NiedrigzinsumfeldNach 45 Jahren: Das „Service de placement“ der CGFP ist Geschichte

Niedrigzinsumfeld / Nach 45 Jahren: Das „Service de placement“ der CGFP ist Geschichte
Die Möglichkeiten, Geld ohne Spekulationsrisiko anzulegen, schrumpfen. Das Geld von Sparern wird für Finanzinstitute immer mehr zur Belastung. Foto: Christian Muller

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Während vieler Jahre hat die Gewerkschaft CGFP ihren Mitgliedern mittels ihrem „Service de placement“ die Möglichkeit geboten, zu einem günstigeren Zinssatz Geld zu sparen. Seit Anfang 2021 ist es damit nun vorbei. Ursache dieser Entwicklung ist die europäische Geldpolitik.

Bereits im November 2019 hatte das „Service de placement“ der CGFP seine Kunden angeschrieben, um sie zu bitten, keine weiteren Gelder auf das Konto zu überweisen. Man sei „leider nicht mehr in der Lage, eine interessante Rendite für unsere Einleger zu erzielen“. Für bereits eingezahlte Beträge, die auf Terminkonten angelegt seien, könne man weiterhin einen relativ attraktiven Zinssatz anbieten, hieß es weiter. Zusätzliche Einzahlungen könne man jedoch nicht mehr annehmen. Man sehe sich „gezwungen, jegliche Aktivitäten progressiv einzustellen“.

Mitte November 2020 erhielten die Kunden dann einen weiteren Brief, der sie über die „definitive Einstellung“ des „Service CGFP de placement“ informierte. Man bedauere diese „von unserem Willen unabhängige Entwicklung zutiefst“, ist in dem Schreiben zu lesen. Zum 6. Januar werde man den Kunden die Guthaben zurücküberweisen. Volle 45 Jahre lang konnten die Mitglieder der Gewerkschaft auf diesem Weg mit einem günstigeren Zinssatz als allgemein verfügbar Geld anlegen und sparen. Es war eine beliebte Dienstleistung. Sie wurde viel genutzt. Mittlerweile haben die Kunden ihre Spareinlagen zurück.

Die mit „größtem Bedauern“ getroffene Entscheidung begründet das „Service CGFP de placement“ mit zwei Argumenten: einerseits die „ständig wachsenden“ Anforderungen im Bereich der Überwachung von Finanzdienstleistern, welche „erhebliche Investitionen“ in Personal und Kosten erfordern würde. Und andererseits die aktuell „äußerst niedrigen Zinsen“ – und die nicht-bestehende Aussicht auf eine baldige Änderung der Situation.

Immer mehr Banken wollen Strafzinsen

Zum Unglück für die Sparer des „Service CGFP de placement“ haben die traditionellen Finanzinstitute mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Auch für sie wird das Geld der Sparer immer mehr zur Belastung. Parken sie Geld bei der Zentralbank, dann müssen sie eine Art „Verwahrentgelt“ zahlen. Investieren sie das Geld in (relativ sichere) Staatsanleihen, dann erhalten sie eine negative Rendite.

Immer mehr Banken sehen sich somit gezwungen, diese „Strafzinsen“ an ihre Kunden weiterzugeben. Von ihren wohlhabenderen Kunden fordern auch die meisten Luxemburger Banken mittlerweile bereits Strafzinsen. Zumeist handelt es sich um 0,5 Prozent bei Summen von über einer halben Million Euro. Das bedeutet, dass aus 1.000 Euro innerhalb eines Jahres automatisch 995 Euro werden.

Entwicklung des Zinssatzes auf Sparguthaben seit 2003
Entwicklung des Zinssatzes auf Sparguthaben seit 2003 Quelle: Luxemburger Zentralbank

Den meisten Sparern bleiben die Negativzinsen erspart. Dennoch haben auch sie unter der Situation zu leiden. Im Schnitt hatten die Finanzinstitute den Kunden im November 2020 für neue Spareinlagen („dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr) nur noch 0,02 Prozent Zinsen (letzte Zahlen der Zentralbank) angeboten. Auch ihre Spareinlagen verlieren somit automatisch an Wert, wenn auch etwas langsamer als bei den Wohlhabenderen. Die jährliche Geldentwertungsrate (Inflationsrate) lag im selben Monat bei 1,2 Prozent. Den Privatleuten geht es dabei noch besser als Unternehmen und anderen „Nicht-Finanzgesellschaften“. Sie müssen im Schnitt bereits seit August 2015 auf Spareinlagen Strafzinsen zahlen.

Die Situation ist die Folge der Politik, die Europas Zentralbank vor rund zehn Jahren nach der Finanz- und der Schuldenkrise eingeführt hatte. Die Notenbanker wollen Bürger und Unternehmen dazu zwingen, ihr Vermögen auszugeben. Damit würde der Konsum und das Wirtschaftswachstum steigen, so die Hoffnung. Das wiederum solle dabei helfen, die hohe Verschuldungsquote einiger Staaten zu reduzieren.

Nur vier Länder haben Zeit der niedrigen Zinsen genutzt

Die in Luxemburg angebotenen Zinsen auf Sparguthaben waren im November 2020 auf ihrem historischen Tiefstpunkt angekommen. Im Oktober 2008 lag der durchschnittliche Zinssatz, den die Banken ihren Kunden boten, noch bei über vier Prozent. Für Unternehmen erreichten die Strafzinsen im November derweil einen neuen Rekord (durchschnittlich -0,37 Prozent).

Die Zeit der niedrigen Zinsen hat derweil kaum ein Land genutzt, um Schulden abzubauen. Ende 2019v hat kein einziges EU-Land weniger Schulden als vor zehn Jahren. Erst in den letzten fünf Jahren hat eine Minderheit von Staaten damit begonnen. So hatten zu Beginn der Corona-Krise nur Deutschland, die Niederlande, Schweden und Dänemark weniger Schulden als Ende 2014. Mit einer Veränderung der Situation ist in naher Zukunft daher nicht zu rechnen. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu mildern, haben sich viele Staaten weiter stark verschuldet.

Esmeralda
17. Januar 2021 - 18.55

Wéinstens huet keen d'Suen an d'Täsch gestach wéi bei de Laufbursche vun der Post.

churchill
17. Januar 2021 - 15.51

@max wou steiert dat d’Ganzt hin..!!?? ma an dei Richtung vun den 20er Joeren vum leschten Joerhonnert.A wat dorop koum,wesse mer jo....

max
17. Januar 2021 - 14.03

jo et geet d'Baach ran an de ganzen Wouscht get verstoppt mat der Corona wann dat hei mol vläicht eng Kéier riwwer ass, da wärte mer nach mol blöd aus der Wäsch kucken eng Faillite no der aanerer, all Woch stellen ech fest, dat emmer méi Rollueden roof sen, fiir Emmer an dat net nemme kleng Geschäfter oder Betrieber wou steiert dat d'Ganzt hin..!!?? max

Jemp
16. Januar 2021 - 11.40

Die Inflation ist viel höher als man uns glauben tun will. Siehe Goldpreis, Immobilienpreise (nicht nur in L.), Bitcoin usw...