). Ist dies der Fall, wird ein zusätzlicher PCR-Test angefordert. 

Rechenbeispiel: Bei einem Durchschnitt von 30 Personen pro Verein werden vor jedem Spieltag rund 480 Schnelltests in der BGL Ligue durchgeführt. Bei den verbleibenden 21 regulären Terminen (ohne Nachholspiele) sind es dementsprechend über 10.000 Ergebnisse, sollten die kompletten Kader getestet werden.

Notwendigkeit: Aus Respekt vor der Gesundheit aller schätzt der Differdinger Präsident Fabrizio Bei die Schnelltests als notwendig ein. „Ohne Tests 22 Leute gegeneinander spielen zu lassen, wäre in der aktuellen Lage nicht in Ordnung. Es fordert zusätzliche Organisation und Kosten, die gemacht werden müssen.“ Durch diese Maßnahme werden zwar die Laboratorien entlastet, doch für die Vereine bedeutet es, dass sie ihre Teamärzte oder Physiotherapeuten damit beauftragen müssen.

Zeitaufwand und Personal: Dies ist eine der Fragen, auf die es noch keine klare Antwort gibt. Die US Mondorf hat auf eigene Faust bereits erste Erfahrungen mit den Schnelltests gesammelt. „Da muss man für eine einzige Mannschaft schon ein paar Stunden einkalkulieren. Ich weiß nicht, wie das auf Dauer möglich sein soll“, sorgte sich Vereinspräsident Christian Strasser. „Uns stehen fünf englische Wochen bevor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch vor den Mittwochsspielen getestet werden kann. Man braucht nämlich Fachpersonal, um diesen Test in der Nase durchzuführen. Jede Probe muss minutiös vorbereitet, entnommen und gewertet werden. Wie ist das praktisch also umsetzbar? Wir können ja nicht verlangen, dass sich Leute Urlaub nehmen müssen, um getestet zu werden.“

Neben dem zeitlichen Aufwand ist auch der finanzielle Aspekt bislang ungeklärt: Nicht allen BGL-Ligue-Vereinen steht rund um die Uhr ein Arzt zur Verfügung. „Wer zahlt für die Person, die jede Woche mehrere Stunden Tests auswertet?“, fragte sich Strasser. 

Michael Schenk, Vereinsoberhaupt in Wiltz, ging noch etwas weiter: „Wir fühlen uns im Stich gelassen. Es werden Regeln in den Raum geworfen, aber es fehlen klare Antworten. Es bleiben uns nicht mal mehr drei Wochen.“ Er fügte hinzu: „Ich denke, dass es nur über Stichproben gehen kann, wenn man bereits 15 Minuten pro Person einrechnen sollte. Allerdings sind wir hier nicht in einer Bundesliga-Blase, in der jeder Spieler nach der Begegnung nach Hause fährt und keine Kontakte mehr hat. Wir haben Lehrer, Fabrikarbeiter und Krankenhauspersonal im Kader, da sind Kontakte unvermeidbar.“

Anzahl, Quarantäne, Isolation und Spielberechtigungen: Für D03-Präsident Fabrizio Bei kann es nur einen Weg geben: „Jeden Freitagabend wird getestet. Wer danach positiv ist, wird isoliert. Alle anderen dürfen spielen, sonst kommen wir nicht weiter. Wenn uns dadurch vier Spieler fehlen, ist es eben so.“ In der Hinrunde wurden u.a. die Spiele des Progrès Niederkorn nach drei positiven PCR-Tests verlegt und stehen noch aus.

„Wie sieht es aus, wenn man plötzlich nicht mehr ausreichend ‚1res licences’ auf dem Spielerbogen hat? Und wie behandelt man Spieler, bei denen der Test noch wochenlang positiv anzeigt?“ Fragen, die sich Michael Schenk gestern stellte – und mit denen sich die FLF wird auseinandersetzen müssen.

Entschieden werden muss ebenfalls, ob es bei Stichproben in der Mannschaft bleibt, oder aber der gesamte Kader durchgetestet wird. Dies würde in Bezug auf Zeit (und Kosten) großen Einfluss haben – hätte aber wiederum zur Folge, dass mögliche Infektionen nicht vor einer Begegnung festgestellt werden würden. „Bei uns hatten Spieler Kontakt zu positiven Fällen und wurden daraufhin unter Quarantäne gestellt. Abgesagt oder verlegt wurde deshalb aber nichts. Deshalb sollte es in diesen Fällen auch klare Regeln geben, was bei positiven Tests passiert“, forderte Strasser.