FutsalNichts bereuen: Differdingen hat sich in Portugal auf sein Champions-League-Duell vorbereitet

Futsal / Nichts bereuen: Differdingen hat sich in Portugal auf sein Champions-League-Duell vorbereitet
Die Futsaler aus Differdingen (hier Djo) durften in den letzten Tagen von einer Rundumbetreuung profitieren Archivbild: Gerry Schmit

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Die Sonnenstunden in Portugal sind gezählt: Nach einem dreiwöchigen Trainingslager in Ovar brach die Futsal-Mannschaft aus Differdingen gestern nach Prag auf. In Chrudim findet morgen das 1/16-Finale der Champions League statt – eine Partie, für die der Underdog aus der „Cité du fer“ keine Kosten und Mühen gescheut hat. Das Tageblatt hat mit Manager Filipe Costa über Finanzen in Covid-Zeiten gesprochen.

„Wir haben noch ein paar Minuten, ich stehe gerade wieder am Check-in-Schalter“, lachte Filipe Costa. Der Manager der Differdinger Futsal-Mannschaft war erst am Montag in den Süden gereist und hatte gestern vor der Ankunft am Flughafen in Porto ein paar bange Minuten zu überstehen – und zwar nicht aufgrund von Corona: „Einer unserer Uber-Wagen hatte unterwegs einen Platten. Ich dachte nur: Was uns jetzt fehlt, wäre ein Unfall. Kaum hatte ich aufgelegt, sah ich einen direkt vor uns.“ Es blieb beim kleinen Schock und der Tatsache, dass der komplette Kader es unversehrt ins Flugzeug geschafft hatte. Über Amsterdam ging es gestern am Abend weiter nach Prag. Zwei Stunden Fahrt trennten die Hauptstadt danach von Chrudim. 

Für Kapitän Davide Chalmandrier (den einzigen Luxemburger im D03-Kader) hatten sich die Flugstunden in den vergangenen Wochen ebenfalls deutlich gehäuft. Da in Luxemburg weder Sporthallen zur Verfügung standen, noch eine Ausnahmeregelung für den Champions-League-Teilnehmer erteilt worden war, organisierte der Verein im Dezember ein Notfall-Trainingslager in Ovar, einer Küstenstadt 40 Kilometer südlich von Porto. Untergebracht war das Team seit dem 27. Dezember in einer Villa, die der Familie von Trainer Bruno Amaral gehört. Während die meisten seiner Mannschaftskollegen nach der geschafften Qualifikation die Feiertage ohnehin bei der Familie in ihrer portugiesischen Heimat verbringen sollten, war Chalmandrier der Einzige, der über die Jahreswende für 24 Stunden zurück nach Luxemburg aufbrechen durfte. 

Unter Profibedingungen

Ansonsten ähnelten die Umstände einer Profi-Betreuung, wie Costa erklärte: „Es wurde zweimal am Tag trainiert.“ Zunächst auch sehr hart, wie beim Krafttraining. „Nach den ersten Tagen haben die Spieler mir berichtet, dass sie platt und fast am Ende seien. Aber nach unserer zweiwöchigen Pause nach der geschafften Qualifikation mussten sie da einfach durch.“ Die zweite Woche war weniger physisch und bereits auf die taktische Ausrichtung ausgerichtet. Zwischenzeitlich wurden in Ovar auch drei Duelle gegen lokale Teams organisiert. Gegen einen Viertligisten gab es einen Kantersieg, die beiden Testspiele gegen Erstligisten endeten knapp. „Das Resultat war dem Trainer ohnehin egal, es ging um den Feinschliff.“ Im Laufe der Tage häuften sich allerdings die kleinen Wehwehchen, weshalb D03 entschied, einen zusätzlichen Physiotherapeuten zu engagieren. 

Man merkte es dem Manager an: Nichts sollte beim Versuch, die nächste Hürde zu schaffen, unversucht bleiben – auch in finanzieller Hinsicht. Denn mit D03 qualifizierte sich gegen Helvecia London zum ersten Mal eine Luxemburger Futsal-Mannschaft für das 1/16-Finale der Königsklasse. „Wir hatten für den Aufenthalt in Portugal mit 20.000 Euro Unkosten gerechnet.“ Essen, Übernachtungen und Mini-Busse inklusive. Ob es mehr oder weniger geworden sind, wurde noch nicht kontrolliert. „Die eigentliche Reise nach Prag kostet noch einmal mehr als die Hälfte. Das Flugticket für den Physiotherapeuten kostet 650 Euro. Der Co-Trainer hat das meiste Geld vorgestreckt und läuft jetzt mit einem Koffer voller Rechnungen durch die Welt“, scherzte Costa. 

Ich wollte nämlich nicht von einem unbekannten Labor getestet werden, das dann plötzlich zwei oder drei Spieler aus dem Wettbewerb streichen lässt …

Filipe Costa, D03-Futsal-Manager

Remi Manso ist nicht nur im Trainerstab vorzufinden, sondern auch einer der Hauptsponsoren. Trotzdem sind die UEFA-Gelder für teilnehmende Mannschaften absolut notwendig. Zwischen 20.000 und 30.000 Euro werden dem Verein für die beiden Begegnungen überwiesen werden. Costa erklärte die Beweggründe für die eigenen Investitionen: „Wir haben in diesem Jahr die große Chance, vielleicht etwas zu erreichen. Deshalb haben wir wirklich alle Bedingungen erfüllen wollen, damit wir später nichts bereuen werden. Wir sind 48 Stunden von diesem Traum entfernt und haben alles Mögliche umgesetzt, damit jeder Spieler perfekt vorbereitet ist.“

Genau wie in Portugal werden die D03-Spieler auch in Tschechien keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Möglicherweise wird die Verpflegung allerdings anders aussehen – denn selbst gekocht werden muss in Tschechien wohl nicht mehr. Aufgrund des strikten Lockdowns wird speziell für die Futsal-Mannschaft für drei Tage ein Hotel geöffnet werden. Nach den etlichen Corona-Tests wollte der Differdinger Stab in der Ferne aber keine Risiken eingehen: „Wir haben eine Sondergenehmigung vom dortigen Ministerium erhalten. Ich wollte nämlich nicht von einem unbekannten Labor getestet werden, das dann plötzlich zwei oder drei Spieler aus dem Wettbewerb streichen lässt … Da wir nur drei Tage vor Ort sein werden, fällt dieser obligatorische Einreise-Test zum Glück aus. Die Jungs waren drei Wochen isoliert und trugen auch tagsüber eine Maske.“ Auch die Übertragungsrechte der Partie gehörten zu den heiklen Themen. Chrudim verlangte zunächst 2.000 Euro für die Livestream-Rechte. Ein Preis, der inzwischen deutlich gesenkt wurde – und den D03-Fans ermöglichen wird, das Spiel auf Facebook zu verfolgen. 

Das Programm

Futsal Champions League:
1/16-Finale morgen (19.00 Uhr) in Chrudim (CZE): FK Era-Pack Chrudim – Déifferdeng 03