PandemieDie Region Trier hat relativ niedrige Fallzahlen: Wie groß ist der „Luxemburg-Effekt“?

Pandemie / Die Region Trier hat relativ niedrige Fallzahlen: Wie groß ist der „Luxemburg-Effekt“?
Wenn Luxemburg die Maske anzieht, gibt es auch in der Region Trier weniger Fälle – aber wie stark ist dieser Effekt? Montage: Editpress/Frank Goebel

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Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region liegt deutlich unter dem Landesschnitt. Welche Rolle spielt dabei der Luxemburg-Effekt?

Betrachtet man die reinen Zahlen, steht die Region Trier in Sachen Corona derzeit gut da. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in einer Woche, liegt deutlich unter dem Landesschnitt. In Trier-Saarburg beträgt sie 68,2 und liegt damit nur wenig über dem Warnwert von 50, der als Zielmarke der Corona-Maßnahmen gilt. Trier-Saarburg liegt damit nach der Stadt Zweibrücken (32,1) an zweiter Stelle im Land, was die Inzidenzen angeht. In Trier beträgt die Inzidenz 71,6, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 62,4, in der Vulkaneifel und in Bernkastel-Wittlich liegt der Wert über 80. Landesweit ist die Inzidenz gestern auf 121 gefallen.

Doch woran liegt es, dass die Zahlen in der Region vergleichsweise niedrig sind und die Inzidenz vor allem in Trier, Trier-Saarburg und im Eifelkreis seit Tagen zurückgeht? Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Eine Rolle könnte nach Ansicht von Experten in den Gesundheitsämtern der „Luxemburg-Effekt“ spielen: Im Großherzogtum wurde über die Feiertage und den Jahreswechsel weniger gearbeitet, viele Pendler waren also zu Hause. Nach Weihnachten kam dann der harte Lockdown: Alle Geschäfte bis auf Lebensmittelmärkte waren geschlossen. Dadurch gab es auch weniger Einkaufstourismus aus Deutschland.

Außerdem hatte Premierminister Xavier Bettel im Dezember die Arbeitgeber eindringlich aufgerufen, auf Homeoffice umzustellen, wo immer es geht. Bereits zu Beginn der Pandemie hatte sich dieser Effekt bei den Infektionszahlen auch bei den deutschen Nachbarn positiv bemerkbar gemacht. Eine Studie der Uni Mannheim belegt, dass ein Prozentpunkt mehr Arbeitnehmer, die von zu Hause arbeiten, die Infektionsrate um bis zu acht Prozent verringern könnte.

Landrat kritisiert Ausbleiben der Kommunikation

Während aber in Deutschland die Corona-Schutzmaßnahmen Anfang der Woche verschärft wurden, wurden diese in Luxemburg gelockert. In der Region Trier betrachtet man diese Entscheidung mit Sorge. Günther Schartz (CDU), Landrat des Kreises Trier-Saarburg, zeigt sich enttäuscht, dass es vorab keine Information der luxemburgischen Regierung an die deutschen Kommunen gab. Zumal er bereits zweimal in einer Videokonferenz auf bessere Kommunikation gedrungen habe und dies auch von luxemburgischer Regierungsseite zugesagt worden war, teilte Schartz dem Trierischen Volksfreund mit. „Die Anstrengungen zur Wiederöffnung der Grenzen im Frühjahr oder die schnellen Regelungen der Bundesregierung zur Entlastung bei steuerlichen Fragen, also der Aussetzung der sogenannten 19-Tage-Regelung für die Grenzgänger, zeigen, dass man die luxemburgischen Belange in der Corona-Pandemie stark berücksichtigt.“ Dies wünsche man sich auch gegenseitig, so der Landrat.

Während in Deutschland von Lockerungen noch längst keine Rede ist – im Gegenteil, es wird angesichts eines bundesweiten Inzidenzwertes von 151 über weitere Verschärfungen nachgedacht –, erfolgte die Entscheidung über die Öffnung der Geschäfte in Luxemburg bei einem Inzidenzwert von knapp unter 200. Vergangene Woche ist der Wert auf 165 gefallen, auch die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen ist zurückgegangen, sie lag in der ersten Januarwoche bei 1.036. In der Woche davor betrug sie 1.135.

Der deutsche Landrat Schartz sieht aber keinen Grund zur Entwarnung, was das Nachbarland angeht: „Wir appellieren an die Bürger, nur in notwendigen Fällen nach Luxemburg zu fahren und auch dort die AHA-Regeln zu beachten.“ In Luxemburg selbst rechnet man nach Auskunft einer Sprecherin des dortigen Gesundheitsministeriums ohnehin nicht mit einem „scharenweisen Andrang“ aus Deutschland.

Sorgenvoller Blick auf die neuen Varianten

Trotzdem werden die Gesundheitsämter in der Region Trier die Entwicklung in Luxemburg aufmerksam verfolgen. Auch im Hinblick auf die mutierte Virus-Variante, die seit Ende vergangenen Jahres bereits sechs Mal im Nachbarland nachgewiesen wurde. Die Experten in der Region wissen aber, dass der „Luxemburg-Effekt“ nur eine Ursache für das Infektionsgeschehen in der Region ist. Schaut man sich die Inzidenzen in anderen Teilen von Rheinland-Pfalz an, erkennt man, dass sie in den vergangenen Wochen überall gesunken sind – zum Teil deutlich. Nur in Ludwigshafen und Worms liegen sie weiterhin um oder über 200. Bereits im Frühjahr waren vor allem Ballungsräume von starken Anstiegen der Infektionszahlen betroffen, anders als die Region, in der die erste Welle vergleichsweise glimpflich verlaufen war. In den Kliniken war die Lage im Frühjahr und Sommer vergangenen Jahres zumindest nicht angespannt.

Ausschnitt aus der Inzidenzen-Liste des Landes Rheinland-Pfalz am 15. Januar 2021
Ausschnitt aus der Inzidenzen-Liste des Landes Rheinland-Pfalz am 15. Januar 2021 Foto: Editpress/msagd.rlp.de

Das hat sich mit der zweiten Welle zwar verändert. Aber eine flächendeckende Überlastung der deutschen Intensivstationen hat es bislang nicht gegeben, auch wenn die Zahl der an Covid gestorbenen Patienten seit Oktober deutlich gestiegen ist. Seit Wochen spielt sich das Infektionsgeschehen in der Region hauptsächlich in den Pflegeheimen ab. Dort haben sich deutlich mehr Menschen mit Corona infiziert und sind infolgedessen auch gestorben als zu Beginn der Pandemie. Das zeigt sich auch im Land: Seit März sind in Rheinland-Pfalz 562 Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen lebten, an Covid gestorben, davon allein 471 seit Oktober.

Dieser Artikel erschien zuerst im Trierischen Volksfreund. Die darin zitierten Zahlen wurden nach dem aktuellen Stand (15.1., 14 Uhr) aktualisiert.

JJ
16. Januar 2021 - 9.35

Als Ex-Moselaner würde ich doch glatt behaupten,dass mehr Trierer nach Luxemburg kommen(Arbeit und Tabak) als umgekehrt.Welches ist dort der Effekt? Wird dies wieder eine Hexenjagd auf die "Schmudelkinder" aus Luxemburg?