Covid-19 / Verschnaufpause für Luxemburgs Krankenhäuser – zwischen Impfmarathon und britischer Bedrohung

Wohin führt der Weg? (Foto: Editpress/Alain Rischard)
Die Zahl der Neuinfektionen befindet sich im niedrigen Gleitflug, die Coronapatienten in den Krankenhäusern werden weniger – gleichzeitig startet das große Impfen. Luxemburg hat die Welle von Ende Oktober gebrochen und befindet sich auf Kurs. Vorerst. Denn in unseren Nachbarländern tobt die Pandemie unvermittelt und mit der britischen Virusmutation steht laut Ansicht der meisten Experten eine große Bedrohung ins Haus. In den Kliniken ist man wachsam.
92 Menschen liegen zurzeit noch wegen einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus, 24 davon auf der Intensivstation und von diesen werden wiederum 17 intubiert. Stand Dienstagabend, 12. Januar. Das sind immer noch viele Menschen – verglichen mit Dezember hat sich die Situation aber stark gebessert. „Am 22. Dezember waren mehr als doppelt so viele Menschen in Behandlung“, sagt Paul Junck, der Direktor des Luxemburger Krankenhausverbandes FHL. „Das war eine enorme psychische Belastung für das Personal. Es gab keine Spitze in der Infektionskurve, die Situation zog sich über Wochen.“ Aber auch die Ausfälle bei Ärzten und Pflegern sind geringer. „Zurzeit fehlen etwa 50 Personen, weil sie selbst infiziert oder in Quarantäne sind, vor sechs Wochen waren es noch 150“, so Junck. Allgemein lässt sich sagen: Es geht bergauf.
Ähnlich sieht das Jean Reuter. Der Intensivmediziner im „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) unterstreicht jedoch, dass das Abklingen der Infektionen keineswegs bedeute, dass im Krankenhaus nun weniger los sei. „Wir versuchen jetzt, die Operationen nachzuholen, die wir wegen der Überbelegung verschieben mussten.“ Und überbelegt war das CHL – zu den 18 normalen Intensivbetten wurden sieben weitere hinzu improvisiert. Jeder Corona-Intensivpatient verschlingt anderthalbmal so viele Ressourcen wie ein „gewöhnlicher“ Intensivpatient. Deswegen sei es auch im Hinblick auf eine mögliche dritte Welle wichtig, nun Vorarbeit zu leisten.
Impfen, was das Zeug hält?
Zur Vorarbeit gehört auch die Impfung des Krankenhauspersonals, die am Dienstagmorgen offiziell angelaufen ist – die Impfungen zwischen Weihnachten und Neujahr waren eher ein symbolischer Akt. In den „Hôpitaux Robert Schuman“ auf dem Kirchberg will die Direktion in knapp sechs Wochen das gesamte Personal durch das eigens eingerichtete hauseigene „Vakzinodrom“ geschleust haben. Im „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) ist man noch etwas ambitiöser. „Wir hoffen, dass wir unser Personal, immerhin 2.200 Personen, in drei Wochen geimpft haben“, sagt Serge Meyer, der Leiter der Krisenzelle im CHEM. Das CHEM impft dafür zeitweise parallel in Niederkorn und Esch, mit einer maximalen Kapazität von 200 Personen pro Tag. Und schnell muss es gehen. „Bei einer dritten Welle soll uns zumindest kein Personal mehr fehlen, weil es sich selbst angesteckt hat“, so Meyer.
Ein kritischer Faktor ist die Impfbereitschaft der Belegschaft selbst – bei rezenten, hausinternen Umfragen ergab sich in allen Krankenhäusern folgender Zwischenstand: 60 Prozent der Mitarbeiter sind sofort bereit, sich impfen zu lassen, 25 Prozent sind unentschieden, 15 Prozent etwa wollen sich nicht impfen lassen. „Die Gründe sind sehr verschieden“, sagt Jean Reuter. „Unter den 15 Prozent sind auch Personen mit starken Allergien oder solche, die bereits infiziert waren.“ Er schätzt die tatsächliche Impfskepsis auf maximal 10 Prozent der Belegschaft, die sich auch nach Abteilung stark unterscheidet. „Menschen, die auf Corona-Stationen gearbeitet haben, wollen sich quasi alle impfen lassen.“ Anders sehe es beispielsweise beim Verwaltungspersonal aus.
Laut Philippe Turk, dem Verantwortlichen für die Organisation der Spitäler in der „Cellule de crise“, läuft im Sektor auch eine Sensibilisierungskampagne. „Es gibt Webkonferenzen, um Zweifel zu zerstreuen und aufzuklären. Gute Beteiligung an der Impfung hat im Gesundheitssektor auch eine Vorbildfunktion – das überzeugt auch die Bevölkerung.“ Serge Meyer präzisiert das Vorgehen: „Es ist wichtig, dass das Personal versteht, dass die Impfung nicht nur eine Absicherung für sie persönlich ist. Die Mitarbeiter schützen damit auch die fragilen und angeschlagenen Patienten, mit denen sie in Kontakt kommen.“ Weiterhin gelte: Nur weil das Krankenhauspersonal in der ersten Phase Priorität hat, bedeutet das nicht, dass ein Arzt oder Pfleger es sich in der dritten Phase der Impfstrategie plötzlich anders überlegen kann und dann seine Impfung einfordert. Es könnte dann schlicht gerade keine für ihn zur Verfügung stehen.
Wettlauf gegen die Zeit
Wann die dritte Welle über Luxemburg zusammenschlägt, das weiß niemand so genau – ob sie kommt, daran besteht wenig Zweifel, darin sind sich alle Befragten einig. Und auch darin, dass die Impfung einer der großen Wege aus der Misere heraus ist, wie Paul Junck unterstreicht. Turk gibt ihm recht: „Wir haben zwei Perspektiven: einerseits eine Eindämmung durch den Fortschritt der Impfstrategie, andererseits ein beschleunigtes Infektionsgeschehen durch die britische Virusmutation, die England und Irland bereits fest im Griff hat.“ Es sei irrig anzunehmen, dass sie sich auf dem Festland nicht ausbreite. Auch wenn die Zahlen im Moment gut seien, die Umgebung mache nervös. „Wir müssen hoffen, dass unsere Infektionsrate möglichst niedrig liegt, um die Entwicklung aufzufangen.“
Denn nicht nur die britische Virusvariante bereitet Sorgen. Auch in der unmittelbaren Nachbarschaft zu Luxemburg tobt das Virus, im französischen Grand Est gleicht die Belegung der Krankenhäuser der im Großherzogtum vor Weihnachten, in Deutschland steigen die Zahlen bei hartem Lockdown weiter an. „Und die Leute werden nach Luxemburg kommen, um einzukaufen“, sagt Serge Meyer. „Wir wissen auch noch nicht genau, was Silvester uns gebracht hat, dazu kommen noch die Urlaubsrückkehrer – gerade die Expats, die englische Community, könnte sich hier als Problemfall erweisen.“
Schaffen wir das?
Können Luxemburgs Krankenhäuser eine dritte Welle stemmen? „Wir müssen“, sagt Jean Reuter trocken. „Irgendwie wird es gehen.“ Wenn die Krankenhäuser überlastet seien, nehme die Qualität der Behandlung ab, das habe man bereits bei der letzten Welle gesehen. „Irgendwann passieren dann Unfälle – weil die Leute übermüdet sind, weil das Material neu und ungewohnt ist, weil die Zeit fehlt.“ Man müsse auf jeden Fall schnell reagieren, wenn die Infektionen wieder steigen – schneller als beim letzten Mal, da ist sich Reuter sicher. „Wenn wir aus dem Krankenhaussektor Lobbyarbeit machen, um schneller Lockdowns einzuführen oder langsamer wieder zu öffnen, ist das im Interesse des Patienten. Mir persönlich kann es eigentlich egal sein, ob ich einen Covid-19-Patienten oder einen anderen Patienten behandele.“
Extreme Wachsamkeit ist auch die Devise von Paul Junck. „Das Monitoring ist da, wir müssen es jetzt nutzen, um rasch reagieren zu können.“ Denn die höhere Ansteckungsgefahr bei der neuen Virusvariante würde das Infektionsgeschehen massiv beschleunigen und somit viel mehr Menschen viel schneller in die Krankenhäuser spülen. Junck appelliert dann auch an die Bürger: „Haltet euch an die Regeln und seid wachsam.“ Eine Öffnung wie jetzt berge immer das Risiko, dass die Menschen die neu gewonnenen Freiheiten überstrapazieren. „Was auf dem Papier gut klingt, muss noch lange nicht das sein, was die Leute tatsächlich tun – das sind immer zwei Paar Schuhe.“
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„Impfen, was das Zeug hält?“ Auf jeden Fall. Die beste Möglichkeit die Infektionskette zu stoppen.Wer keinen triftigen Grund hat sich nicht impfen zu lassen(angeschlagenes Immunsystem) sollte nicht zögern.Er hilft sich selbst und den Mitmenschen. Mit Impfung haben wir die meisten Krankheiten besiegt,das sollte man sich immer vor Augen halten. Auf Panikmache im Internet sollte man nicht hereinfallen. Und,der Frühling ist nicht mehr weit.
Die Frage die sich mir aufdrängt ist, wann werden endlich die geimpft die sich seit Monaten Zuhause verstecken weil sie zu einer Risikogruppe gehören und nicht über 75 Jahre alt sind. Es gibt viele Menschen mit Herzerkrankungen oder auch Menschen die Medikamente nehmen müssen die ihr Immunsystem schwächen, wie z.B. Organtransplantierte. Deren Risiko eines schweren oder vielleicht sogar tödlichen Krankheitsverlauf ist um einiges höher als derer die evtl. zu den Senioren im Lande gehören. Außerdem wurde entschieden dass deren Kinder jetzt wieder in die Schule gehen müssen. Die Regierung serviert gerade diese Personen dem Virus auf einem Silbertablett.
429 Menschen geimpft! Ist das “Impfen, was das Zeug hält“? Wohl nicht!
Der Impfmarathon ist wohl eher ein Marathon für Schnecken. Hoffentlich vertrocknen sie nicht in der Hitze nächsten Sommer!
Ich verstehe einfach nicht, dass man hierzulande noch von einer Impfstrategie spricht? Dauernd ändert die Strategie !? Warum hört man nicht auf die Wissenschaftler und Experten?
Wie sagt doch der Experte Professor Claude Muller: „Die Impfung ist da, worauf warten wir“?
Was die Leute interessiert sind nicht die Beiträge der Gesundheitsdirektion zu Covid-19 ; sondern sie wollen wissen ,wo stehen wir mit der Impfung? Wenn man in solchen Beiträgen liest:
The best wishes for 2021, our Health, besser wäre , our Life !
Auch mit 86 stirbt man nicht gern und nimmt die Nebenwirkungen
der Impfung,die ja freiwillig ist, mit in Kauf.
Die Angst der Menschen steigt mit jeder neuen Aussage zur Impfung, die stetig eine andere ist? Was soll man da noch glauben?
Die Impfungen verlaufen sehr schleppend.Das Virus beschleunigt seine Offensive.Luxemburg beschließt Lockerungen, zu viele halten die einfachen Schutzgesten nicht ein! Wir schaffen es so nicht!
Es wäre auch wichtig, dass die Studenten , und besonders die, die im Ausland studieren, zwischen Juli und September 2021 , geimpft werden würden. Ansonsten z.B. ein Abiturient ( 2018 ) riskiert fast seine gesamte Bachelor- Studienzeit in Quarantäne und / oder Homeschooling verbracht zu haben . Kids first !